Seit Mai 2022 ist Nico Hildmann Startup- und Innovationscout der Region Schweinfurt und Leiter der Startbahn27. Das Projekt, benannt nach der Flugzeug-Startbahn der ehemaligen Conn Barracks, hat zum Ziel, zur zentralen Anlaufstelle für Startups und Gründungsinteressierte in und um Schweinfurt zu werden. Initiatoren sind Stadt und Landkreis Schweinfurt, die Wirtschaftskammern IHK und HWK, die Wirtschaftsjunioren Schweinfurt, die FHWS und das Gründerzentrum GRIBS. Startbahn27 besteht aus drei Komponenten: Im Aufbau befinden sich eine Online-Plattform sowie ein Accelerator-Programm, das die Ideenentwicklung von ausgewählten Startups durch eine intensive Begleitung beschleunigen soll. Langfristig entstehen soll zudem ein "Startup- und Innovationcenter" mit Sitz in Schweinfurt. Nico Hildmann erklärt, wie weit all dies gediehen ist.
Nico Hildmann: Ich finde, wir sollten uns alle Möglichkeiten offen halten. Klar geht es auch darum, die Region zu stärken. Wenn aber beispielsweise Startups aus Berlin, Kiel oder Amsterdam in unserem Accelerator-Programm einen Mehrwert sehen, dann sind diese herzlich eingeladen, sich zu bewerben.
Hildmann: Nein. Denn alle, die zu unserer Zielgruppe für den Accelerator passen, haben erstmal die gleichen Chancen, daran teilzunehmen. Wir suchen Startups oder auch Sologründende, die sich mit ihrer Idee in der Vorgründungs- und Gründungsphase befinden und einen Technologiebezug aufweisen. Die Ideen sollten sich also mit Bereichen wie IT, Digitalisierung, Robotik oder Energie beschäftigen. Ab 2023 wollen wir dann zweimal jährlich jeweils sechs ausgewählte Startups über zwölf Wochen begleiten und helfen, ihre Ideen weiterzuentwickeln.
Hildmann: Auf jeden Fall ein gutes Netzwerk: Schweinfurt ist ein zentraler Standort, an dem sich bereits viele Unternehmen angesiedelt haben. Man hat hier also einen schnellen Zugang zu verschiedensten Anlaufstellen mit umfassender Expertise. Das erlebe ich gerade selbst: Ich habe das Glück, dass die Starbahn27 sieben Initiatoren hat – da bin ich zwangsläufig gut vernetzt.
Hildmann: Die Startbahn27 arbeitet als Vermittler und schafft einen Überblick: Über unsere Online-Plattform wollen wir auf die bereits bestehenden Angebote hinweisen. Langfristig soll neben dieser Internetpräsenz und dem Accelerator-Programm aber auch ein Gebäude entstehen, in dem verschiedene Akteure – Hochschule, Startups und etablierte Unternehmen – zusammenwirken sollen.
Hildmann: Aktuell läuft noch ein Gutachten, ob wir ein neues Gebäude beziehen oder ein bestehendes umgebaut wird. Ich denke, es wird also noch ein paar Jahre dauern, bis das Startup- und Innovationcenter entsteht. Bis dahin sind wir auf der Suche nach einem Übergangsgebäude. Denn mir ist wichtig, bald einen physischen Bezug zur Marke "Startbahn27" aufzubauen.
Hildmann: Zum einen über unser Mentoring-Programm. Wir haben vor kurzem ein Mentoring-Dinner veranstaltet und so einige Personen aus der Wirtschaft gefunden, die bereit sind, die Startups in unserem Accelerator-Programm ehrenamtlich mit ihrer Expertise zu unterstützen. Es sind aber auch weitere Formate in Planung, in denen Unternehmen und Netzwerkpartner etwa als Kooperationspartner und Pilotkunden eingebunden werden sollen. Und natürlich wäre es auch schön, wenn wir Investorinnen und Investoren für unsere Startups und in einer späteren Phase Sponsoren für die Startbahn27 selbst finden würden.
Hildmann: Träger und Financiers der Startbahn27 sind die Stadt und der Landkreis Schweinfurt sowie die IHK Würzburg-Schweinfurt. Langfristig könnten wir uns aber vorstellen, die Startbahn27 zum Beispiel als Verein zu institutionalisieren und über Mitglieder, Partner und Sponsoren zu finanzieren.
Hildmann: Nein, nicht offiziell. Es wurden aber Wünsche geäußert – zum Beispiel, dass es schön wäre, wenn sich aus dem Accelerator ein innovatives Vorzeige-Startup entwickelt oder sich Hidden Champions in der Region ansiedeln, also Unternehmen, die wenige kennen, die aber in einem spezifischen Bereich marktführend sind. Doch in der ersten Phase des Projekts geht es jetzt erst einmal darum, das, was es in diesem Bereich in und um Schweinfurt bereits gibt, weiter auszubauen, damit die Region Schweinfurt hoffentlich einmal ein etablierter Gründungsstandort wird.
Hildmann: Doch, an sich schon. Wie wir kürzlich gesehen haben, steht die Stadt Schweinfurt laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung bei Gründungen sogar ganz gut da. Bisher fanden die Gründungen aber insgesamt doch eher im traditionellen gewerblichen Bereich statt. Im Hightech-Sektor gibt es also noch Potenzial.
Hildmann: Was mich überzeugt hat, als ich mich für die Stelle beworben habe, waren die Ergebnisse der Arbeitsgruppe "Schweinfurt 2030" mit dem Ziel, Schweinfurt von einem Industrie- zu einem Innovationsstandort zu entwickeln. Hier möchte ich gerne meinen Beitrag dazu leisten, dass Schweinfurt diese Ziele – besonders das Ziel "Gründerstadt" – erreichen wird.