
Seit Mitte September rollen Bagger und Lastwagen zwischen Hergolshausen und Theilheim. Das Staatliche Bauamt Schweinfurt baut neben der Staatsstraße 2270 einen Radweg, der auch als Wirtschaftsweg dienen soll. Die Maßnahme ist Teil des Radwegebauprogrammes 2020 bis 2024 der Bayerischen Staatsregierung und soll eine weitere Lücke im Radwegenetz zwischen Schweinfurt und Würzburg schließen.
Während in der politischen Gemeinde das Vorhaben auf uneingeschränkte Zustimmung stößt, gibt es jetzt Kritik aus der Bevölkerung. Norbert Lutz aus Hergolshausen hält den Bau des Radweges für nicht erforderlich, weil es in 500 Metern Entfernung bereits einen gut ausgebauten Wirtschaftsweg zwischen den beiden Ortschaften gebe, den man zum offiziellen Radweg deklarieren könne. "Das ist Steuergeldverschwendung", kritisiert Lutz die veranschlagten Kosten von 1,1 Millionen Euro.
Bürgermeister überrascht von Kritik
Bürgermeister Christian Zeißner ist überrascht von der Kritik: "Ich bin froh, dass wir den Radweg bekommen", sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion. Den bestehenden Wirtschaftsweg nutze niemand, weil er zu hügelig und zu weit ab vom Schuss sei. Der neue Weg werde entlang der Staatsstraße geführt und verbinde die beiden Ortschaften auf dem kürzesten Weg. "Das ist übrigens von der Bevölkerung so gewünscht worden", weiß Zeißner.
Norbert Lutz fordert in Zeiten des Klimawandels aber ein Umdenken hin zu weniger Flächenversiegelung. Der neue Radweg soll auf einer Länge von 2,5 Kilometern an der westlichen Seite entlang der Staatsstraße 2270 verlaufen. Geplante Fahrbahnbreite sind drei Meter zuzüglich eines beidseitigen Banketts mit jeweils 75 Zentimetern, beides mit einem 40 Zentimeter starken Aufbau. "Das sind 7500 Quadratmeter, die nochmal asphaltiert werden", hat Lutz ausgerechnet. Und er prophezeit, dass beim nächsten Starkregen dann noch mehr Unmengen an Wasser nach Hergolshausen gespült werden.
Radwegebau zur Verbesserung der Verkehrssicherheit
Das Staatliche Bauamt weist die Kritik am Radwegebau mit dem Verweis auf eine Verbesserung der Verkehrssicherheit zurück. Aktuell würden Radlerinnen und Radler zwischen Theilheim und Hergolshausen auf der Staatsstraße fahren, was aufgrund des Straßenverkehrs gefährlich sei, so Ulrich Zenkel, Abteilungsleiter für den Landkreis Schweinfurt. Der asphaltierte Weg durch die Flur werde als Radweg nicht angenommen, weil er zu weit abseits der Staatsstraße verlaufe und zu hohe Steigungen aufweise.
"Radwege müssen attraktiv sein, sonst werden sie nicht angenommen", sagt Zenkel. Die Erfahrung zeige, je weiter weg sich ein Radweg von der Verkehrsstraße befinde und je mehr Steigungen er aufweise, desto geringer sei die Nutzung. Das gelte für auch für E-Bike-Fahrer. Radfahrer wollten auf direktem Weg von A nach B gelangen und nicht Umwege fahren.
Den Vorwurf der zusätzlichen Flächenversiegelung lässt das Staatliche Bauamt ebenfalls nicht gelten. Der neue Radweg werde auf einen bestehenden Wirtschaftsweg gebaut, der zum Teil schon versiegelt beziehungsweise verdichtet sei. "Außerdem haben wir einen Planungsauftrag", verweist Zenkel auf das Radwegebauprogramm des Freistaates. "Daran orientieren wir uns, das ist unser Auftrag."