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Gerolzhofen
Hotelbau in Gerolzhofen: "Im Januar geht es weiter"
Der Bau des Hotels "Wilder Mann" liegt weit hinter dem Zeitplan zurück. Seit Wochen herrscht Ruhe auf der Baustelle. Der Bauherr gibt der Stadt dafür die Schuld.
Seit Wochen herrscht Ruhe an der Hotel-Baustelle 'Wilder Mann'. Nun hat sich der Bauherr zu den Gründen der  Verzögerung geäußert.
Foto: Klaus Vogt | Seit Wochen herrscht Ruhe an der Hotel-Baustelle "Wilder Mann". Nun hat sich der Bauherr zu den Gründen der  Verzögerung geäußert.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:06 Uhr

Seit Wochen schon wird wild gemutmaßt, warum es bei der Baustelle für das Hotel "Wilder Mann" nicht weitergeht. Die Gerüchteküche brodelt. Nun hat die Stadt Gerolzhofen auch noch mitgeteilt, dass der Parkplatz an der Grabenstraße unterhalb der Grabenschule wieder für den öffentlichen Parkverkehr geöffnet wird. Dabei sollte die Fläche doch eigentlich für die Hotel-Bauarbeiten genutzt werden. Kommt jetzt tatsächlich das gesamte Projekt zum Erliegen? "Nein", sagt Bauherr Rainer Krapf, "im Januar geht es weiter."

Wir erinnern uns: Südlich des historischen Gasthofs "Wilder Mann" soll ein so genanntes In-Hotel mit 110 Betten entstehen. Das "In" steht dabei für Inklusion oder auch Integration. Das bedeutet: Im neuen Hotel und im Restaurant des Gasthofs werden unter der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterfranken künftig Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammenarbeiten. Über sechs Millionen Euro investiert die Krapf Immobilien GmbH & Co. KG mit Geschäftsführer Rainer Krapf in den Bettenanbau inklusive Lobby, Tagungsbereich und eine Tiefgarage mit 34 Stellplätzen.

Archäologische Ausgrabungen

Eigentlich hätten die Bauarbeiten für die Tiefgarage und das neue Hotel an der Breslauer Straße schon im Herbst 2019 mit voller Kraft beginnen sollen. Doch wie bei Bauarbeiten üblich, die im seit Jahrhunderten besiedelten Gerolzhöfer Altstadtbereich etwas tiefer ins Erdreich gehen, schaltete sich das Landesamt für Denkmalpflege ein. Bei ersten, nur punktuell ausgeführten Sondierungsschnitten ergaben sich tatsächlich Befunde, die das Amt veranlassten, das gesamte Areal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Ausgrabungen und wissenschaftlichen Untersuchungen, die der Bauherr zu zahlen hat, zogen sich über Wochen hin. Dies hat den Zeitplan des Bauherren schon mal gehörig in Verzug gebracht.

Im Februar 2020 begannen dann endlich die Tiefbauarbeiten für die Tiefgarage auf dem seit Jahren brach liegenden Grundstück an der Breslauer Straße. Die vier Klassen der benachbarten Grabenschule zogen in ihre Ausweichquartiere in der Pestalozzistraße und am Lülsfelder Weg um. Anfang März war der offizielle Spatenstich im Beisein zahlreicher Ehrengäste. Die Fertigstellung des riesigen Projekts, zunächst für den Frühherbst 2020 geplant, wurde bei dieser Gelegenheit vom Bauherr Rainer Krapf auf Ende 2020 verschoben. 

Zeitplan nicht haltbar

Dieser sowieso äußerst ambitionierte Zeitplan ist dann aber in sich zusammengebrochen. Als man die Stadtmauer durchbricht und mit dem Ausheben der Tiefgaragen-Zufahrt beginnt, stoßen die Arbeiter auf einen historischen Brunnen. Wieder sind Archäologen vor Ort. Zusätzlich verlangte die Stadt, dass das Fundament der im Jahr 1873 gebauten Grabenschule an der Westseite – dort, wo die Einfahrt zur Tiefgarage gebaut wird – erst mit Beton unterfangen und gesichert wird, ehe überhaupt an der Tiefgarage weitergebaut werden kann. Diesem Wunsch kommt der Bauherr nach und lässt die Schule mit Beton abstützen.

Gleichzeitig muss auch bei der Baustellen-Logistik einiges umgeplant werden. Für den Bau des IN-Hotels werden von der Baufirma jetzt zwei Kräne gebraucht. Ursprüngliche Überlegungen, wonach ein einziger großer Kran im Bereich der Schulgasse/Schulhof ausreicht, können nun doch nicht umgesetzt werden. Ein kleinerer Kran wird im Schulhof aufgestellt, zusätzlich braucht es aber noch einen großen 50-Meter-Kran. Dieses Gerät soll, so will es der Bauherr, im Bereich der Breslauer Straße platziert werden.

An der künftigen Einfahrt zur Tiefgarage wurde inzwischen das Fundament der Grabenschule (rechts) mit Beton unterstützt.
Foto: Klaus Vogt | An der künftigen Einfahrt zur Tiefgarage wurde inzwischen das Fundament der Grabenschule (rechts) mit Beton unterstützt.

Dazu braucht es aber eine verkehrsrechtliche Anordnung. In der Stadtratssitzung in den Pfingstferien fiel nach stundenlanger Diskussion hinter verschlossenen Türen – Stadtrat Rainer Krapf durfte an der Sitzung nicht teilnehmen – dann die Entscheidung, dass tatsächlich ein großer Kran im Bereich der Breslauer Straße auf den Parkplätzen links im Eck vor dem Anwesen Jahn aufgestellt werden darf. Und die Straße darf tagsüber von 7 bis 17 Uhr, wenn der Kran werktags in Betrieb ist, komplett gesperrt werden.

Liste mit 23 Punkten

Der Stadtrat gab dabei aber nur im Grundsatz grünes Licht für die notwendige verkehrsrechtliche Anordnung, die eine Laufzeit vom 10. Juni bis 25. November gehabt hätte. Hätte. Denn sie wurde nie wirksam. Der Grund: Der Stadtrat hat als zwingende Voraussetzung für die Erteilung der Anordnung – wie berichtet – eine lange Liste von Bestimmungen und Vereinbarungen aufgesetzt, die der Bauherr vorab hätte unterschreiben sollen. Diese Liste umfasst 23 Unterpunkte. Einige Punkte davon will Rainer Krapf jedoch nicht akzeptieren. Er verweigert deshalb bis heute seine Unterschrift. Die verkehrsrechtliche Anordnung wurde von der Verwaltungsgemeinschaft folglich nicht erteilt – und der große Kran konnte nicht aufgestellt werden.

Dies sind einige der Forderungen des Stadtrats:

 - "Vor Genehmigung und Ausstellung der verkehrsrechtlichen Anordnung ist eine schriftliche Vereinbarung zwischen der Stadt und dem Bauherren über die aufgrund der Maßnahme entstehenden Kosten aufzusetzen."

- "Alle anfallenden Kosten, die aufgrund der Baumaßnahme „Wilder Mann“ entstehen, sind vom Bauherrn in voller Höhe zu zahlen (auch Schäden auf der Umleitungsstraße) und entsprechend abzusichern (beispielsweise durch Versicherungen, Bankbürgschaften o.ä.)."

-  "Sollten Kosten für die Stadt entstehen, werden diese an den Bauherrn weitergegeben."

- "Von den beanspruchten Straßen ist vor Beginn der Baumaßnahme eine Bestandsaufnahme des Bauzustandes mit der Stadt Gerolzhofen durchzuführen."

Anwalt ist gegen Unterschrift

Rainer Krapf ist nicht bereit, allen Forderungen des Stadtrats, insbesondere der Haftung für etwaige Schäden an entfernt gelegenen Straßen, zuzustimmen. "Mein Anwalt hat mir geraten, dies nicht zu unterschreiben", berichtet Krapf im Gespräch mit der Main-Post. "In keiner anderen Stadt in Deutschland gibt es solche Regeln." Wenn bei den Bauarbeiten etwas entfernt werden müsste oder beschädigt werde, werde er es nach Beendigung der Arbeiten wieder herstellen, betont der Bauherr. Dies sei doch selbstverständlich. Die Forderungen der Stadt hingegen hält er für zu weit gefasst und damit untragbar. Er fasst seine Kritik in einem Satz zusammen: "Die Stadt hat wegen dieser verkehrsrechtlichen Anordnung verhindert, dass die Bauarbeiten fortgesetzt werden können." 

Allerdings soll nun Bewegung in die Angelegenheit gekommen sein. "Nach meinen Informationen ist die Stadt jetzt bereit, hier einzulenken", sagt Krapf. Schon in der nächsten Sitzung des Gremiums soll eine Einigung erzielt werden, damit endlich eine verkehrsrechtliche Anordnung aktiv wird. "Denn die brauche ich, damit man am Rohbau vernünftig arbeiten kann." Der Bauherr ist optimistisch, dass nun alle Hindernisse beseitigt werden können: "Im Januar geht es an der Baustelle weiter."

Bürgermeister: erneuter Beschluss

Bürgermeister Thorsten Wozniak bestätigt auf Anfrage, dass die Angelegenheit tatsächlich nochmals dem Stadtrat vorgelegt wird. "Für eine verkehrsrechtliche Anordnung ab Januar wird eine erneute Beschlussfassung im Stadtrat nötig. Ebenso gilt es, noch Details in der Vereinbarung zwischen Bauherr und Stadt zu klären." Der Hotelneubau finde im Herzen der Altstadt Gerolzhofens statt. Das bedeute, dass die unterschiedlichen Anliegen von Schule, Anwohnern, Gewerbetreibenden, Denkmalschutz etc. gewürdigt werden müssten. "Hierbei gibt es viel Abstimmungsbedarf. Stadt und Bauherr sind deshalb im engen Austausch. Für dieses vertrauensvolle Miteinander danke ich sehr herzlich."

Breslauer Straße bleibt im Dezember offen

Zuletzt sei der Parkplatz an der Grabenstraße unterhalb der Grabenschule wieder zur öffentlichen Nutzung freigegeben worden, sagt der Bürgermeister. "Das soll auch weiterhin so bleiben, dass der Bauherr nur dann Plätze und Straßen sperrt, wenn es der Baustellenablauf oder die Verkehrssicherung erfordern. Aktuell gehe ich davon aus, dass im Januar 2021 der 50-Meter-Kran gestellt wird, so dass die Breslauer Straße als Zufahrt zur Altstadt für das Weihnachtsgeschäft der Einzelhändler komplett geöffnet bleiben wird."

Vereinbarung mit AWO steht

In den vergangenen Wochen hatte es in den sozialen Medien im Internet erhitzte Diskussionen gegeben, was die Ursache für die ruhende Hotel-Baustelle sein könnte. Es wurde wild gemutmaßt, die Krapf Immobilien GmbH & Co. KG sei in finanzielle Schieflage geraten und es wurde gar behauptet, dass der Vertrag mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterfranken gescheitert sei. Darüber kann Rainer Krapf nur den Kopf schütteln. "Nichts von dem ist wahr. Und selbstverständlich besteht der Vertrag mit der AWO weiterhin."

 
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Kommentare
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  • engert.andreas@gmx.de
    Ich habe grundsätzlich ein Problem mit der Übersetzung von „Social Media“ in „soziale Medien“
    Im englischen bezieht sich „social“ auf „Society“ - müsste also korrekterweise übersetzt werden mit „Gesellschaftsmedien“ oder „gesellschaftliche Medien“
    Im Deutschen hat das das Wort „sozial“ eine Konnotation, die eher in den Bereich „Charity“ - also Nächstenliebe gehört, Fürsorge für Schwache, wenn ich SOZIAL handle, sorge ich dafür, dass niemand abgehängt wird und gesellschaftlich unter die Räder kommt - das hat mit dem englischen „social“ ungefähr so viel zu tun, wie Weihnachten mit drr er m Osterhasen- nämlich NICHTS!
    „Social media“ mit „soziale Medien“ zu übersetzen, wäre in der Schule wahrscheinlich ganz dick rot angestrichen worden - und nur weil alle fiesen Begriff so verwenden, wird es deshalb noch lange nicht richtig!
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Zu den Mutmaßungen in den sozialen Medien: Warum schenkt man denen überhaupt noch Beachtung? Die sozialen Netzwerke wurden weithin zu asozialen Schwätzwerken. Für seriöse Medien sollte das kein Wort mehr Wert sein. Man geht doch auch nicht auf einen Müllplatz und berichtet danach, dass es dort soviel Müll gibt.

    Fake News, Verschwörungstheorien & wilde Mutmaßungen haben wohl nur zwei Ursachen:
    1. Wichtigtuerei
    2. Langeweile: Viele können sich nicht mehr beschäftigen und sitzen gelangweilt vor ihrem Computer und wollen in ihr tristes, langweiliges Leben etwas Farbe & Spannung bringen - "Müßiggang ist aller Laster Anfang" war noch nie so aktuell wie heute!
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