zurück
Kreis Schweinfurt
Kreistag: Hitziger Streit über Zukunft des Nahverkehrs
Ohne Landratswahlkampf scheint derzeit keine Kreistagssitzung auszukommen. Das war bei der Debatte über den Nahverkehr nicht anders.
Diese Buslinien sollen in einigen Jahren den Nahverkehr im Landkreis attraktiver machen. Die 13 Hauptlinien sollen nach dem Willen des Kreistags tagsüber im Stundentakt fahren.
Foto: MP-Grafik | Diese Buslinien sollen in einigen Jahren den Nahverkehr im Landkreis attraktiver machen. Die 13 Hauptlinien sollen nach dem Willen des Kreistags tagsüber im Stundentakt fahren.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:39 Uhr

Nach eineinhalbstündiger Debatte hat der Kreistag nichts beschlossen. Zumindest aber den Willen bekräftigt, dass bei der angestrebten Reform des Öffentlichen Nahverkehrs die künftigen 13 Haupt-Buslinien im Stundentakt fahren, wie es auch das Mobilitätskonzept favorisiert hat. Die (kostengünstigere)  Alternative wäre gewesen, dass manche Linien nur alle zwei Stunden unterwegs sind.

Busse zu jeder Stunde 

Warum also die neue Diskussion? Weil die CSU einen Antrag eingebracht hatte, der den Stundentakt festschreiben sollte, wie der stellvertretende Fraktionschef und Landratskandidat Lothar Zachmann erläuterte. Ebenso sollte sichergestellt werden, dass bei Nebenstrecken, deren Betrieb etwa durch Sammeltaxis teurer ist, für die Fahrgäste keine Zusatzkosten in Form von eines so genannten "Komfortzuschlags" entstehen. Da künftig auch elektronische Tickets (via Handy-App) verkauft werden sollen, wollte die CSU den Landkreis verpflichten, dass dies "verbindlich" überall möglich ist, sprich: dass bis 2025 das Mobilfunknetz flächendeckend ausgebaut ist. Bekanntlich gibt es im Landkreis einige Mobilfunklöcher. Allerdings hat der Landkreis keine Zuständigkeit, sie zu stopfen.

Landrat Florian Töpper (SPD) verwies auf die Vorarbeit des überparteilich besetzten ÖPNV-Beirats in unterschiedlichen Workshops. Dabei sei bereits der Einstundentakt favorisiert und der "Komfortzuschlag" ausgeschlossen worden. Deswegen sei er "auf der Suche des Anstoßes für den Antrag", wie er formulierte. SPD-Fraktionschef Hartmut Bräuer stellte den Sinn des Vorgehens in Frage und bezeichnete die Passage als "Frechheit", in der die CSU ihre Befürchtung zum Ausdruck brachte, das Modell "Zweistundentakt" habe in Projektgruppen zu reifen begonnen. Der Nahverkehrsbeauftragte des Landratsamtes, Michael Graber, hatte in der Sitzung das Projekt vorgestellt und auch auf beide Alternativen verwiesen; jedoch unterstrich er, dass man stets den Einstundentakt favorisiert habe.

Landkreis für Mobilfunk nicht zuständig

Zachmann bestand zunächst auf die Festlegung des Einstundentaktes, ließ aber das Thema "Komfortzuschlag" fallen. In Fahrt geriet die Debatte, da der CSU-Sprecher weiter auf die Mobilfunk-Passage beharrte: Man müsse die Zeit konsequent nutzen, um zu einem flächendeckenden Netz zu kommen. Töpper entgegnete, dass man nicht weit weg von den Menschen sei und man die App nicht anbiete, wenn sie nicht überall verfügbar ist: "Das lasse ich so nicht im Raum stehen." Er wehre sich dagegen, beim Landratsamt Dinge abzuladen, für das es nicht zuständig sei. Und beim Thema Mobilfunk sei dies der Fall. Auch Thomas Vizl (Grüne) machte deutlich, dass der Landkreis gar nicht zusagen könne, dass Mobilfunk flächendeckend zur Verfügung steht.

Glotzmann: CSU will unterstützen

Beate Glotzmann, die dem ÖPNV-Beirat angehört, versuchte zu erklären, dass der CSU-Antrag kein Angriff auf die Verwaltung darstelle, sondern als Unterstützung des Vorhabens gemeint sei. Man wolle auf allen Ebenen dazu beitragen, dass Mobilfunk überall funktioniere. Töpper hielt dies aber für den falschen Weg, weil dadurch Erwartungshaltungen an der Landkreis aufgebaut würden, die er nicht erfüllen könne. Vizl sah dahinter Wahlkampftaktik: Es gehe nicht, dass eine Fraktion sagen könne, sie habe etwas durchgesetzt, was alle wollen.

Kreistag will gemeinsame Mobilfunk-Resolution

Zachmann und die CSU befanden sich schon auf vorsichtigem Rückzug, als der Grüne Vizl den Durchbruch erreichte: Er verkündete, dass sich seine Fraktion auf den Einstundentakt der 13 Haupt-Buslinien festlege. Zum Thema Mobilfunk regte er eine gemeinsame Resolution des Kreistags an, die an die zuständigen politischen Ebenen gerichtet werden soll. Zachmann zog daraufhin den gesamten CSU-Antrag zurück. Man habe mit der Debatte das gewünschte Ziel erreicht, sagte er.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Josef Schäfer
Beate Glotzmann
CSU
Florian Töpper
Fraktionschefs
Hartmut Bräuer
Kreistage
Lothar Zachmann
Mobilfunk-Technik und Mobilfunktelefonie
SPD
SPD-Fraktionschefs
Thomas Vizl
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • FC05Supporter
    Good Night CSU. Sehr geschätzter Herr Zachmann und andere CSU'ler die nicht auf der Welle eines Herrn Ecks oder einiger andere schwimmen. Bitte Boykottieren Sie solche Anträge ihrer Fraktion! Warum, es ist ein Unding, in der Welle einiger angeblicher sogenannter Häuptlinge und Experten zu schwimmen. Die Steigerwaldbahn ist weder Pest noch Kollera, nein das ist Sie nicht! Sie ist ein SEGEN! Dafür muss man über den sogenannten Tellerrand schauen. Nicht blindlinks einigen Leuten ohne Wissen, Expertise oder Abschlüssen zu folgen. DANKE! Die Wahrheit gibt es bei neutralen und Befürwortern nicht bei Leuten mit dem sogenannten Halbwissen. 😙
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • engert.andreas@gmx.de
    Frage zur Linie 8137
    Warum gibt es hier eine 8137a und eine 8137b?
    Das wäre verständlich, wenn es sich um EINE Linie handeln würde, die den größten Teil der Strecke identisch verläuft - z.b. von SW bis GEO - und dann als Variante a über Frankenwinheim - Lülsfeld nach Schallfeld weitergeführt würde - und Variante b ab Geo über Wiebelsberg nach Oberschwarzach weiter verlaufen würde.
    Das hier vorliegende Konzept zeigt aber zwei vollkommen unterschiedliche Linienverläufe, die am Startpunkt auseinander gehen - und sich erst wieder am Zielpunkt treffen. Die bräuchten zwei komplett unterschiedliche Linien-Bezeichnungen.
    Oder soll uns hier eine Mogelpackung verkauft werden - die Linie 8137 fährt stündlich, zu den geraden Stunden Variante a, zu den ungeraden Stunden Variante b? Das würde nichts anderes heißen, als einen 2-Stunden-Takt auf zwei vollkommen unterschiedlichen Linien - nur geschickt unter der selben Liniennummer versteckt?
    Wer kann mich da aufklären?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ba.stark@web.de
    Während die Eck-geprägte CSU im Landkreis Schweinfurt gemeinsam mit einigen Bürgermeistern beim Thema Steigerwaldbahn sich als Allianz von Bedenkenträgern und Verhinderern darstellt, ist die CSU im Landkreis Regensburg viel weiter.

    Vergleichbare Situation, unterschiedliche Herangehensweise: https://www.wochenblatt.de/politik/regensburg/artikel/296812/landkreis-csu-setzt-auf-eine-regionalbahn-mit-innerstaedtischer-erschliessung
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reinshagen153@t-online.de
    Der Plan mit dem Irrgarten der Buslinien des Lkr. SW stellt etwa nur 1/7 der Fläche des erweiterten Verkehrbundes Mainfrankens dar. Das wird dann ein Monster-Buslinien-Irrgarten, der Autofahrer abschreckt! Das schreit geradezu nach der Steigerwaldbahn, als 50 km lange Nord-Süd-Expressachse, an die Buslinien quer angetaktet werden. Verbundsysteme sind mehr als nur politische und tarifliche Zusammenschlüsse, sondern eine Kombination von Schiene & Bus.

    Bezeichnet für die Provinzialität ist auch das Fehlen der beiden SWer Regionlbahnhalte auf der Karte. Die sind Gold wert, weil hier bereits eine S-Bahn-ähnliche Strecke entlang der Innenstadt verläuft.

    SW Stadt & Land versinken derzeit in tiefste Provinz & Kleingeist. Die lokalen Politiker sind nicht mal in der Lage, geniale Ideen wie die Regionalstraßenbahn von Wittek-Brix zu erkennen, geschweige denn anzusprechen. Stattdessen stritt man über Mobilfunk.

    Man muss sich derzeit um die Region SW ernste Sorgen machen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • engert.andreas@gmx.de
    Die Bahnlinie wollte ich in meinem Kommentar auch in keinster Weise ausschließen - die ist die Grundachse im südlichen Landkreis.
    Umso wichtiger ist eine Möglichkeit, von West und Ost überhaupt an die Bahnlinie ran zu kommen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DieWahrheit
    Lieber Andy25,

    am 15.03.2019 sind Kommunalwahlen.

    Ich freue mich auf Ihre Kandidatur.

    Gruß
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reinshagen153@t-online.de
    @Ricky1234: Kann leider nicht, weil ich 100 km entfernt wohne. Hatte trotzdem ausführlicheren E-Mail-Kontakt zu SWer Grünen und einer SWer Wählervereinigung und gab Anregungen zur Ledward/LGS. Hätte mich sehr gern eingebracht und ehrenamtlich beraten. Aber man ließ es im Sande verlaufen. Quereinsteiger sind bei Parteien bekanntlich nicht beliebt. Sie nennen es "Bürgerbeteiligung".
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • thomas.vizl@ing-orf-vizl.de
    Auch die Steigerwaldbahn ist im Mobilitätskonzept des Landkreises enthalten (optionale Lösung). Siehe https://www.landkreis-schweinfurt.de/service-infos/serviceleistungen-informationen/ServiceInfos/detail/steigerwaldbahn-1753/
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • tagblatt_leser
    Eigentlich müssten den Gemeindeoberhäuptern, die sich als Anrainer gegen die Reaktivierung der Steigerwaldbahn mit Händen und Füßen wehren, die Ohren klingeln. Die Planungen des Landratsamts schreien geradezu - um an die Ausführungen von Andy25 anzuknüpfen - nach einer Wiederaufnahme des Bahnbetriebs.

    Es wird Zeit, dass sich hier die Kommunalpolitiker der "Ablehnungsfront" Gedanken machen. Von den Horrorszenarien - diesellokbespannte lärmende Züge, das war dereinst Standard vor 40 Jahren, Kosten der Reaktivierung 100...150 Mio € entgegen der Gutachten Schliephage und KOBRA mit ca. 25 Mio € - sollte man sich endlich! verabschieden. Und: die Gemeinderatsmitglieder umfassend und nicht mit gefilterten Informationen und Beschlussvorlagen versehen.

    War Gerhard Eck beim der Kreistagssitzung anwesend?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Herbertm
    Wie schafft es der Landrat Töpper bei der Diskussion um das Mobilitätskonzept des Lankreises nicht eine Frage der Grünen zum Fortgang der Steigerwaldbahn gestellt zu bekommen? Wenn der Landkreis sich die Arbeit macht ein Konzept für den ÖPNV zu erstellen, ohne dabei die Steigerwaldbahn in irgendeiner Form zu bewerten oder die Entscheidung darüber voranzubringen, habe ich das Gefühl, dass der Landrat den Grünen ein Schnippchen schlagen könnte. Ein glühender Verfechter der Steigerwaldbahn sieht allemal anders aus.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • engert.andreas@gmx.de
    Bei der Linie 8137b fehlt ein Schlenkerer - die fährt (so ist es zumindest momentan geplant) von Unterspiesheim über Herlheim - Alitzheim - Sulzheim - Mönchstockheim nach Gerolzhofen.
    Da fehlt eindeutig ein Schlenkerer nach Unterspiesheim - Gernach - Kolitzheim - Herlheim ...
    Kolitzheim ist der Sitz der Gemeinde - wenn jemand aus Herlheim eine kommunale Aufgabe erledigen will, muss er nach KOLITZHEIM ins Rathaus, nicht nach Sulzheim oder zur VG nach Geo! Hier wird eine Gemeinde ganz bewusst zerrissen.
    Außerdem gäbe es so die Möglichkeit, in Kolitzheim in die Linie 8137a umzusteigen (sofern die Fahrzeiten aufeinander abgestimmt wären)! Da würde eine Vernetzung innerhalb der Gemeinde Kolitzheim bewirken!
    Außerdem sind alle Linien im südlichen Landkreis - 8150 - 8160 - 8137 a und b ALLE auf die Verbindung SW-GEO ausgelegt - eine mögliche West-Ost-Querung des Landkreises in diesem Bereich ist nicht vorgesehen und auch nicht möglich - auch nicht mit Umsteigen! Das wäre aber dringend nötig!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten