Seine WM-Titel und Weltrekorde im Roll- und Eisschnelllauf und seine Verdienste als der deutsche Eisschnelllauf-Pionier hätten sich, optisch interessant präsentiert, sicher als Blickfang für die Ausstellung „Stadt des Sports“ im Alten Rathaus gut gemacht. Doch sie blieben unerwähnt und das hat Günter Traub, nach seiner Hüftgelenks-OP derzeit auf Krücken unterwegs, beim Besuch der Ausstellung auch wenig überrascht.
Denn in der neuesten Chronik seines Heimatvereins ERV Schweinfurt kommt der fitte 80-Jährige, frisch gekürte Senioren-Weltmeister und erfolgreichster ERV-Athlet, ebenso nicht mehr vor wie die anderen erfolgreichen Rollschnellläufer, die bei weitem erfolgreichste Sparte überhaupt in der „Stadt des Sports.“ Die ERV-Läufer sammelten in den 1960er und 1970er Jahren 75 deutsche Meistertitel, Günter Traub alleine 39. Der Eislauf- und Rollschuhverein fehlte auch auch als einziger Klub mit großer sportlicher Tradition in der Reihe der Vereins-Portraits in der Ausstellung.
Gleichwohl liegt das fehlende Vereins-Portrait daran, dass der ERV Schweinfurt dem von Ausstellungsmacherin Daniela Kühnel schon im vergangenen Jahr mehrfach an alle 70 Schweinfurter Sportvereine geschickten Aufruf, sich bei der im Rahmen der Made in SW-Reihe gestalteten Ausstellung "Schweinfurt Stadt des Sports" im Rathausfoyer und danach in der Rathaus-Diele zu präsentieren, schlicht nicht nachkam.
Auf der Homepage des ERV Schweinfurt steht Eishockey im Vordergrund
„Dass die für die Vereins-Chronik maßgeblichen ERV-Verantwortlichen fast nur noch den Eishockey-Sport in der aktuellen Vereins-Historie beschreiben, als hätte es seit jeher nur diese Sparte gegeben“, war für Günter Traub beim Studium der Website und anderer Quellen im Internet eine „niederschmetternde Erkenntnis.“ Kein Wort über vier Weltmeistertitel und zwölf Weltrekorde, mit denen Günter und sein vier Jahre jüngerer Bruder Jürgen in den ERV-Farben die Sportart auch international zwischen 1960 und 1968 dominierten. Das silberne Lorbeerblatt, der höchste Sportorden hierzulande, für Günter Traub war auch eine Auszeichnung für die vom ERV geleistete Förderung des Rollsports.
Der entfachte in Schweinfurt große Begeisterung. Die verwegenen Rundenjagden mit den Weltbesten aus Italien, Spanien, Belgien und England auf dem damals modernsten Schnelllaufring Deutschlands im Sachs-Stadion lockten bis zu 4000 Zuschauer an. Die goldene Rollschnelllauf-Ära setzten in späteren Jahren Martin und Heribert Hofmann (21-fache deutsche Meister und ein Europameistertitel) fort. Bei den Frauen gehörten Luise Nickel, die die sportverrückten Traubs einst zum Rollschnelllauf animierte, und Christine Dietmar zur deutschen Spitze.
„Diese erfolgreichen 60er und 70er Jahre liegen zwar nun schon lange zurück, doch die auch international erfolgreichste Sparte kann man doch nicht einfach aus den Annalen tilgen und untergehen lassen, als hätte es unsere Spitzenleistungen nie gegeben“, findet Traub das Verhalten der aktuellen ERV-Spitze „traurig und beschämend“. Dies machte er auch in einem langen Brief im letzten Herbst an den ehemaligen Vorsitzenden Werner Dietmar deutlich, außerdem schickte er ein Schreiben an Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Auf eine Antwort des ERV wartet Traub, seit 50 Jahren Ehrenmitglied, immer noch.
Auch sah ich in der Ausstelluung keinen Hinweis, dass Anderl Kupfer erster Kapitän der bundesdeutschen Fußball-Nationalmannschaft war, im Spiel gegen die Schweiz vor 103.000 Zuschauern. Und dass er zusammen mit Albin Kitzinger die einzigen Deutschen in der ersten "Weltelf" waren.
Die Ausstellung stellte das Licht unter den Scheffel und wirkte deshalb sehr provinziell! Wo war da das Sportamt der Stadt, das diese Sachen doch wissen müsste?
Provinz ist, wenn man das Herausragende der eigenen Stadt nicht erkennt.
Die Ausstellung war ein Beleg, dass man derzeit im Rathaus zu klein & zu provinziell denkt. Auch in anderen Bereichen (Gartenschau vgl. Wassertrüdingen)
Die Ausstellung stand unbeabsichtigt quasi unter dem Motto: wie stelle ich SW sportlich jungen Leuten möglichst langweilig & provinziell dar - zum Schrecken der Personalabteilungen der örtlichen Großindustrie.
Wir haben ja schon i. Ggs. zu unseren beiden Nachbarstädten WÜ & BA keine Universität und keinen Basketball-Bundesligisten. Jetzt wird mit der LGS auch noch die einzige gute Optionsfläche für eine Fußballarena verbaut. Damit erschwert die Stadt SW eine dauerhafte Wiederkehr in den höherklassigen Fußball.
Gute Nacht Provinzstadt Schweinfurt