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Kreis Schweinfurt
Klimawandel im Kreis Schweinfurt: Die heimische Waldkiefer stirbt aus
Der Klimawandel setzt einer eigentlich robusten Baumart im Landkreis Schweinfurt zu. Deshalb wird der Sennfelder Planbaum wohl einmal eine korsische Schwarzkiefer sein.
Abgestorbene Waldkiefern sind mittlerweile überall im Landkreis Schweinfurt zu sehen.
Foto: Stephan Thierfelder | Abgestorbene Waldkiefern sind mittlerweile überall im Landkreis Schweinfurt zu sehen.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 17.02.2024 02:53 Uhr

Für Fachleute ist es nicht überraschend, dass die heimische Waldkiefer angesichts der vergangenen Hitze- und Dürrejahre am Sterben ist. Für Laien schon. Denn schließlich galt diese Baumart im Klimawandel immer noch als robust und anspruchslos. Auch im Landkreis Schweinfurt hat die Kiefer schwere Probleme. Die Hoffnung der Forstleute ist nur, dass sie hier nicht so schnell und so flächig verschwindet wie die Fichte.

Dass es mit der Fichte so rasant abwärts geht, hatten auch Experten wie Stephan Thierfelder nicht erwartet. Der Bereichsleiter für den Forst beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt rechnete wie andere Fachleute eher mit einem Zeithorizont bis 2030 oder 2040. Allerdings wurde bei den Prognosen ein geringerer CO₂-Ausstoß angenommen. "Stattdessen sind die Szenarien eher noch kritischer geworden", so der Fachmann. Was alle Baumarten betrifft.

Niederschlagsmengen wie in Nordjordanien

Der Waldkiefer wurde landläufig noch mehr zugetraut. Hat sie doch tiefe Wurzeln, um an Wasser zu gelangen, und gedeiht auch auf "schlechtem Boden", also auf Heide oder Sand. Aber: "Es ist eine nordische Baumart, beheimatet im Baltikum und Norwegen", so Thierfelder. Sie braucht also eigentlich ein kühleres Klima. Und gerade der Landkreis Schweinfurt ist mittlerweile eine besonders heiße Region. Noch dazu sind die Niederschlagsmengen mit 450 Millimeter pro Jahr in der Schweinfurter Trockenplatte so gering wie in Nordjordanien.

Nadelbäume machen im Landkreis Schweinfurt etwa 15 Prozent des Waldes aus. Circa fünf Prozent davon dürften Kiefern sein, schätzt Thierfelder. Überall gehen die Bestände zurück, vor allem am Steigerwaldfuß auf Gipskeuperstandorten: etwa im Privatwald Michelau oder im Stadtwald Gerolzhofen. Noch am besten sieht es bei Hörnau und Grafenrheinfeld aus, zumal die Bäume dort an Grundwasser gelangen.

Im Wald bei Oberschwarzach zeigt sich deutlich das Absterben der heimischen Waldkiefer.
Foto: Stephan Thierfelder | Im Wald bei Oberschwarzach zeigt sich deutlich das Absterben der heimischen Waldkiefer.

Verschiedene Schädlinge setzen der heimischen Waldkiefer außerdem noch zu. Schon immer war dies laut Thierfelder der sogenannte Waldgärtner, ein Borkenkäfer, der in den Trieben frisst, aber sich in der Rinde entwickelt und den Baum zum Absterben bringt. In den letzten zehn Jahren kam noch der Blaue Kiefernprachtkäfer hinzu, der sich unter die Rinde frisst und selbst für Forstleute schwer erkennbar ist. Zumal die Krone noch grün aussieht.

Die Mistel ist ein Klimawandelgewinner

Durch die Hitze wird auch der Pilz Diplodia an den Nadeln gefördert. Und schleichend kommt die Kiefernmistel hinzu, die ihre Senkwurzeln in die Wasserleitungsbahn des Baumes bohrt und ihm Wasser entzieht. "Die Mistel ist ein Klimawandelgewinner", bestätigt Thierfelder. Vor allem bei Oberschwarzach und Hörnau ist der Halbschmarotzer auf Waldkiefern zu finden.

Ein "hohes Klimarisiko" wird dieser Baumart bei uns prognostiziert. "Wir müssen die Kiefernwälder umbauen", weiß der Forstamtsleiter. "Ich hoffe, dass wir nicht so unter Zeitdruck stehen wie bei der Fichte." Ein schleichender Prozess ist seine Hoffnung, keine flächigen Ausfälle der heimischen Waldkiefer, wie bei der Fichte.

Für eine naturnahe Waldverjüngung ist die Kiefer eigentlich prädestiniert: Denn sie steht locker, lässt auch Sonnenlicht auf den Boden, sodass Keimlinge gedeihen können. "Sofern die Rehe das zulassen", schränkt Thierfelder ein, mit Hinweis auf Verbissschäden. Eine Verjüngung Richtung Eichen wäre also möglich. "Oben die Kiefer und unten die Eiche sowie Samenflug und aktives Hinzupflanzen", lautet seine Devise.

Allerdings gibt es auch hier Probleme, die vor allem im Gemeindewald Grafenrheinfeld sichtbar sind. Dort hat man vor vielen Jahren die Spätblühende Traubenkirsche in den Wald geholt, eine invasive Art aus Nordamerika. "Sie vermehrt sich stark und unterdrückt heimische Baumarten", erklärt der Forstexperte. Jetzt bemüht man sich, sie wieder loszuwerden.

Als Planbaum künftig eine Korsische Schwarzkiefer statt einer heimischen Waldkiefer

Dass die Kiefer auch eine kulturelle Bedeutung in der Region hat, wird unter anderem in Sennfeld deutlich. Dort wird bei der Kirchweih, dem Friedensfest, das seit 375 Jahren gefeiert wird, stets eine große heimische Waldkiefer als Planbaum aufgestellt. Künftig könnte das eine Schwarzkiefer mit Herkunft aus Korsika sein, die mit dem hiesigen Klima zurechtkommt. Solche Exemplare wurden jetzt auch bei der Neuaufforstung eines 2,5 Hektar großen Waldstücks gepflanzt. Gräuliche Rinde und längere, dunklere Nadeln zeichnen sie aus.

"Ja, der Klimawandel greift auch in das Brauchtum ein", macht Thierfelder deutlich. Er verweist auch auf schon längere, massive Probleme bei der Birke. Dass dieser Baum künftig noch bei Festen als Schmuck oder als Maibaum genutzt werden kann, ist eher unwahrscheinlich.

 
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Kommentare
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  • Peter Koch
    Die Schwarzkiefern bei Leinach gehen wegen Trockenheit ein, das sollte sich eigentlich auch bis Schweinfurt herumgesprochen haben.
    https://www.sueddeutsche.de/bayern/forstwirtschaft-erlabrunn-schluss-mit-mittelmeergefuehl-schwarzkiefern-leiden-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220913-99-736893
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