
Ordentlich die Werbetrommel haben Stadt und Landkreis für die Sonderaktion "Midnight Run" im Impfzentrum Schweinfurt gerührt, auch in den Sozialen Medien. Und dort entspann sich schnell eine Diskussion. Nicht um die Impfaktion an sich, sondern vielmehr um einen Seitenaspekt. Die Brauerei Roth wollte die Aktion unterstützen, jedem Impfling ab 18 beim "Midnight Run" am 7. und 8. Januar ein Impfbier spendieren. Manche fanden den Hinweis auf den versprochenen Roth-Runner witzig, manche gut, für andere dagegen ging das gar nicht.
Ein Bier als Impfanreiz, warum sollten die Leute darauf einsteigen, und was unterstelle man ihnen damit? Was vermutlich als reine Unterstützung für die Aktion gedacht war, wurde von manchen als Lockmittel interpretiert. Und das ging für sie unter die Gürtellinie. Auf Facebook waren viele Kommentare noch relativ zurückhaltend, in Gruppen des Messengerdienstes Telegram dagegen wurden viele mehr als deutlich, was sie von dem Impfbier halten. Offen wurde zum Boykott aufgerufen und dazu, die Brauerei auf Google negativ zu bewerten.
Die Folge: Eine Flut von schlechten Bewertungen. Die wurden allerdings – quasi aus Versehen – für die Gaststätte gegeben, die gar nicht mehr von der Brauerei betrieben wird. Denn wer nach Roth Bier googelt, kommt automatisch auf die Rezensionen der Gaststätte. Zu sehen sind die teils drastischen Bewertungen längst nicht mehr, wie auch einige der Rezensenten nur kurze Zeit später verwundert feststellten. Die schlechten Rezensionen wurden von Google gelöscht. Das, so schreibt es der Suchmaschinenanbieter, ist dann der Fall, wenn Rezensionen gegen die Richtlinien von Google verstoßen. Die Suchmaschine filtere die Bewertungen; was gegen Regeln verstoße, werde automatisch gelöscht.
SPD-Stadtrat Ralf Hofmann stellt sich gegen Aggressionen und Boykottaufrufe
Trotzdem ist der Fall für manche ein Aufregerthema geblieben, dem sie sich auch öffentlich entgegenstellen. Einer von ihnen ist SPD-Stadtrat Ralf Hofmann. Auf Facebook schildert er am 7. Januar den Fall und ruft dazu auf, "Argumente auszutauschen" und nicht verbal aufeinander loszugehen. Impfbefürworter und auch -gegner. Wobei er deutlich erklärt, dass "die Aggressionen von Seiten der Coronaleugner und Impfgegner deutlich heftiger sind". Denn böse Reaktionen gibt es auf beiden Seiten. Laut Hofmann erntete eine Schweinfurter Buchhandlung Beleidigungen und Boykottdrohungen, als sie einen Aufruf von Impfgegnern teilte, allerdings deutlich weniger heftig als die Brauerei. Dort will man zu dem Fall nichts sagen, den Wirbel um das Impf-Bier wohl nicht mehr aufrühren.
Das ist übrigens weit verbreitet – als kleines Geschenk zur Impfung, ebenso wie die Bratwurst, die Ende November nebst Glühwein beispielsweise bei einer Impfaktion in Leinach bei Würzburg spendiert wurde. Nicht nur in Deutschland, in der ganzen Welt versucht man, die Impfbereitschaft zu belohnen. In Israel gab es zur Impfung auch schon mal ein Bier und ein Gratis-Getränk an der Bar. In einem Bezirk in Thailand wird wöchentlich eine Kuh unter Impfwilligen verlost, in Frankreich kann man nach der Impfung bei einer Tombola Tickets für Konzerte oder Freikarten für den ÖPNV gewinnen und in den Niederlanden organisierten Behörden zum Impftermin gleich ein Blinde-Date für Singles dazu.
Bei der Impfaktion "Midnight-Run" im Schweinfurter Impfzentrum, bei der man sich am 7. und 8. Januar von 19 bis 24 Uhr ohne Termin impfen lassen konnte, wurden laut Pressestelle der Stadt 14 Erstimpfungen, 13 Zweitimpfungen und 273 Auffrischimpfungen verabreicht.
Wo Schweinfurt bei den Impfungen liegt: die aktuellen Zahlen
Nach den aktuellsten Zahlen (Stand 10. Januar) wurden in Schweinfurt bisher 301 807 Impfungen verabreicht. Davon 114 959 Erst-, 122 736 Zweit- und 69 845 Drittimpfungen, sogenannte Booster. Im Vergleich dazu die Zahlen vom 27. Dezember 2021: 114 005 Erst-, 120 458 Zweit- und 55 069 Booster-Impfungen. Das Tempo bei den Impfungen hat im Vergleich zum Dezember offenbar etwas nachgelassen. Vor allem bei den Erstimpfungen tut sich wenig.
Wie lang braucht’s ihr etza nachhad….. so an gommendaa frei zum schaldn ha?
Zum einen, war ich entsetzt dass Mitmenschen, einer Bratwurst wegen, ihre feste Meinung/Überzeugung ändern?
Zum anderen, habe ich mich gefragt ob dies Bestechung oder „eine Belohnung“ für die Leute ist, die sich erst haben später impfen lassen.
Ganz egal …. Empfinde ich jetzt. Ich freue mich über Alle die sich impfen lassen, um dieser Pandemie geschlossen entgegenzutreten.
Egoismus und Selbstverwirklichung haben hier, meiner Meinung nach wenig Platz.
Aber auf den Punkt gebracht, wenn eine Firma mit ihrem Namen zu einer solchen Aktion steht, dann zeigt sie damit Kante und Überzeugung! ( das ist nochmal was ganz anderes als eine „anonyme“ Bratwurst )
Von dem her, ziehe ich den Hut vor den Entscheidungsträgern dieser Brauerei.
Eine klar Aussage und Positionierung sollten geschätzt und gewürdigt werden. Da mag es shitstorm geben. Wo aber, bleibt der Beifall der „Ruhigen“?
Wer weiß vielleicht geht in einschlägigen Kreisen die Angst um, dass es doch noch Menschen gibt, die Vernunft vornan stellen. Wenn’s dazu noch ein lecker Bier gibt oder dieses als Anreiz dienen kann, umso besser … ich versteh die Frage nicht
regen sich die Nichtdenker so auf, weil sie noch nie Blut gespendet haben.