Als FAG Kugelfischer Anfang der 1990er-Jahre in die große Krise schlitterte, war der jüngste Sohn von Dr. Georg Schäfer, Fritz Schäfer (Jahrgang 1945), der allein persönlich haftende Gesellschafter an der Spitze des Unternehmens. Er schied aus dem operativen Geschäft aus. Die Führung des Managements übernahm Peter-Jürgen Kreher. Knapp zehn Jahren später kam das Angebot der Familie Schaeffler an die Aktionäre, das Unternehmen zu übernehmen. Fritz Schäfer blickt im Interview zurück.
Fritz Schäfer: Nach dem Tod von Dr. Georg Schäfer am 27. Januar 1975 war Oberstes Führungsorgan der Kugelfischer-Gruppe die "Unternehmensführung". Sie setzte sich zusammen aus den vier persönlich haftenden geschäftsführenden Gesellschaftern der Kugelfischer Georg Schäfer & Co., Otto Schäfer, Georg Schäfer, Otto G. Schäfer und Fritz Schäfer, und dem "Direktorium der Unternehmensführung". Die von den Gesellschaftern berufenen Mitglieder des Direktoriums waren gleichzeitig für die Leitung wesentlicher Geschäftsbereiche des Gesamtunternehmens verantwortlich.
Schäfer: Erste Kontakte gab es wohl im Januar/Februar 1990 zwischen FAG einerseits und der Leitung des Kombinats "Wälzlager und Normteile" und den Werksleitungen der DDR-Wälzlager-Betriebe andererseits. Mein erster Besuch bei der Treuhandanstalt am Alexanderplatz, bei Präsident Reiner Maria Gohlke, fand am 7. August 1990 statt. Der Abschluss des Vertrages zwischen Treuhand und FAG erfolgte am 20. November 1990.
Schäfer: Die Verhandlungen, die zur Übernahme von acht DDR-Wälzlagerwerken aus dem Kombinat Wälzlager & Normteile führten, liefen ausschließlich mit der Treuhand, nicht mit politischen Entscheidungsträgern.
Schäfer: Bereits Ende 1990/Anfang 1991 waren die Probleme der DKFL erkennbar, hervorgerufen durch den totalen Zusammenbruch der Wälzlagermärkte, die das Wälzlager-Kombinat bisher beliefert hatte, sowohl in den neuen Bundesländern als auch in den osteuropäischen Staaten, dazu der marode Zustand der Produktionsanlagen. Als erste Konsequenz musste 1991 die Schließung der DKFL-Werke Pößneck, Luckenwalde und Mühlhausen beschlossen werden. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus diesen Werken waren am 1. Juli 1991 in Schweinfurt. Das war auch emotional sehr schwierig.
Schäfer: Ab dem 18. Dezember 1992 drohten mehrere Banken durch Reduzierung ihrer bis dahin, bis auf weiteres, zugesagten Kreditlinien die FAG KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) in den Konkurs zu treiben. Ich war damals der einzige persönlich haftende Gesellschafter. Ein Konkurs der KGaA hätte damals zwangsläufig für mich den persönlichen Konkurs bedeutet, ohne jegliche Absicherung durch meine 1983 als persönlich Haftende ausgeschiedenen Mit-Gesellschafter.
Schäfer: Ich kannte Dr. Kajo Neukirchen seit der Veranstaltung "100 Jahre FAG" im Oktober 1983. Dr. Neukirchen hatte 1991/92 seinen Posten als Vorstandsvorsitzender der Hoesch AG verloren und deutete am Rande der Hannover Messe an, eventuell für FAG Kugelfischer tätig werden zu können. Ich hatte daraufhin im Mai 1992 ein erstes Gespräch mit ihm, wohl in Düsseldorf, mit dem Ziel einer zukünftigen wie auch immer zu gestaltenden Zusammenarbeit. Im Laufe des Jahres 1992 folgten weitere vertrauliche Gespräche. In der Jahresabschlussveranstaltung der Leitenden Angestellten von FAG am 18. Dezember 1992 habe ich angesichts einer bisher nie da gewesenen Ergebnisverschlechterung den Anwesenden mitgeteilt, dass ab dem 21. Dezember 1992 Dr. Karl-Josef Neukirchen die Geschäftsleitung bei der strategischen Neuausrichtung des FAG-Konzerns "durch eine intensive begleitende Beratung" unterstützen wird und dabei das volle Vertrauen der Familie Schäfer haben wird.
Schäfer: Am 9. September 2001 hat mich Dr. Uwe Loos, damals Vorstandsvorsitzender der FAG Kugelfischer, angerufen und mir mitgeteilt, dass ihm Frau Schaeffler die Mitteilung gemacht hat, dass INA ein Übernahmeangebot für die FAG-Aktien mache.
Schäfer: Ich persönlich war damals mit sechs oder sieben Prozent am Stammaktienkapital des Unternehmens beteiligt. Wie viele Stammaktien weitere Familienmitglieder damals noch hielten, war und ist mir nicht bekannt.
Schäfer: Mit Poolvertrag hatten sich 1983 bei der Umwandlung der KG in eine KGaA alle Familienaktionäre und –aktionärinnen verpflichtet, ihre jeweiligen Stammaktien nicht vor 1999 zu veräußern. Dies ist ab Januar/Februar 1993 dennoch verschiedentlich geschehen, mitten in der Krise. Damit war die Mehrheit der Familie Schäfer in der FAG-Hauptversammlung verloren. Dies war für den einzigen persönlich Haftenden keineswegs lustig, insbesondere in den Verhandlungen mit 26 Banken. Originalton Kajo Neukirchen: Herr Schäfer, haben Sie Ihre Familie nicht im Griff? Dies war vor 28 Jahren und ist schon seit vielen Jahren ohne jegliche Bedeutung.