Am Samstagabend war Schluss. Da brach Bio-Landwirt Bernhard Sauer aus Werneck im Landkreis Schweinfurt seine Karotten-Aktion für Selbstabholer ab und erklärte sie nach kaum einer Woche für beendet. Weil es ihm zu viel geworden war - und weil der Karotten-Berg auf dem Feld längst zusammengeschrumpft war.
Üppig war die diesjährige Karotten-Ernte auf Sauers Feldern ausgefallen. Das Wetter sei heuer besonders günstig gewesen, berichtet der Gemüsebauer. 70 Tonnen Möhren auf einem Hektar Anbaufläche - so viel habe er noch nie geerntet. Seine 40 Prozent Mehrertrag hatte der Vollerwerbslandwirt eine Woche lang auf seinem Acker zwischen Mühlhausen und Werneck gegen eine Spende verteilt. Weil seine Vertragspartner nicht mehr Karotten abnehmen konnten und er den Überschuss sonst hätte unterpflügen müssen, wie er sagt.
Am Wochenende dann wurde es dem Landwirt und seiner Familie aber einfach zu viel: "Da draußen waren hundert Autos gestanden. Es war völlig verrückt." Mit Pick-ups, Bussen und Anhängern seien die Leute bis aus Bamberg gekommen, um die begehrten Möhren abzugreifen. Sogar Anfragen von Interessenten mit Traktoren habe er gehabt, berichtet Sauer: "Das war mir dann aber eine Hausnummer zu groß." Die Leute hätten die Karotten vor allem für den Eigenbedarf und als Futter für ihre Schafe und Pferde geholt, sagt Sauer.
Über 10 000 Euro Spendeneinnahmen
Die Bilanz seiner Spendenaktion? "Es war ein absoluter Erfolg", sagt der Biolandwirt, "einfach toll." Er schätzt, dass über 1000 Leuten kamen. Innerhalb kürzester Zeit habe er so fast die gesamte Menge überschüssiger Möhren - immerhin 100 Tonnen - los bekommen. Und über 10 000 Euro seien zusammengekommen: "Die Spendenbereitschaft war groß."
Das Geld möchte Bernhard Sauer zum größten Teil an die Kinderkrebshilfe in Würzburg spenden. Kinder, sagt er, seien mit das Wichtigste im Leben. Einen kleinen Teil der Einnahmen werden er und seine Familie vielleicht auch einer weiteren Organisation zukommen lassen: "Darüber machen wir uns aber erst in den nächsten Wochen Gedanken."
Nicht jeder von der Aktion begeistert
Er habe indes nicht nur positive Rückmeldungen aus dem Umfeld bekommen, berichtete der Gemüsebauer am Montag : "Ich habe auch einen Anruf von einem Direktvermarkter gekriegt, der nicht so erfreut über die Aktion war." Andere Landwirte, die ihre Möhren über eigene Hofläden in der Umgebung verkaufen, hätten bei solchen Aktionen das Nachsehen.
Dennoch, auch für Zukunft kann sich der Wernecker Landwirt solche Spendenaktionen vorstellen: "Dann ziehen wir das aber auf jeden Fall professioneller auf und bieten nur haushaltsübliche Mengen zum Abholen an." Letztlich hänge alles vom Ertrag und den Verträgen mit den Abnehmern ab. Neben Karotten baut der Landwirt auch Rote Beete, Knoblauch und Pastinaken auf seinen Äckern an. Die überschüssigen Karotten losgeworden, wartet auf den Bauern jetzt die übliche Arbeit an den Feldern: "Ich habe Verträge zu erfüllen und muss die Ernte weiter einfahren."
Hut ab, Familie Sauer.