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SCHWEINFURT
Hoffen und Bangen um „Hope“ und „Life“
Schwein des Anstoßes: Eines der beiden Mohrenköpfle.
Foto: Uwe Eichler | Schwein des Anstoßes: Eines der beiden Mohrenköpfle.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:35 Uhr

Man muss wohl schon ziemlicher Idealist sein, um sich bei nasskaltem Januarwetter als Mahnwache vor dem Eingang zum „Wildpark an den Eichen“ zu stellen. Die Pläne von Wildparkleiter Thomas Leier, zwei schwäbisch-hällische Landschweine schlachten zu lassen, haben nicht nur für Leserbriefecho gesorgt, sondern auch die Tierrechtsorganisation „Animal Paws“ auf den Plan gerufen.

Mehrere Stunden lang machten die Tierschützer am Samstag auf das Schicksal von „Hope“ und „Life“ aufmerksam. „Hoffnung“ und „Leben“ haben die Aktivisten die Bewohner des „Bauernhofs“ getauft, die im Frühjahr dem Metzger entgegensehen sollen. Mit der Aktion will Animal Paws, zu deutsch „Tierpfoten“, die beiden Delinquenten vor der Schlachtbank retten.

In einer E-Mail an Thomas Leier hatte Jacqueline Kraft, Teamleiterin aus Gemünden, angeboten, einen Gnadenhof zu finden, für einen Lebensabend der Tiere. Laut „Animal Paws“ hat der Parkleiter dies freundlich abgelehnt. Haus- und Nutztierrassen ließen sich nur nachhaltig vor dem Aussterben bewahren, wenn man sie auch nutze, sprich schlachte.

„Schweine sind keine Schnitzel“

Den sieben „Tierrechtlern“ will die Logik „Schützen durch Schlachten“ nicht einleuchten. „Er will sie verwursten“, sagt Veganerin Kraft kopfschüttelnd, bevor sie zusammen mit Partner und den jungen Mitstreitern Madeleine, Sabrina, Bettina, Annabell und Oli das Banner entrollt. Arterhaltung funktioniere am besten durch leben lassen, so die Forderung, nicht aufessen. „Schweine sind keine Schnitzel“, lautet eine andere Parole.

Die „Animal Paws“ arbeiten eng mit der kleinen „Tierschutzpartei“ zusammen, etwa bei Protesten gegen Tierversuche am Max-Planck-Institut in Tübingen. Gemahnt wird friedlich und leise, in Rücksprache mit der Stadt. Die eigenen Tiere zu schlachten, das sei für einen Wildpark ein merkwürdiges Verhalten, findet Kraft, der Wildpark sei doch für Familien und Kinder gedacht. Man sollte froh sein, wenn der Nachwuchs überhaupt noch ein lebendes Schwein zu Gesicht bekäme.

Mahnwache stößt auf Zustimmung

„Ich finde es unmöglich“, sagt eine ältere Dame aus der Nachbarschaft und meint die Verwurstungspläne: „Gut, dass es junge Menschen gibt, die sich dagegen engagieren.“ Die Leute sollten einfach weniger Fleisch essen. „Lieber ein Jahr auf einem Bauernhof als sechs Wochen in der Massentierhaltung“, findet ein Befürworter der Aktion, der vor dem Gehege mit der Anwohnerin ins Gespräch kommt.

Eines der beiden „Mohrenköpfle“, wie die aus der Einkreuzung chinesischer Schweine entstandene Rasse auch genannt wird, schaut etwas ratlos aus seinem Unterstand hinaus in den Winter-Regen und nicht allzu rosige Zukunftsperspektiven. Sicher ist, dass „Hope“ und „Life“ an sonnigeren Tagen ein ziemliches „High Life“ geboten wird, für Schweineverhältnisse, mit Kratzbürsten, Auslauf und Suhlplatz.

Der „Naturgänger“ einer Nordic-Walker-Gruppe äußert ebenfalls Sympathie für die Mahnwache. Auch wenn er nicht komplett gegen Fleischkonsum sei: „Einmal die Woche darf man“, so der Sportler. Ansonsten sollte man die beiden Schweine an Altersschwäche sterben lassen. Das wäre ganz im Sinne von Jacqueline Kraft. Ansonsten will „Animal Paws“ zurückkehren – und bei besserem Wetter eine zweite Mahnwache abhalten, um das Leben von „Hope“ und „Life“ vielleicht doch noch zu retten.

Das Schicksal der beiden schwäbisch-hällischen Landschweine ist ihnen nicht Wurst: Am Samstag gab es eine Mahnwache von Tierschützern am Wildpark.
Foto: Uwe Eichler | Das Schicksal der beiden schwäbisch-hällischen Landschweine ist ihnen nicht Wurst: Am Samstag gab es eine Mahnwache von Tierschützern am Wildpark.
 
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Kommentare
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  • AxelKroener
    Der "Wildpark an den Eichen" ist kein landwirtschaftlicher Betrieb. Der Park dient hauptsächlich der Erholung und der Freizeitgestaltung für Familien mit Kindern. Es gibt für diesen Freizeitpark keinen guten Grund diese Tiere zu töten.

    Kinder und Jugendliche wissen in immer größer werdender Zahl, dass niemand Tiere töten muss um gesund und lecker zu essen.
    "Nutz-"Tierhaltern macht dieses zunehmende Wissen logischerweise Angst und sie versuchen krampfhaft das Töten als normal, natürlich und notwendig zu verkaufen.

    Zugegeben, das Töten ist derzeit bei der stetig schrumpfenden Mehrheit noch normal.
    Das Töten ist aber deshalb längst nicht natürlich und auf keinen Fall ist es notwendig zu töten.
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  • frika
    So widersprüchlich es sich für manche anhören mag, bei vom Aussterben bedrohten Nutztieren ist aufessen erwünscht. Wenn niemand mehr die Produkte von diesen Tieren kauft, werden sie nicht gehalten. Mit der bewussten Haltung und Nutzung der wertvollen Schweinerasse „Schwäbisch-Hällisches Landschwein“ geht der Wildpark Schweinfurt den richtigen Weg und trägt zum aktiven Erhalt bei. Daneben können die Schweine artgerecht heranwachsen, ganz im Gegensatz zu großen Massentierhaltungen. Mehr Regionalität und Artenschutz geht nicht. Das Thema Artensterben ist doch aktuell in aller Munde. Meist denkt man dabei jedoch an Elefanten in Afrika oder Tiger in Asien. Die wenigstens wissen, dass allein in Deutschland mehr als 100 heimische Tiere auf der „Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen“ stehen. Es ist schade, dass das Tagblatt die Aussagen der Gegner so einseitig stehen lässt. Wir stehen gerne zur Verfügung. Florian Dittert, Vorsitzender der Wildparkfreunde Schweinfurt.
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  • eboehrer@gmx.de
    Also ehrlich, ich mag das Fleisch dieser Rasse. Aber wenn ich sehe, wie schön es diesen beiden geht, vergeht mir der Appetit. Warum zeigt man erst diese Tierchen, macht groß Werbun, dass sie geschlachtet werden und dann wundert man sich, wenn Leute dagegen sind.
    Lasst sie leben! Und um den Landwirten eine Möglichkeit aufzuzeigen, muss man diese zwei nicht schlachten.
    Guten Appetit.
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  • engert.andreas@gmx.de
    So ein Krampf - und die Zeitung gibt sich auch noch dafür her, diesen Blödsinn zu verbreiten!
    Es ist und bleibt nunmal Tatsache - vom Aussterben bedrohte Haustier-Rassen lassen sich NUR retten, wenn man den Landwirten eine Möglichkeit aufzeigt, mit ihnen wirtschafte zu können - sprich schlachten und vewursten. Das gleiche ist bei alten Zwei-Nutz-Rindern, also Fleisch UND Milch, Hühner-Rassen: Fleisch UND Ei, dass damit das massenhafte Abschlachten von "unnützen" Hähnchenküken gestoppt wird - usw.
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