Der 25. Januar 2022 könnte der Tag sein, auf den man in einigen Jahren zurückschauen wird, als den großen Wendepunkt in der jüngeren Stadtgeschichte. Als den Tag, nach dem Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) das Ruder herum riss. Oder den Tag, der den Beginn des vorzeitigen Endes seiner Amtszeit in Schweinfurt markierte.
Der 25. Januar ist der Tag, an dem die ganzen sich seit Jahren aufgestauten und nie gelösten Personalprobleme in einer nie dagewesenen Eruption an die Öffentlichkeit kamen. Es war der Tag, als insbesondere der CSU klar geworden ist, dass Aussitzen und Schweigen keine Optionen mehr sind.
Der Tag, an dem der Gesamtpersonalratsvorsitzende Christof Klingler in einem dramatisch Appell öffentlich machte, dass es so im Rathaus nicht mehr weitergehen kann. Der Tag, als dem Oberbürgermeister endgültig klar werden musste, dass er nun handeln, dass er aktiv werden muss. Dass es seine womöglich letzte Chance ist, ein Oberbürgermeister zu werden, dem man später einmal nachsagt, er habe diese Stadt in die Zukunft geführt und Antworten gegeben auf die wichtigen Fragen des 21. Jahrhunderts: Klimawandel und Fachkräftemangel.
Gestalten statt verwalten, agieren statt moderieren – das sind die Schlagworte, nach denen Sebastian Remelé seine Arbeit nun ausrichten muss. Nicht Maß und Mitte, sondern Tatkraft und Durchsetzungsvermögen sind nun gefragt.
Es gibt Anzeichen dafür, dass der OB verstanden hat, was auf dem Spiel steht. Allerdings: Dass es einen solchen Anlass braucht, damit Sebastian Remelé, der nicht nur Oberbürgermeister, sondern auch Personalreferent ist, von sich aus sagt, er habe das Thema Personal "zur Chefsache" gemacht, ist bemerkenswert. Wie kann Personalmanagement nicht schon seit zwölf Jahren "Chefsache" sein? Wieso ist einer der größten Kritikpunkte der Mitarbeitenden das Thema "Wertschätzung"?
Eines ist auch klar: Neben dem OB sind jetzt auch die Referenten gefragt, das ihre dazu zu tun, dass die Situation für die Mitarbeitenden in den einzelnen Ämtern nachhaltig besser wird. Gute Führung fängt an der Spitze an.