Es ist ein Verhandlungsmarathon und bisher keine Einigung in Sicht: Am Freitag ist in München auch die zehnte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt im bayerischen Groß- und Außenhandel gescheitert. Gewerkschaft und Arbeitgeber konnten sich erneut nicht einigen, auch wenn auf beiden Seiten Einigungswille mehrfach bekundet worden sei, wie es in einer Presserklärung des Landesverbands Bayern Großhandel, Außenhandel (LGAD) heißt.
Laut Verband boten die Arbeitgeber eine Lohnsteigerung von 10,1 Prozent sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 1200 Euro. Verdi dagegen fordert 13 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, eine steigende Ausbildungsvergütung von 250 Euro sowie allgemein verbindliche Tarifverträge für alle Angestellten.
Thomas Gürlebeck, Verdi-Verhandlungsführer, sieht die Schuld klar bei den Arbeitgebern. Die hätten es durch "ihre anhaltende Blockadehaltung wieder versäumt, den seit zehn Monaten andauernden Tarifkonflikt im Interesse der Beschäftigten zu beenden". Den Arbeitgebern wirf Gürlebeck in einer Pressemitteilung "fehlenden ernsthaften Willen" vor, eine Einigung zu erzielen.
"Einerseits jeden Lösungsvorschlag von der Verdi-Tarifkommission ablehnen und andererseits keine eigenen Lösungsvorschläge zu machen ist verantwortungslos und skandalös." Die Arbeitgeber hätten ihr Angebot vom Juli nicht einmal verbessert, das zeige, dass "ihnen die dramatische wirtschaftliche Situation und die drohende Altersarmut der Beschäftigte egal ist", so der Verdi-Verhandlungsführer.
Was die Arbeitgeberseite bisher angeboten hat und warum Verdi anders rechnet
Die Arbeitgeber hatten der Gewerkschaft zuletzt in der vierten Tarifrunde am 3. Juli als Angebot eine Lohnerhöhung in zwei Schritten bei einer längeren Laufzeit von 24 Monaten vorgelegt. Die Gehälter und Ausbildungsvergütungen sollten demnach ab September 2023 zunächst um 5,1 Prozent und ab August 2024 um 2,9 Prozent steigen. Zusätzlich sollte eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 1400 Euro für Angestellte und 700 Euro für Azubis ausgezahlt werden.
"Mit dem Angebot der Arbeitgeber vom 3. Juli wurde damit eine Einkommensverbesserung für die Beschäftigten unter Berücksichtigung der Inflationsausgleichsprämie von etwa zwölf Prozent über die Gesamtlaufzeit von 24 Monaten angeboten", fasste der LGAD damals sein Angebot zusammen. In den Augen der Gewerkschaft ein "Taschenspielertrick". Der LGAD würde der Inflationsausgleichsprämie, einer Einmalzahlung, einen prozentualen Wert geben, der dauerhaft auf die Lohnerhöhung käme. Zudem seien im Angebot der Arbeitgeber sogenannte Leermonate enthalten, in denen die Tariferhöhung nicht greifen würde.
Nach Ansicht der LGAD ist ein zeitnaher Tarifabschluss nicht in Sicht. Deshalb seien sich die Tarifträgerverbände einig, dass nun der Zeitpunkt für eine zweite Verbandsempfehlung gekommen ist. Damit wolle der LGAD den "Interessen seiner Mitglieder sowie denen ihrer Beschäftigten Rechnung tragen und schreibt deshalb die Tariftabellen fort".
Was das Scheitern der Tarifverhandlungen für die Region bedeutet
Und nun? Verdi-Verhandlungsführer Gürlebeck kündigt für Bayern weitere Streiks an. Für das Edeka-Logistikzentrum in Gochsheim und das Kaufland-Pendant in Donnersdorf ging es mit den Streiks fast nahtlos weiter. Seit Mitte März bis zum Verhandlungstag am 22. März war in den Zentrallagern gestreikt worden; in Donnersdorf legten laut Verdi-Vertreter Peter König etwas über 300 Beschäftigte die Arbeit nieder, in Gochsheim knapp über 100.
Nachdem die Verhandlungen gescheitert waren, hatte König am Samstag, 23. März, im Edeka-Lager erneut zum Streik aufgerufen; am Tag darauf die Beschäftigten im Kaufland-Lager in Donnersdorf. In Gochsheim rechnet König mit rund 130 Streikenden; in Donnersdorf hätten über 300 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. Beide Streiks sollen bis 30. März, 24 Uhr, andauern. Weitere Streiks werden dann immer kurzfristig stattfinden, so der Gewerkschaftssekretär. Die Streiks, sagt er, hätten "massive Auswirkungen auf beide Unternehmen, da die Woche vor Ostern sehr umsatzstark ist".
Spüren Kundinnen und Kunden die Auswirkungen des Streiks?
Im Gegensatz dazu rechnen die Lebensmittel-Konzerne mit keinen Auswirkungen auf die Warenversorgung für die Märkte. "Aufgrund unseres großen Sortiments ist die Warenversorgung für unsere Kunden sichergestellt", schreibt Annegret Adam von der Kaufland-Pressestelle auf Nachfrage der Redaktion. Das Logistikzentrum in Donnersdorf beliefert laut Homepage des Unternehmens Kaufland-Filialen deutschlandweit mit Non-Food-Artikeln.
Auch Edeka blickt trotz Streiks "positiv auf das Ostergeschäft". Laut Pressestelle von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen "folgen mittlerweile nur noch rund 150 unserer insgesamt 8500 Mitarbeitenden den Streikaufrufen von Verdi, also weniger als zwei Prozent". Insofern rechne man mit einer "vollumfänglichen Warenversorgung" und keinen Auswirkungen auf die Kundschaft.
Edeka will ab Mai höhere Löhne zahlen – Grundlage sind Verbandsempfehlungen
Edeka werde ab dem 1. Mai die Verbandsempfehlungen des LGAD für den Großhandel und die des Handelsverbands Deutschland für die Sparte Einzelhandel umsetzen, so die Pressestelle. Beide Empfehlungen bewegten sich gerundet bei einer Lohnsteigerung von rund zehn Prozent. Dies werde Edeka in seiner Verwaltung sowie dem Regie-Einzelhandel ab Mai umsetzen. In den Logistikzentren habe man die Löhne bereits im vergangenen Jahr erhöht. "Dort zahlen wir monatlich eine Prämie in Höhe von 300 Euro, welche umgerechnet je nach Tarifstufe mindestens plus 10,5 Prozent entspricht."
Es ist dem Handel anzurechnen, dass sie das überhaupt angeboten haben und freiwillig umsetzen!
König will sich wohl ähnlich wie Weselsky ein Denkmal setzen!
Handel bitte bleibt standhaft und lasst Euch nicht erpressen!
Und Gewerkschaften hört endlich auf unser Land weiter mit fadenscheinigen Argumenten zu erpressen und an die Wand zu fahren!
Die Argumente sind jedesmal die selben und es ist eine ewige Leier, die niemals aufhören wird!