
Wer in die Hämatoonkologie im Medizinischen Versorgungszentrum unterhalb des Leopoldina-Krankenhauses kommt, leidet an einer gut-oder bösartigen Erkrankung des Blutes oder an einer Krebserkrankung. Nicht selten dauert die Behandlung länger, kann sich über Monate, sogar Jahre erstrecken. Chemotherapien zum Beispiel können sehr anstrengend sein. Und nicht nur der Körper braucht Hilfe: Auch die Psyche braucht Unterstützung.
Patientinnen und Patienten sollen sich wohlfühlen
Deswegen ist Dr. Hans Reinel und seinem Team wichtig, dass es den Patientinnen und Patientinnen hier gut geht, sie sich wohl fühlen, dass die Atomsphäre stimmt. Die Patienten können Snacks, Laptop, Strickzeug, Lesestoff mitbringen. In einem Schrank gibt's tragbare CD-Spieler, Kopfhörer, Lesebrillen, Lesestoff. Fünf bis sechs Stunden kann eine Infusionsbehandlung dauern. "Wir lachen hier auch viel", sagt Dr. Hans Reinel, Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie, Schwerpunkt Palliativmedizin und Leiter der Praxis.
"Wir sind ein lebensbejahendes Team hier", sagt Reinel. 60 bis 70 Prozent der Krebserkrankungen seien heilbar. Trotzdem sei eine Krebsdiagnose immer eine gewaltiger Einschnitt in das Leben. "Das zu verarbeiten, ist nicht einfach", erlebt Schwester Olga Helwich immer wieder. Alles durchzusprechen, Ziele formulieren, ehrlich sein: "Das gibt Kraft und hilft", sagt Dr. Christoph Köchel.
2003 hat alles ganz klein angefangen, mit einem Zimmer im Krankenhausgebäude, erzählen Dr. Hans Reinel, Dr. Christoph Köchel und die Schwestern Olga Helwich und Christine Turkut. Seit zehn Jahren gibt es die Räume im MVZ, unterhalb des Leopoldina-Krankenhauses. Zu diesem Anlass hätte das Team gerne zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Wie so vieles, ist das aber Corona zum Opfer gefallen.

Klassische Chemotherapie macht nur ein Drittel aus
80 bis 100 Patientinnen und Patienten kommen durchschnittlich am Tag in die Behandlungsräume im MVZ oder in die "Zweigstelle " an der Geomed-Klinik in Gerolzhofen. "Das Angebot kommt gut an", so Reinel und Köchel. Nur gut ein Drittel der onkologischen Therapien ist die klassische Chemo. Der Rest: zielgerichtete Therapie, Immuntherapie, Antikörpertherapie. 99 Prozent der Therapien werden hier gemacht, nur Stammzellentherapie nicht.
Dazu kommen Diagnose, Therapieplanung, Begleittherapien. "Man kann fast alles ambulant machen", sagt Schwester Olga Helwich. Zuhause schlafen zu können sei wichtig für die Patientinnen und Patienten.
Ambulante Therapie hat viele Vorteile
Wer eine ambulante Krebs-Therapie macht, bleibt in seinem sozialen Umfeld, bewegt sich mehr, ist aktiver, so Dr. Hans Reinel. Außerdem könne man die Abläufe besser auf die Patienten abstimmen.
Die kurzen Wege zu anderen medizinischen Fachgebieten wie Strahlentherapie, Neurochirurgie oder Kardiologie am MVZ-Leopoldina: das ist einer der Pluspunkte, ist sich das Team einig. Ein weiterer: Die ambulante und stationäre Versorgung aus einer Hand. Hier im MVZ arbeiten die gleichen Mitarbeiter wie drüben im Leopoldina-Krankenhaus. Auch das soll dazu beitragen, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
Dreimal in der Woche findet eine Tumorkonferenz statt. Jeder Patient wird vorgestellt, gemeinsam entschieden, welche Therapie für ihn oder für sie die richtige ist. Pathologen, Onkologen, Strahlenmediziner, Chirurgen, Gynäkologen diskutieren über die Fälle.
Auch wichtig: Ernährungsberatung und Make-up-Seminare
Zur Therapie gehören aber noch weitere Angebote: Ernährungsberatung, Hilfestellung durch die Psychoonkologen, Make-up-Seminare. Eine Folge von Immuntherapie kann sein, dass die Augenbrauen ausfallen, erzählt Schwester Olga. Da helfen Schmink-Tipps, sich ein bisschen besser zu fühlen.