Freude, Erstaunen, Entsetzen: So lässt sich die Gefühlslage von Elena Göbel zusammenfassen, als sie die Impfbenachrichtung erhalten hat. Vor einigen Wochen hatte die 43-Jährige aus Poppenhausen (Lkr. Schweinfurt) die gesamte Familie auf dem Impfportal der Bayerischen Staatsregierung für eine Impfung registriert: Mama, Papa, Oma, Opa und vorsorglich auch ihre zwölfjährige Tochter, die eine Behinderung hat. "Mir war bewusst, dass es noch keinen Impfstoff für Kinder gibt", sagt Elena Göbel. Doch sie wollte ihr Kind angemeldet wissen, wenn denn mal ein Impfstoff entwickelt und zugelassen ist. "Ich wollte da einfach nicht mehr dran denken müssen."
Impftermin war für die zwölfjährige Tochter
Es dauerte gar nicht lange, und Elena Göbel erhielt eine E-Mail mit der Nachricht: "Ihre Terminauswahl zur Covid-19 Impfung." Der Freude über die schnelle Terminvergabe folgte die Überraschung: "Weder meine Eltern noch ich waren gemeint, sondern meine Tochter." Göbel überprüfte sofort, welches Geburtsdatum sie bei der Registrierung für ihre Tochter angegeben hatte und suchte den Fehler bei sich selbst. Doch alles stimmte. Dann las sie erneut die Mail: Tatsächlich stand da eine Auswahl an Impfterminen für ihre zwölfjährige Tochter.
Die Poppenhausenerin rief im Schweinfurter Impfzentrum an, "um die Sache zu klären". Über die Hotline wurde ihr aber nur mitgeteilt: "Wenn Sie eine Terminauswahl bekommen haben, dann wird das seine Richtigkeit haben."
Elena Göbel hätte also einen Impftermin vereinbaren und ihre Zwölfjährige zum Impfen im Impfzentrum auf dem Volksfestplatz vorstellen können. Sie tat es nicht, sondern telefonierte sich durch – vom Kinderarzt über Hausarzt und Kassenärztliche Vereinigung Bayern bis hin zum Bundesministerium für Gesundheit. "Hier hat mir zwar eine nette Dame Auskunft gegeben, aber auch nur so viel, dass der Impfstoff für Kinder noch nicht zugelassen wurde." Solch ein Fall, ein Impfangebot für ein Kind mit Behinderung, sei noch nicht vorgekommen. Einen Rat, was zu tun sei, habe sie aber nicht erhalten, sagt Göbel.
Nach der Telefon-Odyssee wandte sich die 43-Jährige an diese Redaktion, um "ihren Fall" öffentlich zu machen. Denn Elena Göbel ist verärgert und wütend: "Von einem Land wie Deutschland habe ich etwas anderes erwartet."
Was ist hier schief gelaufen? Wie kann es sein, dass einem zwölfjährigen Mädchen ein Impftermin zugewiesen wird, obwohl es kein Corona-Vakzin für Kinder gibt? Dr. Markus Hüttl, Chefarzt des von der Münchener Firma 21Dx betriebenen Impfzentrums in Schweinfurt, räumt auf Nachfrage ein: "Leider ist hier einer Mitarbeiterin ein signifikanter Fehler unterlaufen." Er versichert aber: "Das Kind wäre nicht geimpft worden." Hätte die Mutter die Zwölfjährige ins Impfzentrum gebracht, so Hüttl, hätten die Ärzte dort dies "klar ausgeschlossen".
Der Mediziner weist allerdings auch auf ein Versäumnis im System hin. Denn die eigens für die Impfterminvergabe entwickelte Plattform "Bayimco" habe keinerlei Sperre programmiert, die ein Registrieren von Jugendlichen und Kindern verhindere. Und da Menschen mit Handicap, so wie Elena Göbels Tochter, zur Gruppe der hochpriorisierten Personen gehören, erhalten sie einen Impftermin. Das spreche nicht für die Qualität der Software, sagt Hüttl: "Die ist schlecht".
Keine Auskunft aus München zu Software
Bei den Verantwortlichen gibt es auf Nachfrage zu der Problematik der Termin-Software zunächst keine Erklärung. "Aufgrund der Vielzahl an eingehenden Anfragen" verzögere sich die Antwort, heißt es im bayerischen Gesundheitsministerium.
Elena Göbel ist enttäuscht: "So etwas müsste doch bis ins Letzte durchdacht sein. Es geht doch um unsere Gesundheit." Bei aller Kritik am System findet die 43-Jährige aber auch lobende Worte für das Schweinfurter Impfzentrum. Denn kurz nach ihrer Tochter hat sie als enge Kontaktperson eines Menschen mit erhöhtem Risiko selbst einen Impftermin erhalten hat und wurde inzwischen schon geimpft: "Es ist alles gut organisiert und super gelaufen."
Sowas konnte sogar schon das gute alte MS Access.
Ich habe mir sagen lassen, dass studentische Arbeitsgruppen an den Hochschulen solche Software-Lösungen professionell erstellen können. Pflichtenheft etc.
Denn kurz nach ihrer Tochter hat sie als enge Kontaktperson eines Menschen mit erhöhtem Risiko selbst einen Impftermin erhalten hat und wurde inzwischen schon geimpft: "Es ist alles gut organisiert und super gelaufen."
Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.
Mein Mann ist Hochrisikopatient Ü70.
Bei mir Ü60 trifft der gleiche Sachverhalt zu wie bei Frau Göbel.
Wir haben uns Anfang Februar registrieren lassen und bis jetzt noch keinen Terminvorschlag bekommen.
Die ganze Priorisierung ist Augenwischerei
Welche Wortwahl; übertreibt noch bitte nich so künstlich!
Sich dann hinterher darüber aufzuregen, dass da die ImpfterminSoftware nicht richtig durchdacht wurde - ja, da liegt der zweite Fehler- ist typisch deutsch. Alles muss perfekt sein und es dürfen keine Fehler passieren, aber ich muss selbst nicht nachdenken, bevor ich etwas tue.
Mich jedenfalls wundert es nicht, dass in der Impfterminsoftware keine Altersbeschränkung nach unten einprogrammiert wurde. Einfach vergessen, weil genug andere offene Fragen zu klären waren und wird später nachgeholt, Zeitdruck etc...
Der Fehler liegt eindeutig bei der Mutter. Sie hätte das Kind nicht anmelden dürfen. In den Medien ist und war immer zu lesen, dass sich nur Personen der Gruppe 1 anmelden sollen. Dann die Nachmeldung - bedingt durch mehr Impfstoff - jetzt auch Gruppe 2 und dann Risikopatienten. Das System konnte mit dem Fehlverhalten der Mutter nicht rechnen. Sonst hätte man je eine noch größere - und unnötige - Anzahl von Anmeldungen. Mit der Folge, dass das ganze System zusammenstürzen könnte. Fazit: Es war unverantwortlich von der Mutter so zu handeln. Wider besseren Wissens. Und dann auf die Barrikaden gehen und dann überall herumzulaufen und Gott und die Welt fehl zu informieren. Damit hatte sie "uns" allen keinen Gefallen getan. Das muss hier ganz deutlich gesagt werden.
Wäre sie doch einfach hingefahren. Sie wäre abgewiesen worden. Denn die endgültige Überprüfung wird Vorort getroffen. Auch dort werden die ärztlichen Atteste für Risikopatienten geprüft und nicht geimpft.
Quelle: https://www.stmgp.bayern.de/coronavirus/impfung/
Wenn man beim Anmeldeprozess einen Fehler entdeckt hätte man aber auch einfach per Kontaktformular oder Email den Entwicklern kontaktieren können. Und das es hier einen Fehler gab war der Mutter ja auch die ganze Zeit klar. Warum man damit dann an die Presse treten muss und warum die Mainpost auch noch auf diesen Zug aufspringen muss ist mir aber schleierhaft.
Den einzigen Vorwurf, den man den Programmierern hier machen kann ist, dass sie davon ausgingen, dass die Benutzer ein bisschen mitdenken und nicht Kinder oder ihre Haustiere anmelden.