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Gerolzhofen
Kein Interesse mehr an einer Notunterkunft für Flüchtlinge: Was passiert jetzt mit der Stadthalle in Gerolzhofen?
Noch bis Jahresende ist die Stadthalle als mögliche Notunterkunft für Asylbewerber reserviert. Eine Vertragsverlängerung kommt für den Landkreis jedoch nicht infrage.
Bis zu 80 Geflüchtete könnten in der Stadthalle Gerolzhofen vorübergehend untergebracht werden. Eine Reservierung als Notunterkunft hatten die Stadt und der Landkreis vor einem Jahr vereinbart. Das Landratsamt will die Verlängerungsoption des auslaufenden Vertrages über das Jahresende hinaus jedoch nicht ziehen.
Foto: Stefan Pfister | Bis zu 80 Geflüchtete könnten in der Stadthalle Gerolzhofen vorübergehend untergebracht werden. Eine Reservierung als Notunterkunft hatten die Stadt und der Landkreis vor einem Jahr vereinbart.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 25.12.2024 02:37 Uhr

Im Dezember 2023 stimmte der Stadtrat dem Wunsch des Landkreises Schweinfurt zu, die schon lange gesperrte Stadthalle als mögliche Notunterkunft für die Unterbringung von Flüchtlingen zu reservieren. Der auf ein Jahr geschlossene Vertrag läuft nun zum Jahresende aus. Wie geht es danach weiter?

Vom Landratsamt kommt dazu eine eindeutige Antwort. "Die Stadthalle Gerolzhofen ist prinzipiell eine Option als Notunterkunft, eine Reservierung über 2024 hinaus wird aber nicht aufrechterhalten." Dies teilt Behördensprecher Andreas Lösch auf Anfrage mit.

Landkreis hält dezentrale Unterkünfte für ausreichend

Die Stadt hatte dem Landkreis damals vertraglich zugesichert, die Stadthalle präventiv für die Nutzung als Notunterkunft von 1. Januar bis 31. Dezember 2024 zu reservieren. Eine zeitgleiche Belegung mit maximal 80 Personen wäre demnach erlaubt gewesen.

Festgehalten wurde in der Vereinbarung auch, dass eine Verlängerung nur mit einem neuerlichen Stadtratsbeschluss möglich wäre, sofern die Stadthalle im einjährigen Reservierungszeitraum nicht genutzt wird. Das war bislang der Fall, und es gibt keine Anzeichen seitens der Kreisbehörde, dies in den kommenden Tagen, sprich bis zum Auslaufen des Reservierungsvertrages am Jahresende, zu ändern.

Im Gegensatz zum vorherigen Herbst besteht jetzt kein akuter Handlungsbedarf. Während die Anker-Einrichtung in Geldersheim (Lkr. Schweinfurt) damals mit über 2000 Personen überbelegt war, unter anderem weil sie zu jener Zeit zusätzlich "Free Anlaufstelle" innerhalb Bayerns für ukrainische Flüchtlinge aus anderen Bundesländern war, hat sich ein Jahr später die Situation entspannt.

Nach Angaben der Regierung von Unterfranken sind dort aktuell 765 Flüchtlinge untergebracht (Stand 12. Dezember). Der "deutlich reduzierte Zustrom" hat einen vor allem organisatorischen Grund: Zuletzt waren die Anker in anderen bayerischen Regierungsbezirken für das Herkunftsland Afghanistan zuständig. Ab Januar ist dafür wieder Unterfranken vorgesehen, was wiederum zu einem Anstieg der Geflüchteten führen könnte. Diese müssten später wieder auf die einzelnen Landkreise verteilt und von diesen untergebracht werden.

Selbst für den Fall von höheren Flüchtlingszahlen sieht das Landratsamt Schweinfurt keinen Bedarf, eine Notunterkunft bereitzuhalten. Seit dem vergangenen Winter hat die Behörde ihre Kapazitäten zur dezentralen Unterbringung von Asylbewerbern und ukrainischen Flüchtlingen weiter ausgebaut, indem zusätzliche Wohnungen in den Kommunen im Landkreis angemietet wurden. Somit könnten selbst "kurzfristige Anstiege im planbaren Ausmaß kompensiert werden, um auch die sofortige Notwendigkeit einer Notunterkunft zu vermeiden", informiert Lösch. Dennoch bleibe die Situation dynamisch und daher schwer prognostizierbar.

Landkreis nahm keine baulichen Maßnahmen vor

Die Stadt Gerolzhofen ist bislang die einzige Kommune, die dem Landkreis ein Gebäude als primäre Notunterkunft reserviert hat. Dies geschah auch aus einem bestimmten Grund, den Bürgermeister Thorsten Wozniak beim damaligen Beschluss des Stadtrates wie folgt angab: Um zu vermeiden, dass bei kurzfristigen Zuweisungen von Flüchtlingen erneut die kreiseigene Dreifachturnhalle im Schulzentrum für den Schulsport gesperrt werden würde.

Für eine ordnungsgemäße Nutzung als Notunterkunft hätte das Landratsamt oder der Freistaat die Stadthalle zuvor noch auf eigene Kosten ertüchtigen müssen, vornehmlich hinsichtlich des mangelhaften Brandschutzes. Deshalb ist das Gebäude seit 2017 für Veranstaltungen gesperrt.

Stadt und Landkreis teilen übereinstimmend mit, dass die baulichen Maßnahmen bislang nicht vorgenommen wurden. Dies wäre erst veranlasst worden, wenn sich die Notwendigkeit einer Notunterkunft abgezeichnet hätte, erklärt der Landkreissprecher.

Viel Platz für Sichtung der Museumsexponate

Nachdem sich ein Ende des Reservierungsvertrags abzeichnet, stellt sich die Frage, ob und wie die Stadthalle künftig wieder genutzt werden könnte. Es gibt zwar erste grundsätzliche Überlegungen, offenbar zählen Events und Veranstaltungen, wie vor der Sperrung, aber nicht dazu.

Dem Bürgermeister schwebt eine andere Nutzungsform vor: "Ich plane aktuell, einige der im Stadtgebiet verteilten Museumsdepots nach und nach aufzulösen", so Wozniak. Die dort lagernden Exponate könnten in der Stadthalle gesichert und katalogisiert werden, wo ausreichend Platz sei.

Gleichzeitig wünscht er sich ein Konzept oder zumindest eine Idee, wie die Stadt sich die zukünftige Museumsarbeit vorstellt. Dazu gehört für ihn auch eine Bewertung dessen, welche Objekte weiterhin in Gerolzhofen aufbewahrt und welche an andere Museen oder Archive abgegeben werden. Dass dies nicht von heute auf morgen geschehen wird, davon ist er überzeugt. "Das ist eine Aufgabe für einige Jahre."

 
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  • Peter Koch
    Ein Exponat wird ausgestellt und gammelt nicht in einem Depot rum.
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