
"Der Einsatz des Frauenbunds war und ist wichtig und erfolgreich: Gleichberechtigung, Gleichstellung und Gleichbehandlung haben große Fortschritte gemacht", lobte Thorsten Wozniak, der Bürgermeister von Gerolzhofen, die Arbeit des örtlichen Frauenbunds in seiner Rede am 23. Juni im Theaterhaus.
Dort war er gemeinsam mit der Diözesanvorsitzenden Anja Bauer und ihrer Stellvertreterin Edith Werner sowie dem Gerolzhöfer, Volkacher, Geusfelder und Kolitzheimer Frauenbund zusammengekommen, um das 100-jährige Bestehen des Gerolzhöfer Frauenbunds zu würdigen.
Der Festabend am vergangenen Wochenende war die zweite der insgesamt fünf Veranstaltungen, die bis Mitte Oktober dieses runde Jubiläum feiern sollen. Eröffnet wurde das Festjahr am 7. Mai mit einem Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche in Gerolzhofen.
Frauenbund schuf ein soziales Netzwerk für Gerolzhöfer Frauen
Es war heiß im Theaterhaus. Dennoch wurden die Rednerinnen und Redner nicht müde, die Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte zu würdigen: "Wenn ich sehe, dass nahezu alle Stadträtinnen auch Mitglied im Frauenbund waren und sind, ist klar, dass der Frauenbund dieses Engagement gezielt unterstützt hat", erklärte Ingrid Feil, Mitglied des aktuellen Vorstands, in ihrer Rede. In Gerolzhofen hätte beinahe jede Frau einen Bezug zum Frauenbund.
Denn seit seiner Gründung 1923 hat der Bund, der in den 1980er- und 1990er-Jahren über 400 Mitglieder zählte, zahlreiche Frauengottesdienste, Ausflüge, Frauenfrühstücke und Vorträge organisiert. Dadurch erschufen die Gerolzhöferinnen ein soziales Netzwerk aus Gleichgesinnten, die sich in Notfällen halfen, Fürsorge leisteten und außerhalb des Haushalts und der Familie etwas erleben konnten.
Zum Beispiel organisierten sie eine jährliche Faschingsveranstaltung, auf der sie selbst auftraten und aus einem weiblichen Blickwinkel das politische und gesellschaftliche Geschehen der Stadt auf die Schippe nahmen. Dieses Event wurde sogar so erfolgreich, dass es mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist aus der Gerolzhöfer Narrenzeit.
Die Themen, die sie dort ansprechen, seien jedoch keineswegs nur weibliche, wie Wozniak in seiner Rede klarstellte. "[...] Es sind auf den zweiten Blick doch Themen, die eine offene und moderne Gesellschaft prägen sollten – unabhängig vom Geschlecht." Als Beispiele nannte er unter anderem Nachhaltigkeit, Vereinbarung von Familie und Beruf und ehrenamtliches Engagement.
Silvia Kirchhof sorgte mit ihrem Programm "Ich bin doch Mann's genug" für gute Unterhaltung
Wie sich der Blick von Frauen, aber auch von Männern, auf die Gesellschaft im Laufe der vergangenen 100 Jahre verändert hat, veranschaulichte Schauspielerin und Sängerin Silvia Kirchhof. Unter dem Motto "Ich bin doch Mann's genug – 100 Jahre FrauenANSICHten" regte sie mit 26 Liedern und dazu passenden Kostümen das Publikum zum Nachdenken aber vor allem zum Schmunzeln an.
So erzählte sie beispielsweise mit dem Lied "Wir sind die Kämpfer fürs Frauenrecht" aus dem Disney Film "Mary Poppins" von den Suffragetten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Frauenwahlrecht durchsetzten. Oder sie erinnerte mit dem Lied "Lili Marleen" von Lale Andersen an die Schicksale der Menschen im Zweiten Weltkrieg.

Mit "Ode an die Kalorie" und "Chanson ohne Sex" wurde der Ton aber wieder leichter, und beim Lied "Das bisschen Haushalt...sagt mein Mann" von Johanna von Koczian aus den 1970ern hätten einige sogar mitgesungen. Laut Feil sei das Publikum von der Aufführung begeistert gewesen und hätte währenddessen viel gelacht. Sie ist überzeugt: "Wer nicht da war, hat was verpasst."
Frauenbund spendet 1500 Euro
Trotz der heiteren Stimmung des Abends wurde auch angemahnt, dass die Arbeit des Frauenbunds weiterhin wichtig sei. Denn noch immer herrsche eine Gerechtigkeitslücke bei der Mütterrente oder der Bezahlung von Männern und Frauen, gab Wozniak zu Bedenken. Außerdem hätten Frauen noch immer keinen gleichberechtigten Zugang zu allen kirchlichen Ämtern.
So betonte auch die Diözesanvorsitzende Anja Bauer in ihrer Rede: "Unser Ziel lautet nach wie vor: Wir wollen am Aufbau einer Gesellschaft und Kirche mitwirken, in der Frauen und Männer partnerschaftlich zusammenleben und gemeinsam Verantwortung tragen für die Zukunft in einer friedlichen, gerechten und für alle lebenswerten Welt."
Ganz in diesem Sinne spendet der Gerolzhöfer Frauenbund immer wieder an diejenigen, die Hilfe brauchen. Dieses Mal gehen 1500 Euro an die örtliche Katholische Kirchengemeinde und das Antonia-Werr-Zentrum in Lindach. Auch die Spenden, die am 15. Oktober bei dem Konzert mit Stefanie Schwab gesammelt werden, wird der Frauenbund großzügig aufstocken.
Hinweis: Wer mehr über den Frauenbund und seine Arbeit erfahren möchte, kann am 11. Juli um 17 Uhr das Sommerfest mit Ausstellung und Rückblick auf 100 Jahre Vereinsgeschichte im Pfarrer-Hersam-Haus besuchen oder dort am Vortrag von Sr. Katharina Ganz am 21. September um 20 Uhr teilnehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management