Steigende Infektionszahlen und die angespannte Situation auf den Intensivstationen wirken sich auch auf den Arbeitsalltag der Schweinfurter Handwerksbetriebe aus. Seit dem 24. September gilt Bundesweit die 3G-Regelung in Betrieben. Das heißt: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen sich - sofern sie nicht geimpft oder genesen sind - täglich testen. Aber wirken sich die Regeln und die vierte Welle auf die Nachfrage der Handwerkerinnen und Handwerker in Schweinfurt aus?
Angela Sperber vom Sanitärbetrieb Bechert aus Schweinfurt erklärt im Gespräch mit der Redaktion, dass sich die Situation für ihren Betrieb nicht nennenswert verändert habe. Von ihren Kunden seien viele froh, wenn sie auch während dieser Pandemiewelle einen Handwerker erreichen würden, so Bechert. Die Gesundheit im Betrieb und der Angestellten stelle sie durch Abstandsregeln und den 3G-Nachweis sicher. Bevor sich die Angestellten zu den Baustellen aufmachen, müssen diese ihr Zertifikat vorgezeigt haben oder unter Kontrolle täglich einen Coronatest durchführen. Das viele Testen bringe allerdings einen erhöhten Organisationsaufwand mit sich, sagt Sperber. "Das kostet uns Zeit."
Dominic Schmitt leitet einen Elektrofachbetrieb in Schweinfurt. Er habe heuer genau so viele Aufträge wie die Jahre zuvor, erzählt Schmitt auf Nachfrage. "Es ist wie jedes Jahr an Weihnachten, es spielt immer nur das Projekt eine Rolle und wann wir fertig werden." Was das Infektionsrisiko und die Hygieneregeln betrifft, gibt sich Schmitt gelassen. Viele Eigentümer seien während der Arbeiten nicht zu Hause, was das Ansteckungsrisiko senke oder gar ausschließe.
Und sollte doch ein Kunde vor Ort sein, seien alle Mitarbeiter geimpft, so Schmitt. Wenn man sich dazu noch an Hygieneregeln mit Masken und Abstand halte, äußere dabei niemand Bedenken. Was dem Elektriker und vielen anderen Handwerkern hingegen zu schaffen mache, seien die weiterhin herrschenden Lieferengpässe. Egal ob Sicherungen, Kabel oder andere Elektroartikel: "Vieles kommt nicht oder ist sündhaft teuer."
Lieferengpässe bei Reifen und Schnelltests
Ähnliches berichtet auch Alexander Tiefenbach, stellvertretender Filialleiter von Vergölst Reifen und Autoservice aus Schweinfurt. "Teilweise sind uns überhaupt keine Liefertermine mehr bekannt", sagt Tiefenbach. Ihm fehlen neben den Elektronikbauteilen vor allem Autoreifen.
Ein weiteres Problem: Langsam gehen der Werkstatt die Coronatests aus. "Wir haben zwar im Moment noch ausreichend welche da, aber es gibt bei gewissen Herstellern momentan keine Liefertermine für Schnelltests", sagt Tiefenbach. Zudem müssten viele Kundentermine verschoben werden. Die Gründe hierfür seien die Absagen der Kunden aufgrund vermehrt ausfallender positiver Coronatests. Das hätte teils gewaltigen Terminverschiebungen zur Folge, "aber das geht das ganze Jahr schon so." Die Auftragslage sei darüber hinaus stabil. Einen Termin in der Werkstatt erhalte man in der Regel innerhalb der nächsten vier Werktage, so Tiefenbach.
Deutlich kritischer beurteilt Margit Rosentritt die derzeitige Lage. "Die Leute machen ihren eigenen Lockdown", beschreibt die Kreishandwerksmeisterin die derzeitige Lage in Schweinfurt. Menschenleere Gassen und eine verwaiste Innenstadt seien eine Katastrophe.
Schmuckhandwerker, wie Goldschmiede und Uhrmacher würden davon leben, dass Menschen von Schaufenster zu Schaufenster bummeln und sich dort zum Kaufen inspirieren lassen. "Man geht ja nicht einfach in ein Juweliergeschäft und kauft etwas. Vorher muss man einen Anreiz schaffen für die Kunden." Viele der Betriebe bangen nun um ihr Weihnachtsgeschäft, sagt Rosentritt.
Nach ihrer Einschätzung sei diese Welle deshalb anders als die vorherigen. "Viele Menschen achten mehr den je darauf, ob sich die Betriebe an die Hygienerichtlinien halten. Die Angst sich anzustecken, ist immer da, vor allem bei älteren Leuten." Rosentritt, die einen Friseursalon leitet, hofft außerdem, dass ihre Berufskollegen sowie die Kolleginnen aus der Kosmetik trotz der derzeitigen Lage auch über die kommenden Wochen ihre Salons geöffnet halten können.
Deutlich entspannter sieht das Matthias Lehmann, Juwelier aus Schweinfurt. Für Goldschmiede sei der Dezember umsatztechnisch einer der entscheiden Monat im Jahr. Zwischen 3000 und 4000 Kunden bediene er im Jahr. Dennoch müsse er sich jedes Jahr erneut um das Weihnachtsgeschäft Gedanken machen. "Seit dem ich selbstständig bin, sorge ich mich darum, wie das Weihnachtsgeschäft ausfällt." Umsatzeinbußen oder ausbleibende Kundschaft verzeichne er aktuell noch keine. Lehmann glaubt, dass es in den kommenden Wochen trotz allem eine Möglichkeit gebe, den Kontakt zu den Kunden zu erhalten. Egal ob über eine Fensterbedienung oder terminbedingtes Einkaufen: "So lange wir nicht zu machen müssen, ist mir alles recht."