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Oberndorf
Ist die Bulldog-Blockade im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf verhältnismäßig?
Eine Woche lang will der Milchbauer Sven May mit seinem Bulldog die Durchfahrt der Hauptstraße am Oberndorfer Weiher blockieren. Warum die Stadt den Protest zulässt.
Der Oberndorfer Landwirt Sven May (rechts) vor seinem Traktor, mit dem er während der Bauernprotest-Woche die Oberndorfer Hauptstraße für den Durchgangsverkehr sperrt.
Foto: Irene Spiegel | Der Oberndorfer Landwirt Sven May (rechts) vor seinem Traktor, mit dem er während der Bauernprotest-Woche die Oberndorfer Hauptstraße für den Durchgangsverkehr sperrt.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:25 Uhr

Seit Montag, 8. Januar, 6 Uhr ist die Oberndorfer Hauptstraße zwischen dem "Schwarzen Adler" und dem Parkplatz "Am Weiher" dicht. Der örtliche Milchbauer Sven May will im Rahmen des Bauernprotestes eine Woche lang mit seinem großen Traktor täglich von 6 bis 22 Uhr die Durchfahrt blockieren.

Nur Rettungsfahrzeuge, Notarztwagen, Anliegerinnen und Anlieger oder die Kundschaft der dort ansässigen Geschäfte wird er durchlassen. Alle anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer müssen eine Umleitung über die Engelbert-Fries-Straße und die Straße "Am Feldtor" in Kauf nehmen.

"Die Stadt hat das genehmigt", sagt May, der letzte noch aktive Landwirt in Schweinfurt. Das Ordnungsamt der Stadt Schweinfurt bestätigt, dass die Protestveranstaltung ordnungsgemäß angezeigt wurde. Einer Genehmigung dafür bedürfe es aber nicht, erklärt der städtische Sachbearbeiter Steffen Wehner. Die Stadt könne allenfalls die Versammlung verbieten, was nicht geschehen ist. Bis zum kommenden Montag, 15. Januar, 22 Uhr, wird dieser Teil der Hauptstraße in Oberndorf also für den Durchgangsverkehr gesperrt sein.     

Ist das Autofahrerinnen und Autofahrern zumutbar? "Ja", sagt die Stadt Schweinfurt. Wehner verweist auf das Grundrecht der Versammlungsfreiheit. Für ein Verbot der Protestveranstaltung hätte es gute Gründe gebraucht, die auch vor Gericht standhalten. Die sind nach Meinung der Stadt aber nicht gegeben, da dieser Teil der Oberndorfer Hauptstraße mit einer "zumutbaren" Umleitung umfahren werden könne. "Wir halten das für vertretbar, ein Verbot wäre nicht verhältnismäßig gewesen", sagt Wehner.

Stefan Hähnlein ist Mitveranstalter beim Bulldog-Protest

Ob May den Bulldog-Protest tatsächlich eine Woche lang durchhält, bleibt abzuwarten. Am Montag räumte er bereits eine Stunde früher, um 21 Uhr, das Feld. Auflage der Stadt ist nämlich, dass der Veranstalter oder sein Stellvertreter durchgehend vor Ort ist, um bei Bedarf den Traktor wegfahren zu können, beispielsweise wenn ein Einsatzfahrzeug durch muss.

Mitveranstalter bei Sven Mays Bulldog-Protest ist Stefan Hähnlein. Der 58-Jährige ist in Schweinfurt bekannt als Organisator der Sonntagsdemonstrationen, die zu Beginn der Corona-Pandemie die Partei "Die Basis" veranstaltet hat und die nach Corona seit etwa einem Jahr privat von Hähnlein organisiert werden. Sie finden jeden Sonntag in der Innenstadt statt.    

Mit einem großen Traktor wird die Oberndorfer Hauptstraße zwischen dem 'Schwarzen Adler' und dem Parkplatz 'Am Weiher' mit diesem Bulldog gesperrt.
Foto: Irene Spiegel | Mit einem großen Traktor wird die Oberndorfer Hauptstraße zwischen dem "Schwarzen Adler" und dem Parkplatz "Am Weiher" mit diesem Bulldog gesperrt.

Beim Protestauftakt am Montagmorgen gingen die in Oberndorf anwesenden Landwirte, die hauptsächlich aus dem südlichen Landkreis Schweinfurt gekommen waren, auf Distanz zu Hähnlein, der nebenan auf dem Parkplatz am Weiher bei einer parallelen Veranstaltung unter dem Motto "Wir kämpfen mit unseren Bauern" seinen Pickup mit Lautsprecheranlage und Musik aufgebaut hatte. Nach Angaben der Stadt wurde diese Versammlung von Ingrid Kürschner und Kathrin May, der Ehefrau des Oberndorfer Landwirts, angemeldet. Sie soll ebenfalls eine Woche lang, bis zum 15. Januar, andauern. 

Um was geht es bei dieser Veranstaltung? "Es gibt einen Bürgerdialog, und jeder, der seine Sorgen, Nöte und Meinung loswerden möchte, kann das offene Mikro benutzen", erklärt Kathrin May. Man habe alle Innungsmeister im Raum Schweinfurt und Gewerbetreibenden persönlich angeschrieben und zum Bürgerdialog eingeladen. "Bislang war aber noch niemand da", muss Kathrin May einräumen. 

 
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  • Roland Albert
    Wer kennt wen. Dann kommt noch dazu, dass heut in den Entscheiderebenen keiner mehr einen*******in der Hose hat. Also schwimmt man sich durch, irgendwann ist Freitag und Freizeit.
    Überall stinkt der Fisch in diesem Land von oben herab.
    Auch mir stinkts gewaltig. Aber die Strasse blockieren? Das trifft weit über das Ziel hinaus.
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  • Norbert Sandmann
    Wie jetzt, ein Einzelner darf genehmigungsfrei und ungestraft eine öffentliche Straße blockieren? Wo sind wir, wo leben wir? Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier die Polizei nicht einschreiten kann.
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  • Christof Bretscher
    Mach eine Anzeige bei der Polizei
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  • Alexander Hopf
    Die Bauern sollten bei den Politikern vor Ort oder bei den Großkonzernen wie z.B. Lidl, Edeka, Kaufland, etc. ihren Protest fortführen. Was können wir Normalverbraucher für die Entscheidungen der Regierung? Leidtragenden sind immer Kinder und Berufstätige, die für ihr Geld arbeiten müssen. Bürgergeld-Empfänger sind ja auf der Couch und lachen .
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  • Martin Heberlein
    Weiterer Straftatbestand: Amtsanmaßung. Seit wann darf ein einzelner Bürger eine Straße sperren und entscheiden, wer durchfahren darf und wer nicht? Sowas ist eine "hoheitliche" Maßnahme, die nur eine staatliche Behörde erlassen kann. Oder eine private Vereinigung z.B. bei Festen nach GENEHMIGUNG der Stadt.
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  • Martin Heberlein
    Übrigens: Wenn der Herr gegen "die Großen" demoinstrieren will, soll er doch mit seinem Traktor die Firmenzentralen von Lidl, Aldi, Nestle usw. blockieren.
    Das wäre richtig, würde aber ein bisschen Mumm voraussetzen.
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  • Martin Heberlein
    Es ist doch absolut lächerlich, dass die Stadt das nicht verbieten könnte. Sie kann bei jeder Kundgebung, bei jeder Demo vorgeben, wo, wann und wie lange diese dauern kann. Abenteuerlich auch, dass ein einzelner Mensch eine "Versammlung" (mit seinem Traktor als Partner??) durchführen kann - mitten auf einer Hauptverkehrsstraße.
    Wenn das nicht genehmigt werden muss, also auch nicht genehmigt worden ist, liegt hier mindestens ein Straftatbestand einer Nötigung und Dutzende Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung vor.
    Ich bin mir sicher, dass so etwas in keiner anderen Stadt in Deutschland geduldet würde.
    Schweinfurt braucht sich nicht wundern, dass es zum Zentrum von Querdenkern, Neonazis usw. wird. Hier passiert ihnen ja nichts...
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  • Wo kommen wir denn hin, wenn jede Inferessengruppe den Verkehr stören darf? Wenn das Schule macht, befindet sich ganz Deutschland im Dauerstau. Gestern die Klimakleber, heute die Bauern, morgen vielleicht Studenten, die höheres Bafög verlangen, Rentner, die die Rentenbesteuerung unfair finden, Bürgergeldempfänger, die das Bürgergeld für zu niedrig halten, Palästinenser, die gegen die Unterstützung Deutschlands für Israel protestieren, Israelis, denen diese Unterstützung nicht reicht, Ukrainer aus den gleichen Gründen, Armenier, die gegen die Untätigkeit im Konflikt mit Aserbeidschan protestieren, Gebührenzahler, die gegen den Rundfunkbeitrag Isind.... Die Liste ist endlos. Falls die Stadt Recht hat und das Gesetz ein Verbot wirklich nicht zulässt, dann muss das Gesetz eben geändert werden.
    Das Demonstrationsrecht in allen Ehren, aber es darf nicht in ein Recht zur Nötigung der Allgemeinheit ausarten!
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  • Klaus Krug
    Unglaublich, was da von der Stadtverwaltung alles zugelassen wird.

    Diese "Versammlung" hätte man mit etwas Rückgrat auch untersagen können. Im Falle einer Klage dieser Personen hätte dann ein Gericht über die Verhältnismäßigkeit dieser Vollsperrung entschieden. Die Meinung bestimmter Landwirte kennen wir ja mittlerweile zur Genüge aus den Medien oder durch eigenes Erleben.

    Vielleicht kommen diese Angehörigen des Schweinfurter Nährstandes morgen auf die Idee, die Maxbrücke zu blockieren. Eine Umleitung über die Hahnenhügelbrücke ist doch bestimmt auch jedem zumutbar, oder?
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  • Werner Dereser
    Sehr geehrter Herr Krug, ich glaube, dass Herr Sven May die Ernsthaftigkeit der Lage erkannt hat. Es geht nicht nur um die Agrarsubventionen der Landwirtschaft. Wer der Partei der Basis nahesteht weis halt was die Eliten für Pläne haben. Bin gespannt ob dieser Kommentar veröffentlicht wird!
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  • Stefan Fuchs
    Gell Hr.Dereser, jetzt unterstützen die “Schwurbler “auch noch die Bauern?

    Seit COVID ja auch keine grosse Bühne mehr gehabt, da kann man schon unter "Entzugserscheinungen" leiden.
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