
Der Schweinfurter Verein "Hilfe für Kinder der Dritten Welt e.V." hat es sich zur Aufgabe gemacht, benachteiligten Kindern und Menschen zu helfen, die nicht in einer Wohlstandsgesellschaft aufwachsen und leben können. Unter den vielen Hilfsprojekten des Vereins ragt eines besonders heraus, das Häuserbau-Projekt im Slum Kapali in Kalkutta. Jetzt wurde das 500. Haus eingeweiht.
Zur Feier dieses Jubiläums war eigens der Erzbischof von Kalkutta, Thomas D'Souza, gekommen. Wie der Verein in einer Medieninformation mitteilt, hat der hohe Geistliche das 500. Haus eingeweiht und den Bewohnerinnen und Bewohner seinen Segen gegeben.

"Im Slum von Kapali leben 3000 Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen", schreibt der Verein. Sie stammten zum größten Teil aus Bangladesch und Nepal und seien Flüchtlinge ohne jegliche Rechte in Indien. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie durch Sammeln von verwertbarem Müll und Gelegenheitsarbeiten. Als Unterkunft dienten ihnen ärmliche Hütten, die direkt an einem Abwasserkanal stehen. Bei starkem Regen, besonders in der Monsunzeit, rutschen die Ufer ab und die Wassermassen schwemmen die Elendshütten in den Kanal. Oft würden dabei die Bewohner auch ihr Leben verlieren, heißt es.
Häuserbauprojekt für die Menschen im Slum Kapali
Der Schweinfurter Verein hat ein Häuserbauprojekt gestartet, um diesem Elend ein Ende zu setzen. Zug und Zug werden feste Häuser gebaut, in denen die Menschen sicher leben können. Die Häuser bestehen aus Wellblech, der Boden ist zementiert, und eine kleine Mauer verhindert das Eindringen von Regenwasser. "Die Häuser haben zwar nicht mehr wie zehn bis 15 Quadratmetern Wohnfläche, bieten den Bewohnerinnen und Bewohner aber enorme Sicherheit", sagt Vorsitzender Heinrich Hackenberg, der von Ebenhausen (Lkrs. Bad Kissingen) aus, die Aktivitäten des Schweinfurter Hilfsvereins in Indien steuert.

Vor Ort sind die Ordensleute der Salesianer von Don Bosco für das Bauprojekt verantwortlich, mit denen der Schweinfurter Verein schon seit über 30 Jahren zusammenarbeitet. Ein Haus kostet laut Hackenberg etwa 500 Euro. Jeder Spender werde mit seinem Namen an der Haustür verewigt.
Den überwiegenden Teil der Häuser konnte der Verein durch Spenden seiner Mitglieder und Unterstützer, vor allem aus der hiesigen Region, finanzieren. Auch Schülerinnen und Schüler der Schweinfurter Auenschule haben gemeinsam mit Lehrkräften von ihrem Taschengeld und gesammelten Spenden ein Haus im Slum Kapali gestiftet. Als Dankeschön für das große Engagement aus der Region wurde eine lange Gasse des Slums "Klein Schweinfurt" benannt.
Ein hartgekochtes Ei und eine Banane mit Keksen sind der Renner
"Es gibt noch viel zu tun", sagt Vorsitzender Hackenberg, der unermüdlich um Spenden und Unterstützung wirbt. Der Schweinfurter Hilfsverein engagiert sich auch beim Bau von Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern. Er leistet Hilfe bei der Berufsausbildung und Arbeitssuche. Den jungen Müttern in den Elendsvierteln werden Kurse in Babypflege und Hygiene angeboten, sie bekommen monatlich ein Paket mit Hygienemitteln für ihre Babys und Babynahrung.
"Die Kinder leben auf sehr engem Raum, kein Platz zum Spielen oder Kind zu sein", beschreibt Hackenberg die Situation vor Ort. Das Essen bestehe zumeist aus einem Teller Reis mit etwas Gemüse. Wenn der Verein Essen verteilen lasse, was mehrmals im Monat geschehe, seien der große Renner ein hartgekochtes Ei und eine Banane mit ein paar Keksen.
Weil die Kinder den Eltern beim Müllsammeln helfen müssen, gehen sie nicht zur Schule. Der Schweinfurter Verein hat deshalb in Kalkutta eine Schule gegründet, in die diese Kinder täglich kommen können. Wenn sie ihre Prüfung nach vierten Klasse bestehen, können sie an eine staatliche Schule wechseln. "Unsere Erfolgsquote liegt bei über 90 Prozent", sagt Hackenberg stolz.
Kinderpatenschaften ermöglichen Schulbesuch
Der Verein hilft diesen Kindern mit Patenschaften. Um einem Kind den Schulbesuch zu ermöglichen, reicht eine Spende von 118 Euro im Jahr. "Das sind etwa 32 Cent täglich", hat Hackenberg ausgerechnet. "Damit können wir die Lehrkräfte bezahlen, das Schulmaterial anschaffen sowie kleine Mahlzeiten anbieten und für ärztliche Behandlung sorgen." Jeder Pate erhalte ein Bild des Kindes, einen kurzen Lebenslauf und einmal jährlich persönliche Post von seinem Patenkind. Rund 1500 Kinderpatenschaften hat der Schweinfurter Hilfsverein in den 35 Jahren seines Bestehens schon vermittelt.
In regelmäßigen Abständen organisiert Vorsitzender Hackenberg auch Patenelternreisen nach Indien. Die jüngste Reise fand im November 2024 statt. Über 20 Pateneltern aus Schweinfurt und Umgebung besuchten in Kalkutta ihre Patenkinder und besichtigten die Projekte des Vereins in der Region.
Wer die Arbeit des Vereins unterstützen will: Verein zur Hilfe für Kinder der Dritten Welt, Schweinfurt e.V IBAN: DE48 7933 0111 0002 4242 41 BIC: FLES DEMM XXX, Bankhaus Max Flessa KG, Schweinfurt