Nein, Angst vor der Impfung hat sie nicht, im Gegenteil, sie freut sich darauf, dass es endlich so weit ist. Inge Christoffel ist eine der ersten, die am Montagmorgen vor dem Impfzentrum auf dem Schweinfurter Volksfestplatz darauf wartet, eingelassen zu werden, um ihren "Pieks" gegen Covid-19 zu bekommen. "Ich lasse mich ja auch regelmäßig gegen die Grippe impfen", so die 89-Jährige, die von ihrem Sohn zum ersten Impftermin begleitet wird.
Mit Impfpass und den erforderlichen Unterlagen ausgerüstet, steht sie in der Schlange derjenigen, die am Montagvormittag gemäß ihrer Anmeldung einen Impftermin bekommen haben. So geht es den meisten Seniorinnen und Senioren, die meist in Begleitung eines engen Verwandten auf den lang ersehnten Start der Impfkampagne in Schweinfurt warten. "Man muss ja überhaupt froh sein, dass es schon einen Impfstoff gibt", so eine ältere Dame und dass es jetzt endlich so weit sei und auch außerhalb der Altenheime geimpft werde. Bisher waren die mobilen Impfteams nur ausgeschwärmt, um in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen zu impfen.
Es geht voran, dennoch kommt es zu teilweise nicht unerheblichen Wartezeiten, bis Einlass gewährt wird. Ein Angehöriger moniert, dass seine 90-Jährige Mutter trotz Termins in der Kälte anstehen müsse und warum man denn nicht an Aufwärmmöglichkeiten während des Wartens gedacht habe. Auch Kritik am vereisten Volksfestplatz-Parkplatz, der eine Gefahr für ältere und vor allem gehbehinderte Menschen sei, die mit dem Auto zum Impftermin gebracht werden, wird vereinzelt geäußert.
Das hören auch Landrat Florian Töpper (SPD) und Schweinfurts OB Sebastian Remelé (CSU), die ebenfalls am Montagmorgen zum Volksfestplatz gekommen sind, um sich anzuschauen, wie das Impfzentrum seinen Regelbetrieb aufnimmt. Für Remelé ist dieser Tag "ein wichtiges Zeichen für die Bevölkerung, dass es jetzt mit dem Impfen richtig los geht". Bis März, so hofft der OB, dürften auch die Lücken beim Impfstoff-Nachschub geschlossen sein. Landrat Töpper fügt hinzu, dass die Reihenfolge, in der geimpft werde, also die alten Menschen zuerst, richtig und nachvollziehbar sei, die Dynamik der Impfung jetzt auch nicht mehr – zum Beispiel wegen Impfstoffmangels – abreißen dürfe.
Das Impfen, an diesem Tag wird im Schweinfurter Impfzentrum der Impfstoff von Biontech/Pfizer verimpft, kommt in die Gänge. Aber es gibt auch Kritik am Prozedere. Ein Sohn, der seine hochbetagte 95-jährige Mutter zum Impftermin gebracht hat und der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, moniert gegenüber dieser Redaktion die Enge im Wartebereich und, dass innerhalb des Impfzentrums nicht gelüftet werde. "Da passt man auf, dass die alten Menschen niemanden treffen und da drinnen geht es so eng zu, da reicht doch ein Superspreader". Überall in Deutschland sei es strengstens untersagt, 20 fremde Personen in einen 20 Quadratmeter großen und ungelüfteten Raum zu setzen, schreibt er uns nach dem Impftermin mit seiner Mutter in einer Mail. Nur im Impfzentrum sei diese Regel plötzlich außer Kraft gesetzt. Eine Dreiviertelstunde habe er trotz Termins in der Kälte gewartet, bis er mit seiner Mutter das Impfzentrum betreten konnte.
Doch es gab auch andere Erfahrungen. "Im Impfzentrum verlief alles gut, mit freundlichem Personal und gut strukturiert", so eine Frau, die mit ihrer 91-jährigen Mutter zum Impfen gekommen war. Die lange Warteschlange vor dem Impfzentrum dagegen kritisiert auch sie. "Um dies meiner Mutter, die nicht mehr sicher auf den Beinen ist, nicht zuzumuten, ließ ich sie im Wagen mit eingeschalteter Heizung sitzen und reihte mich in die Warteschlange ein."
Die Impfung gegen Corona ist wie es scheint zeitaufwendig, ist mehr als nur rein gehen, eine Spritze bekommen und wieder raus. Der Registrierung folgen ein Vorgespräch und die Aufklärung. Der Impfpass muss ausgefüllt werden, die Unterlagen müssen vollständig sein. Nach der Spritze müssen die frisch Geimpften noch ungefähr eine halbe Stunde im Impfzentrum bleiben, um sie bei eventuellen Unverträglichkeiten medizinisch im Auge zu haben. Es ist eben wie immer, wenn Dinge neu anlaufen. Es tun sich Baustellen und Verbesserungsmöglichkeiten auf. Gegen die Kälte in der Warteschlange und den vereisten Parkplatz helfen vielleicht die prognostizierten höheren Temperaturen. Wie die Wartezeiten verkürzt, oder zu große Enge im Wartebereich vermieden werden kann, wird man sich überlegen müssen.
Inge Christoffel kommt jedenfalls nach einer guten Dreiviertelstunde mit einem fröhlichen Lächeln am Arm ihres Sohnes wieder aus dem Impfzentrum. "Nichts gemerkt außer dem kleinen Stich", verkündet sie. In ein paar Wochen kommt sie wieder zur zweiten Impfung.
UPDATE
Noch am Montagabend baute das Bayerische Rote Kreuz ein Vorzelt am Impfzentrum auf und die Stadt kündigte an, den Platz vom Schnee zu räumen.
Sehr nettes hilfsbereites Personal.
Es ist normal, dass zum Start nicht alles glatt laufen kann, aber so viele und so gravierende, zum Teil gesundheitsgefährdende Fehler in der Planung sind unvorstellbar.
Wir leben doch in keiner Bananenrepublik! In Deutschland darf sowas einfach nicht passieren.
Entweder holt man sich bei der Impfung Corona, eine Lungenentzündung oder einen Rheuma-Schub. Das ist doch Irrsinn!
Man steht 45 Min. in der Schlange, obwohl man pünktlich zum Termin da ist, weil Leute mit späterem Termin bereits vor einem in der Schlange stehen (was durchaus nachvollziehbar ist, da man bei längerer Anfahrt lieber zu früh als zu spät da ist). Somit kommt man zu spät zum Termin, nur weil man sich nicht vordrängeln will sondern wie alle anderen in der Schlange steht.
Da gibt's dringenden Verbesserungsbedarf:
Größerer Wartebereich mit Sitzgelegenheiten und mehr Check-Inn-Schaltern. Das ist eine Zumutung für alle, auch für die Mitarbeiterin hinter dem Schalter.
Zudem gibt es an den Rampen und Treppenaufgängen am Ein- und Ausgang keinerlei Geländer zum Festhalten. Es hatten viele Senioren Probleme überhaupt die Stufen oder mit dem Rollstuhl die Rampe hoch oder runter zu kommen. Viele wären ohne Hilfe ihrer Begleitperson nicht mal ins Innere des Testzentrums gekommen.
Wie kann man solche selbstverständlichen Dinge einfach vergessen??
Dazu kommt noch, dass es scheinbar niemandem vorher eingefallen ist, dass Personen über 80 evtl. nicht mehr lange stehen können? Egal bei welchen Temperaturen!! Abgesehen von dem Eis und Schnee, der schon längst VOR dem ersten Impftag hätte entfernt werden können.
Es ist genug Platz da um ein Wärmezelt als Wartebereich aufzubauen, wo auch eine korrekte Anmeldung nach Termin und nicht nach Warteschlange statt finden kann und ausreichend Sitzgelegenheiten vorhanden sind.
Und die Rampen der Ein- und Ausgänge sind nicht behindertengerecht!