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Schweinfurt
Direktkandidaten für den Bundestag - Heute: Markus Hümpfer (SPD)
Die Arbeitswelt der Schweinfurter Industrie hat die politische Sicht von Markus Hümpfer (SPD) geprägt. Sein Werdegang ist auch eng mit dem des Schonunger Bürgermeisters verknüpft.
Markus Hümpfer (29) will für die SPD das Direktmandat im Bundestagswahlkreis Schweinfurt/Kitzingen erobern.
Foto: Anand Anders | Markus Hümpfer (29) will für die SPD das Direktmandat im Bundestagswahlkreis Schweinfurt/Kitzingen erobern.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:11 Uhr

Schwarze Haare, blütenweises Hemd. Markus Hümpfer bildet farblich einen hervorstechenden Kontrast zwischen all den Flugblättern und Plakaten im kräftigen SPD-Rot, die in der Geschäftsstelle der Partei in Schweinfurt auf Tischen ausgebreitet sind. Das Fotoshooting absolviert er mit professioneller Gelassenheit. Denn mit seinen 29 Jahren ist Hümpfer schon ein alter Polithase. Er sitzt die zweite Amtsperiode im Schonunger Gemeinderat, gehört nun dem Kreistag an, seit ein paar Monaten ist er stellvertretender Chef der Unterfranken-SPD.

"Was ich schon erreicht habe, erstaunt mich manchmal selbst", sagt er reflektierend über die vergangenen Jahre. 2010 ist er in die SPD eingetreten, nachdem er sich betrieblich und gewerkschaftlich engagiert hatte. Mehr sollte es aber nicht sein. Doch dann hat ihn der Sog des aufstrebenden Schonunger Bürgermeisters Stefan Rottmann mitgerissen. Letzterer animierte Hümpfer 2014 zur Gemeinderatskandidatur. Nach erfolgreicher Wahl ging es los.

2017 zweitbestes Resultat

Hümpfer hat Erfahrung im Bundestagswahlkampf: Bereits 2017 ist er angetreten und hat mit 17,1 Prozent das beste Resultat hinter der Erststimmensiegerin Anja Weisgerber (CSU) geholt. Mit ihr konkurriert er diesmal erneut. Aber er hat seinen Wahlkampf umgestellt, erklärt er. Kein "Materialkampf!" mehr mit vielen Kugelschreibern und Geschenken. Sondern Zielgruppenorientiert und hin zu Gruppen, die er oder die SPD nur kaum erschlossen haben.

Er legt den Fokus auf Online-Wahlkampf, insbesondere auf Facebook und Instagram mit Anzeigen und Videos, Werbung mit Youtube-Filmen und Anzeigen bei Google. Auf Stimmenfang an Haustüren geht er unter anderem auch wegen der Pandemie nicht: "Jetzt bei wildfremden Menschen zu klingeln, geht jetzt nicht." Körperliche Präsenz zeigt er aber weiterhin an Infoständen.

Vom Azubi zum Ingenieur

Die politischen Inhalte Hümpfers sind geprägt von seinem beruflichen Werdegang, der als Auzbi zum Industriemechaniker bei ZF begann. Die Digitalisierung der Arbeitswelt und die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen kommen bei im ganz weit vorne. Das seien auch Themen, die für Schweinfurt und Kitzingen für die Zulieferbetriebe der Automobilindustrie Relevanz hätten und aus Berlin in die Region abstrahlen. Viele autonome Prozesse würden sich in der Industrie entwickeln, wie zum Beispiel selbst fahrende Gabelstapler. Hier könne der Robotikzweig der Fachhochschule eine wichtige Rolle spielen ebenso wie bei der Entwicklung der Wasserstofftechnik.

Für die Automobilzweige brauche es eine verbindliche Festlegung, wann nur noch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gebaut werden. Als Zielvorgabe könne er sich 2035 vorstellen, sagt Hümpfer. Ein Hin und Her wie etwa bei den Entscheidungen für oder gegen den Atomausstieg dürfe es bei diesem Thema nicht geben. Ein Planungshorizont sei nicht nur für die Unternehmen wichtig, sondern  auch für Beschäftigten, um ihnen die Angst vor einer ungewissen beruflichen Zukunft nehmen zu können. Deshalb kommt für Hümpfer an dieser Stelle auch die Bildung ins Spiel: "Wir müssen die lebenslange Aus- und Weiterbildung stärken." Etwa mit Bildungsgutscheinen oder Freistellungen für Kurse.

Hümpfer hinterfragt Bildungssystem

Er selbst hat über den zweiten Bildungsweg zum Studium gefunden, arbeitet heute als Ingenieur. Es sei wichtig, die Bildungschancen von der Herkunft abzukoppeln. Hümpfer hinterfragt das Konstrukt von 16 verschiedenen Bildungssystemen auf Länderebene. Da bräuchte der Bund mehr Kompetenzen, fordert er. Und bei den Arbeitsbedingungen steht der Schonunger hinter der SPD-Forderung nach zwölf Euro Mindestlohn. Kritisch sieht er auch Kettenbefristungen und Leiharbeit.

Die Pandemie sorge dafür, dass man die Globalisierung in ihrer jetzigen Form hinterfragen müsse. In Europa standen Bänder still, weil China Bauteile nicht liefern konnte. Es müsse ein Anteil der Lieferkette in Europa aufgebaut werden. Das gelte auch für die Produktion von Schutzausrüstungen für Notfallszenarien: "Wir sollten uns unabhängiger machen von den Weltmärkten".

Koalition? Mit allen außer der AfD

Und das alles unter dem Dach des Klimaschutzes, der für Hümpfer eine der wesentlichen Aufgaben in diesem Jahrhundert darstellt. Zum Beispiel Unterfranken: Nach seiner Kenntnis seien Starkregenereignisse auch hier möglich. Darauf müsse sich unter anderem der Katstrophenschutz einstellen.

Blick auf Berlin: Die Zeit der Großen Koalition ist in Hümpfers Augen vorbei. Es brauche einen "frischen Wind" mit der SPD und Kanzler Olaf Scholz an der Spitze. Welche wäre seine Wunschkoalition? Hümpfer legt sich nicht fest: Mit jeder Partei außer der AfD sei "alles möglich".

Markus Hümpfer

Der 29-Jährige stammt aus Schonungen, wo er heute auch noch lebt. Er ist ledig. Hümpfer kennt den Dreischichtbetrieb bei ZF ebenso wie den Tanz der Planpaare in seiner Heimatgemeinde. Er rückt als Gruppenführer mit der Feuerwehr Forst aus und tritt für die Interessen der IG Metall ein. Markus Hümpfer pflegt eine ungewöhnliche Nebentätigkeit: Seit neun Jahren kellnert er in einem Gasthaus in Forst.
Quelle: Homepage Markus Hümpfer/mjs
 
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