Die ersten 100 Flüchtlinge aus der Ukraine sind schon in Schweinfurt angekommen, die meisten jedoch privat untergebracht. Und es werden noch mehr werden, sagt Schweinfurts Sozialreferent Jürgen Montag. Im Jugendhilfeausschuss des Stadtrates am Mittwoch hat er hochgerechnet, mit wie vielen Flüchtlingen aus der Ukraine Schweinfurt rechnen kann und muss. Mindestens.
Etwa 1000 Menschen leben laut Montag in Schweinfurt mit einem "Bezug zur Ukraine". Entweder, weil sie einen entsprechenden Pass haben, dort geboren wurden oder Kontakte in das Land haben. 230 ukrainische Mitbürger, rund 430 Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft, plus Dunkelziffer, rechnete Montag vor. Die Stadt geht davon aus, dass diese Personen im Durchschnitt zwei ukrainische Flüchtlinge aufnehmen, dass also etwa 2000 Flüchtlinge in den nächsten Wochen und Monaten in Schweinfurt Schutz suchen. Die ersten Hilfsangebote laufen.
Um die Ankunft, Registrierung und Verteilung zu koordinieren, hat sich ein Krisenstab in der Stadtverwaltung gebildet. Darüber hinaus bündeln laut einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung Mitarbeiter rund um die Stabstelle "gerne daheim in Schweinfurt" unter Leitung von Matthias Kress, Hilfsangebote, Sprachmittler und Bürgeranfragen. Ein Bürgertelefon ist geschaltet, Anfragen und Angebote für Hilfsgüter werden via E-Mail angenommen.
In den Ledward Barracks entsteht eine Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine
Gleichzeitig wurde in den Ledward Barracks eine Unterkunft für Flüchtlinge hergerichtet. Etwa 200 Menschen könnten dort unterkommen. Erhöhe sich der Bedarf, werde die Stadtverwaltung kurzfristig ein weiteres Gebäude zur Verfügung stellen. Abgestimmt und unterstützt wird das Hilfsangebot der Stadt laut Montag auch von Wohlfahrtsverbänden.
Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine genau in Schweinfurt eintreffen, ist laut Mitteilung tagesaktuell nicht zu benennen. Der Grund: In den ersten 90 Tagen sind ukrainische Flüchtlinge nicht meldepflichtig. Trotzdem appellierte Sozialreferent Montag, dass sich die Betroffenen registrieren lassen, um Hilfsleistungen erhalten zu können. Alle Informationen zum Registrierungsvorgang seien tagesaktuell auf der Internetseite der Stadt Schweinfurt unter www.schweinfurt.de/ukraine abrufbar.
OB und Bürgermeisterin werben für Respekt und ein friedliches Miteinander
Auch was Kinderbetreuung, Schulangebote und Beschäftigung betrifft, werde man eine Lösung suchen, so Montag. Dass mit den Flüchtlingen auch Menschen mit entsprechender Ausbildung kommen werden, würde man sicher dabei nutzen, so der Sozialreferent auf eine Frage aus dem Gremium. Von der Seite kam auch der Einwurf, bei der ganzen Problematik auch zu bedenken, dass es auch Flüchtlinge aus Russland geben werde. Menschen, die mit dem Regime nicht einverstanden sind und fliehen.
"Wir müssen in alle Richtungen vermitteln", erklärte Bürgermeisterin Sorya Lippert. Schweinfurt, wo geschätzt 45 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben, sei eine multikulturelle Gesellschaft und müsse sich dafür einsetzen, dass sich die Menschen hier gegenseitig respektierten.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé geht in der Pressemitteilung der Stadt in die gleiche Richtung: "Die Stadt Schweinfurt verurteilt den Angriffskrieg auf die Ukraine und sagt allen ukrainischen Flüchtlingen, die in Schweinfurt Schutz suchen, ihre Unterstützung und Hilfe zu. Gleichzeitig rufe ich aber erneut dazu auf, den Frieden in unserer Stadt zu wahren. Dies ist kein Krieg des russischen Volkes. Unsere Wut kann und darf sich deshalb nicht gegen unsere Mitbürger russischer Herkunft wenden. Vielmehr sollten wir jetzt ein Zeichen für ein friedliches Miteinander setzen und gemeinsam für unsere Werte wie Toleranz, Freiheit und Solidarität eintreten."
Neben der Kontakt-Mailadresse ukrainehilfe@schweinfurt.de ist ab sofort auch ein Bürgertelefon geschaltet: Tel. (09721) 516849 . Von Montag bis Freitag jeweils zwischen 9 und 12 Uhr sowie zwischen 13 und 16.30 Uhr stehen die Mitarbeiter laut Mitteilung für Fragen, Sorgen und Nöte zur Verfügung.
Wer klein & kurzsichtig denkt sieht die Flüchtlinge als Not - wer groß denkt als Chance! Wo wäre Deutschland heute ohne die Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) aus Frankreich und wo wäre Bayern & SW heute ohne Sudetendeutsche und weitere Ostflüchtlinge aus vielen anderen Ländern?
Zudem sind die 45% Migrationshintergrund überhaupt kein Maßstab, da SW aufgrund einer irrsinnigen Gebietsreform nur aus der Kernstadt besteht und das SWer Bürgertum in Dittelbrunn etc. wohnt. Bestünde Köln nur aus der Kernstadt hätte es vmtl. 90% Migrationshintergrund.