Die Vorarbeiten an der Großbaustelle "Wilder Mann" sind weitgehend abgeschlossen. Jetzt geht es in die Tiefe. Dabei kann es laut werden. Aus diesem Grund ziehen vier Klassen der benachbarten Grabenschule ab Montag in ihre Ausweichquartiere um.
Eigentlich hätten die Bauarbeiten für die Tiefgarage mit geplant 34 Stellplätzen und das neue Hotel an der Breslauer Straße mit 110 Betten schon im Herbst auf ganzer Breite beginnen sollen. Doch wie bei Bauarbeiten üblich, die im seit Jahrhunderten besiedelten Altstadtbereich ins Erdreich gehen, schaltete sich das Landesamt für Denkmalpflege ein. Dies hat den Zeitplan des Bauherren gehörig in Verzug gebracht.
Wochenlange Untersuchungen
Bei ersten, nur punktuell ausgeführten Sondierungsschnitten ergaben sich Befunde, die das Amt veranlassten, das gesamte Areal genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit den Untersuchungen beauftragt wurde das Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse aus Schwarzach/Main. Grabungsleiter ist wieder Frank Feuerhahn, der bereits in den Wintermonaten 2009/2010 – nicht weit vom "Wilden Mann" entfernt – im Hof der Amtsvogtei die archäologischen Untersuchungen unter sich hatte, als dort ebenfalls eine Tiefgarage gebaut wurde.
Archäologische Untersuchungen verzögern praktisch immer jedes Bauprojekt. Während in den zurückliegenden Wochen die Wissenschaftler zugange waren, konnte die beauftragte Baufirma zunächst nur kleinere Vorarbeiten beim Einrichten der Baustelle erledigen. Dann gaben die Archäologen von der Nordgrenze des Grundstücks her Schritt für Schritt weitere Flächen frei. Während sie in dieser Woche noch im südlichen Bereich in einer dunkel gefärbten Vertiefung unmittelbar neben der Grabenschule letzte Untersuchungen durchführen, sind auf dem übrigen Baugrund bereits schwere Maschinen aufgefahren.
Ein Großteil der Fläche ist bereits mit Schotter planiert worden. Entlang der Breslauer Straße und an der südlichen Grenze zum Brillenhaus hin sind schon aus Beton gegossene runde Schablonen auf dem Boden zu sehen. In den Löchern dieser Schablonen wird nun in den kommenden Tagen ein riesiger Bohrer seine Arbeit aufnehmen. Die Maschine bohrt Löcher in eine Tiefe von acht bis zehn Metern in den Untergrund, die dann mit einem Stahlgeflecht und mit Beton gefüllt werden.
Ein umpfählter Raum
Die Bohrpfähle überschneiden sich dabei jeweils leicht, so dass am Ende quasi undurchlässige Palisaden aus Beton entstehen. Damit wird auch ein mögliches Einbrechen der Ränder der Baugrube und ein gefährliches Nachrutschen von Erdreich verhindert. Im Innern des umpfählten Raums wird dann nach unten gegraben, die Bohrpfähle bilden letztlich die Außenmauern der Tiefgarage. Das Planieren und Schottern der Baustelle diente nur dazu, dass die große Bohrmaschine einen sicheren Stand hat. Der Schotter wird dann wieder abgetragen und später wiederverwendet für den Boden der Tiefgarage.
Mit dem Beginn der "richtigen" Bauarbeiten steigt jetzt natürlich auch die Lärmkulisse. Es kann insbesondere dann, wenn die Bohrspirale des großen Baggers schüttelnd entleert wird, laut werden, sagt Rainer Krapf, Geschäftsführer der Krapf Immobilien GmbH & Co. KG. Er bittet dafür um Verständnis. Was schon länger geplant war, tritt jetzt in Kraft: Die Grabenschule wird wegen der Lärmbelastung geräumt. Die Klassen ziehen in Ausweichquartiere.
Vier Klassen ziehen um
Der Schulleiter der Grundschule Gerolzhofen, Rektor Helmut Schmid, bestätigt, dass ab dem kommenden Montag die vier Klassen der Grabenschule – allesamt Buben und Mädchen aus Gerolzhofen – umziehen. Die dritte und die vierte Klasse ziehen an den Lülsfelder Weg, je eine Klasse kommt im Grundschulgebäude und in der Mittelschule unter.
Die erste und die zweite Klasse ziehen laut Helmut Schmid in das ehemalige Realschulgebäude an der Pestalozzistraße um. Besonders für die Kinder aus den südlichen Stadtregionen, für die der Fußweg dorthin vielleicht zu lang ist, aber auch für die Buben und Mädchen, die nach dem Unterricht in den Hort im Kindergarten St. Regiswind gehen, wird dazu extra ein Busverkehr angeboten. Dieser Bus fährt werktäglich um 7.50 Uhr an der Haltestelle am Lülsfelder Weg ab. Nachdem man den Stundenplan leicht modifiziert hat, fährt der Bus jeweils nach der vierten und nach der sechsten Schulstunde von der Pestalozzistraße wieder zurück zum Lülsfelder Weg.
Dauer noch ungewiss
Wie lange die Auslagerung der Schulkinder dauern wird, ist noch ungewiss. Laut Carmen Volk, zuständige Sachbearbeiterin an der Verwaltungsgemeinschaft, geht man derzeit von sechs bis acht Wochen aus. Rektor Schmid mag sich auch noch nicht festlegen. Er spricht von zwei bis drei Monaten. Eine Verlängerung sei aber möglich.
Stellt sich die Frage, wer für die Kosten des Umzugs und vor allem des vorübergehenden Bustransfers aufkommt. Die Antwort des zuständigen Schulverbandsvorsitzenden, Bürgermeister Thorsten Wozniak, fällt kurz aus: "Der Verursacher."
Mich würde interessieren, ob mit einem anderer Bauherren mit dem selben Maß entschieden worden wäre....