Der Schweinfurter Reitverein ist aufgelöst. Durch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 19. Juni dieses Jahres wurde das Aus des Traditionsvereins besiegelt. Das bestätigte Insolvenzverwalter Matthias Reinel gegenüber dieser Redaktion. Seine Aufgabe ist es jetzt, das noch vorhandene Vermögen zu ermitteln und zu verwerten. Ob aus dem Erlös Gläubiger bedient werden können, das kann der Würzburger Anwalt zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Er kenne weder die Vermögenswerte noch die Verbindlichkeiten, sagt Reinel, "denn die Auskunfts- und Informationslage gestaltet sich schwierig".
Das Ende des Reitvereins hatte sich schon 2019 angekündigt, als die Anlage in der Willy-Kaidel-Straße peu à peu geräumt wurde. Nicht nur ohne Beschluss der Mitglieder, sondern ohne diese überhaupt zu informieren. Die letzte ordentliche Mitgliederversammlung hatte es im Januar 2018 gegeben. Damals hatte Vorsitzender Markus Seubert noch einen Neubau der in die Jahre gekommenen Reitanlage ins Spiel gebracht. Für entsprechende Grundstücksverhandlungen mit der Stadt, die auch Grundstückseigentümer am Hainig ist und das Areal dem Reitverein im Erbbaurecht für 99 Jahre zur Verfügung gestellt hat, ließ er sich dann in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im April 2019 die Vollmacht geben, zog später aber sein Interesse an einem Ersatzgrundstück wieder zurück.
Hauptproblem war und ist das Alter der Anlage. Die Reparaturen häuften sich, verschluckten immer mehr Geld. Vor allem die Energiekosten stiegen immens in die Höhe, sorgten immer wieder für ein Minus in der Vereinskasse. Doch nicht nur die Technik, auch die Infrastruktur hinkte der Zeit hinterher. Ein Manko war das Fehlen von Koppeln, um den Pensionstieren Auslauf und Frischluft geben zu können.
Einsteller kündigten, Mitglieder gingen, Sponsoren fehlten – im November 2019 stand die Anlage dann leer. Laut Insolvenzverwalter Reinel wurde damals bereits begonnen, das Vereinsvermögen zu liquidieren. Die verbliebenen Mitglieder hofften weiter auf Informationen, vergeblich. Eine Versammlung wurde bis zum heutigen Tag nicht einberufen. Stattdessen erfolgte im April 2020 der Insolvenzantrag. Nicht der Verein hat diesen gestellt, sondern ein Gläubiger.
Mitglieder können ihre Rechte beim Insolvenzverwalter geltend machen
Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens gilt ein Verein kraft Gesetz als aufgelöst. Daran könnte auch ein Beschluss der Mitglieder nichts mehr ändern, erklärt Reinel. Gerne würde der Insolvenzverwalter die noch verbliebenen Mitglieder des Schweinfurter Reitvereins über die aktuelle Rechtslage informieren und ihnen auch Einsicht geben, "aber ich kenne die Mitglieder nicht". Die "etwas hemdsärmelige Art" der Vereinsführung in den vergangenen Jahren erschwert ihm die Ermittlungen. Wer also sein Recht in Anspruch nehmen will, muss sich selbst beim Insolvenzverwalter melden. Mitglieder könnten auch Gläubiger sein, in diesem Fall müssen sie ihre Ansprüche ebenfalls selbst geltend machen.
Reinel ist froh, dass zumindest keine Tiere mehr in den Ställen stehen. Der harte Kern der zuletzt verbliebenen Mitglieder um Schriftführerin Johanna Kurzyca hatte sich um die Unterbringung der Schulungspferde und Ponys gekümmert. Einige wurden verkauft, einige stehen jetzt auf dem Hambacher Lindenhof.
Was das Grundstück anbetrifft, führt Insolvenzverwalter Reinel bereits Gespräche mit der Stadt Schweinfurt. Der sogenannte Heimfall, also die Zurücknahme des Areals bei Konkurs, ist zwar vertraglich vereinbart, die Regelungen und Bedingungen müssen aber noch geklärt werden. "Die Stadt wird eine Lösung mit mir finden", ist Reinel optimistisch.
Die Abwicklung einer Unternehmensinsolvenz kann mehrere Jahre dauern. "Zwei bis vier Jahre sind durchaus normal", sagt Reinel. Im Fall des Schweinfurter Reitvereins ist dieser Zeitrahmen realistisch, weil der Insolvenzverwalter hier auch prüfen muss, ob die Handelnden korrekt agiert haben. "Und das betrifft nicht nur den derzeitigen Vorstand, sondern alle Verantwortlichen", betont Reinel.