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Gerolzhofen
Kandidat mit Wurzeln in Gerolzhofen: Felix Schymura tritt zur Europawahl für die Piratenpartei an
Der 27-Jährige hat keine reelle Chance, gewählt zu werden. Doch das stört ihn nicht. Seine politische Zukunft sieht er in der Bamberger Kommunalpolitik.
Felix Schymura steht vor seinem Elternhaus in Gerolzhofen, wo er aufgewachsen ist. Der 27-Jährige kandidiert für die Piraten-Partei bei der Europawahl am 9. Juni.
Foto: Michael Mößlein | Felix Schymura steht vor seinem Elternhaus in Gerolzhofen, wo er aufgewachsen ist. Der 27-Jährige kandidiert für die Piraten-Partei bei der Europawahl am 9. Juni.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 01.06.2024 02:50 Uhr

Die Chance, dass Felix Schymura zu den 96 Menschen zählen wird, die deutsche Wählerinnen und Wähler am 9. Juni als Abgeordnete in das künftige Europäische Parlament entsenden werden, ist verschwindend gering. Darüber ist sich der 27-Jährige, der in Gerolzhofen aufgewachsen ist, völlig im Klaren. Auf einen persönlichen Erfolg bei der Europawahl komme es ihm auch gar nicht so sehr an, sagt er.

Schymura sitzt an einem Couchtisch im Haus seiner Eltern. Diese leben in Gerolzhofen. Er selbst hat hier noch einen Nebenwohnsitz, wohnt allerdings seit einigen Jahren in Bamberg. Im benachbarten Memmelsdorf arbeitet er als Digitalisierungsbeauftragter und IT-Administrator der dortigen Gemeinde.

Computer, Digitalisierung und das weltweite Netz interessieren ihn schon lange. Nicht nur beruflich. Als 16-jähriger Schüler der Realschule in Gerolzhofen hat er professionell Handy-Apps getestet, für Stiftung Warentest. Doch nicht nur das: Schon als Jugendlicher entwickelte er eigene Apps. Virtuelle Welten, die Welt der Bits und Bytes sind ihm wohlbekannt.

Mit der digitalen Welt bestens vertraut

Insoweit wundert es einen nicht, dass er zur Europawahl für eine Partei antritt, die sich gerade dort verortet und sich starkmacht für die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer digitaler Angebote, im Internet, wo es technisch betrachtet zunächst einmal keine Grenzen gibt.

Die Rede ist von der Piratenpartei, auf deren deutschlandweit gültigen Liste zur Europawahl Schymura auf Platz 15 steht. Weiter nach oben wollte er nicht, wie er sagt. Denn die Spitzenkandidaten hätten, obwohl die Piratenpartei hierzulande ein gewisses Nischendasein fristet, Chancen, für die kommenden fünf Jahre ins zehnte Europäische Parlament einzuziehen.

Aktuell gehört mit Patrick Breyer ein Vertreter der Piratenpartei Deutschland dem Europäischen Parlament an; daneben gibt es drei weitere Piraten-Abgeordnete, aus Tschechien. Schymura hofft, dass es mit dieser Wahl drei deutsche Piraten nach Brüssel schaffen. Hierfür müsste die Partei, für die er antritt, hierzulande jedoch 2,7 Prozent der Stimmen holen. Bei der Wahl 2019 waren es 0,7 Prozent, halb so viel wie noch 2014. Die Hürden, ins Parlament zu kommen, sind für kleine Parteien aber grundsätzlich gering, weil es, anders als bei der Bundestagswahl, keine Fünf-Prozent-Klausel gibt.

Sein Name taucht auf Wahlzettel nicht auf

Jede Wählerin und jeder Wähler hat eine Stimme. Diese geht an die Liste einer Partei. Einzelne Personen auf der Liste können nicht angekreuzt werden. Wer nach dem Namen Schymura auf der deutschlandweit gültigen Liste der Piratenpartei sucht, wird diesen dort auch nicht finden. "Auf dem Wahlzettel sind nur die Namen der jeweils ersten zehn Kandidaten zu lesen", sagt der 27-Jährige.

Die Situation als Kandidat ist für ihn nicht neu. Bei der vergangenen Bundestagswahl stand er auf Platz zwei der bayerischen Landesliste der Piratenpartei. Im Jahr zuvor, bei der Kommunalwahl 2020, ist Schymura eigenen Angaben nach ganz knapp daran gescheitert, über die offene Liste der Linken in den Bamberger Kreistag einzuziehen.

In der Grabenstraße in Gerolzhofen hängt ein Wahlplakat von Felix Schymura. Dieser ist in Gerolzhofen aufgewachsen und hat bis vor wenigen Jahren hier gelebt.
Foto: Michael Mößlein | In der Grabenstraße in Gerolzhofen hängt ein Wahlplakat von Felix Schymura. Dieser ist in Gerolzhofen aufgewachsen und hat bis vor wenigen Jahren hier gelebt.

In der Kommunalpolitik sieht er auch seine politische Zukunft. In zwei Jahren möchte er für den Bamberger Stadtrat kandidieren. Seine aktuelle Kandidatur für die Europawahl betrachtet er auch als Warmlaufen für den kommenden Wahlkampf. Und etwas Publicity, meint er, könne auch nicht schaden. Dafür sorgen auch 1600 Plakate, die Schymura und Mitstreiter für die Piratenpartei zwischen Bamberg und Würzburg, und natürlich auch im Raum Gerolzhofen, aufgehängt haben. "Das ist schon großartig", findet er. 

Transparenz und "weniger Hinterzimmerpolitik"

Themen, für die sich der junge Mann ganz im Sinne seiner Partei stark macht, sind etwa das Herstellen von Transparenz bei politischen Entscheidungen und "weniger Hinterzimmerpolitik". Der Datenschutz müsse gestärkt und Bürokratie abgebaut werden – auf allen Ebenen. Zudem müssten Themen und die Bedürfnisse von Menschen großflächig vernetzt werden. Im Lokalen und Regionalen sieht er hier beispielsweise Defizite im lückenhaften öffentlichen Nahverkehr und fehlender Verkehrsverbünde.

Auf europäischer Ebene müssten die EU und der Schengen-Raum vergrößert werden, findet Schymura. Die Regionen in Europa müssten dafür ihre Identität nicht aufgeben, würden jedoch alle gemeinsam profitieren, wenn Kapazitäten gebündelt würden. "Das käme für alle günstiger", sagt der Kandidat.

Wo er den Wahlabend verbringen wird, kann sich Schymura gut vorstellen. Wahrscheinlich werde er da bereits beginnen, die vielen Wahlplakate abzuhängen. Die Frist hierfür betrage nur wenige Tage.

 
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  • Matthias Kleinhenz
    Schöner Bericht und Klasse das sich junge Menschen in der Politik engagieren. Weiter so Felix.
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