Mit einem lautstarken Hupkonzert setzt sich die Schlepperdemo gegen SuedLink in Bewegung: Zwischen 30 und 40 Traktoren fahren in Kolonne zur Kulturhalle in den Nachbarort Grafenrheinfeld, wo die Netzbetreiber Tennet und Transnet BW bei einem „Info-Markt“ den aktuell vorgeschlagenen Korridor für die Trasse vorstellen. Aufgerufen zu dem Protest hat die Bürgerinitiative (BI) „Bergrheinfeld sagt Nein zu SuedLink“, die seit fünf Jahren gegen das Milliardenprojekt mobil macht und sich jetzt offiziell als Verein hat eintragen lassen.
An die 50 Aktivisten stehen am Dienstagnachmittag mit Protestschildern vor der Halle. Drinnen gibt es Kaffee und Kuchen, draußen ein Pfeifkonzert und Pfui-Rufe. Die SuedLink-Projektmanager haben keinen leichten Stand an diesem Tag. Trassengegner aus der ganzen Region sind gekommen, sogar Freunde aus Thüringen, mit denen die BI Bergrheinfeld kooperiert.
„Es wird nicht unser letzter Protest sein“, kündigt Bürgermeister Ulrich Werner an. Er steht hinter dem Protest der Bürgerinitiative gegen den „überzogenen Netzausbau“ und ist enttäuscht von der Politik, die immer nur scheibchenweise über das wirkliche Ausmaß des Projektes informiere. „Doch wir lassen uns nicht über den Tisch ziehen“, fordert Werner die versprochene Entlastung für den Netzknotenpunkt Bergrheinfeld/Grafenrheinfeld ein. „Wir stehen für eine Energiewende“, versichert der Bürgermeister, „allerdings für eine regionale und eine bezahlbare.“
Die aktuell geplante Trasse kostet laut BI-Sprecher Norbert Kolb 61 Milliarden Euro. „Die Refinanzierung wird beim Stromverbraucher hängen bleiben“, befürchtet Bürgermeister Werner. Thomas Wagner, Referent für Bürgerbeteiligung SuedLink bei Tennet, erklärte gegenüber der Redaktion, man gehe von „Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro aus“.
Auch Landrat Florian Töpper unterstützt den Protest: „Es ist wichtig, dass die Region ein Signal aussendet. Wir sind keine gemähte Wiese für den Versorger.“ Den Schlepperfahrern macht er vor der Demo persönlich seine Aufwartung, bekundet ihnen seine Zustimmung: „Es ist richtig, was ihr macht.“ Von der Politik in München und Berlin fordert Töpper Klarheit angesichts der widersprüchlichen Aussagen der beiden Wirtschaftsminister Altmaier und Aiwanger bei ihrem Besuch im November 2018 in Grafenrheinfeld. Was den von der Bundesregierung bereits beschlossenen SuedLink betrifft, hofft Töpper wenigstens auf „Schadensminimierung“. Für „völlig unvermittelbar“ jedoch hält er die bei Bergrheinfeld neu geplanten Trassen P43 und P44, über die der aus dem Norden ankommende Strom verteilt werden soll. „Das ist nicht zumutbar für die Region.“
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BI-Sprecher Norbert Kolb formuliert noch einmal die Forderungen der Bürgerinitiative: „Wir wollen keine Stromautobahn, weil uns damit nur die Energiewende vorgegaukelt wird.“ Der Netzausbau diene nur der Stromvermarktung ins europäische Ausland und damit dem Profit der Konzerne. Die BI vermutet zudem, dass durch die Leitung nur ein geringer Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien und hauptsächlich Strom aus fossilen Energiequellen fließen wird. Sie fordert daher von der Politik eine dezentrale Energieplanung als Alternative sowie den Ausbau des bestehenden Stromnetzes und die Nutzung vorhandener Ressourcen.
Auch der Bund Naturschutz lehnt die Trassenpläne der Bundesregierung ab. Der Energiereferent der Kreisgruppe Schweinfurt, Erich Waldherr, hält die Notwendigkeit des SuedLink für nicht bewiesen. Mit Wirtschaftsminister Altmaier geht er hart ins Gericht. Er hält ein Protestschild hoch, auf dem steht: „Der Totengräber der Energiewende.“