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Schweinfurt
Klamme Kassen bei den Kirchen machen die Arbeit der Bahnhofsmission schwierig
Die Bahnhofsmission hilft nicht nur in Not geratenen Reisenden. Die Träger, die Kirchen, müssen sparen. Woher kommt künftig das Geld für diese wichtige Arbeit?
Die Leiterin der Schweinfurter Bahnhofsmission, Susanne Brand (links), und IN VIA-Geschäftsführerin Martina Fallmann hoffen, dass die Stadt Schweinfurt die Arbeit der Bahnhofsmission stärker unterstützt und, dass auch der Landkreis Gelder zur Verfügung stellt.  
Foto: Helmut Glauch | Die Leiterin der Schweinfurter Bahnhofsmission, Susanne Brand (links), und IN VIA-Geschäftsführerin Martina Fallmann hoffen, dass die Stadt Schweinfurt die Arbeit der Bahnhofsmission stärker unterstützt und, dass ...
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:39 Uhr

Alle müssen sparen, auch bei den Kirchen sind die Kassen klamm. Dies trifft auch die Schweinfurter Bahnhofsmission, deren Trägerschaft und Kosten sich die evangelische Diakonie und "IN VIA", der katholische Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit in Bayern teilen. Die Mittel der Kirchen für die Bahnhofsmission wurden gekürzt.

Erste Konsequenz ist die zeitliche Reduzierung der täglichen Öffnungszeiten. Stand die Bahnhofsmission bisher werktags von 8 bis 16 Uhr für Hilfestellungen aller Art und als Gesprächspartner für in Not geratene Mitmenschen zur Verfügung, gelten ab sofort kürzere Öffnungszeiten. Von 9 bis 15 Uhr (Samstag und an Sonn- und Feiertagen geschlossen) stehen die Türen der Bahnhofsmission, die es seit 1926 in Schweinfurt gibt, offen.    

Das grundsätzliche Problem aller Bahnhofsmissionen sei, dass es keine Regel- oder Pflichtfinanzierung für sie gibt, so Martina Fallmann, seit September 2021 neue Geschäftsführerin beim Fachverband "IN VIA Würzburg e.V.". Bahnhofsmissionen seien immer darauf angewiesen, dass die Kommune und der Landkreis Zuschüsse geben. Den Rest müssen die Träger der Bahnhofsmissionen, in Schweinfurt also die beiden Kirchen, aufbringen. Es ist keine kommunale Pflichtaufgabe, was bedeute, dass die Kommunen selbst entscheiden, was sie geben.   

Um die geringeren Mittel von Kirchenseite etwas zu kompensieren, wurde für 2023 ein höherer Förderantrag an die Stadt Schweinfurt gestellt. Darüber hinaus konnte die Bahnhofsmission erstmals einen Förderantrag beim Landkreis Schweinfurt einreichen. In beiden Fällen sei noch nicht entschieden, ob die Mittel im gewünschten Umfang zur Verfügung gestellt werden, so Martina Fallmann.   

Zu den Aufgaben der Bahnhofsmission gehört etwa auch die Reisebegleitung hilfsbedürftiger Menschen.  
Foto: Archiv: Anand Anders | Zu den Aufgaben der Bahnhofsmission gehört etwa auch die Reisebegleitung hilfsbedürftiger Menschen.  

Eine weitere Konsequenz der spärlicher fließenden Gelder sei, dass die Diakonie mit ihren deutlich mehr Personalstunden entschieden habe, eine Stelle nicht nachzubesetzen. Das bedeutet, dass die Leiterin der Schweinfurter Bahnhofsmission, Susanne Brand (IN VIA), und Elmar Rachle (Diakonie), im Urlaubs- oder Krankheitsfall keine Stellvertretung mehr haben, sondern sich in solchen Fällen gegenseitig vertreten müssen. Brand und Rachle teilen sich die Organisation der Bahnhofsmission in jeweils dreistündigen Früh- und Spätschichten. Die Reduzierung der Öffnungszeit soll ermöglichen, dass sich die beiden ein gewisses Stundenpolster für den gegenseitigen Vertretungsfall aufbauen können.

Warum weitere Ehrenamtliche so wichtig wären

"Es ist alles ganz schön auf Kante genährt", so Susanne Brand, die mit ihrem Team versuchen will, auch in weniger Zeit die gewohnten Angebote machen zu können. Angebote, die wie das Männerfrühstück, die Frühstücksangebote für Frauen oder der "Beauty-Tag" über die normalen Angebote hinausgehen und das besondere der Schweinfurter Bahnhofsmission ausmachen. "Die Gelder werden in den kommenden Jahren nicht mehr werden", ist sich Martina Fallmann sicher und wäre genau wie Susanne Brand froh, wenn sich deshalb mehr Menschen zur ehrenamtlichen Mitarbeit in der Bahnhofsmission entschließen könnten.     

Kurse, Anleitungen, Teambesprechungen – Ehrenamtliche werden fürsorglich und umfangreich auf ihre Aufgaben vorbereitet, macht Susanne Brand allen Mut, sich auf solch eine bereichernde Aufgabe, zum Beispiel in der Reisebegleitung, einzulassen. Der bestehende Stamm an Ehrenamtlichen, etwa zehn Personen, werde auch älter, weshalb es gut wäre, wenn er vergrößert und auch verjüngt würde.   

Bahn unterstützt die Schweinfurter Bahnhofsmission in vielen Bereichen

Nach wie vor optimal sei die Unterstützung der Bahnhofsmission durch die Deutsche Bahn, sind sich Brand und Fallmann einig. Der Raum wird gestellt, die Kosten für Heizung, Strom und Wasser werden von der Bahn übernommen. Im Augenblick gebe es konstruktive Gespräche mit der Bahn hinsichtlich der Umgestaltung der Räumlichkeiten, so Martina Fallmann. Mehr Gäste und vor allem auch wieder Schülerinnen und Schüler, die auf ihre Bahn warten, betreuen zu können, wäre ein wesentliches Ziel der Umgestaltung der in die Jahre gekommenen Räume.    

Wer die Arbeit der Schweinfurter Bahnhofsmission durch Spenden oder ehrenamtliche Mitarbeit unterstützen möchte, melde sich unter Tel.: (09721) 85950 oder per E-Mail unter bm.sw@gmx.de

 
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