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Schweinfurt
Handel: Schöner Leerstand in der City
Dass immer mehr Menschen online einkaufen, bekommt der Einzelhandel auch in Schweinfurt zu spüren. Die Folge: Leerstand, sogar in 1a-Lagen. Gibt es Mittel dagegen?
Schöner Leerstand - in der Spitalstraße.
Foto: Stefan Sauer | Schöner Leerstand - in der Spitalstraße.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:54 Uhr

Thomas Herrmann ist seit Oktober letzten Jahres der neue Citymanager der Stadt Schweinfurt. Sein Job ist es, vom Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften aus alles zu tun, um vor allem den Einzelhandel der Stadt zu beleben und attraktiver zu machen. Dass der leidet, ist am Leerstand von Geschäften abzulesen. 70 Leerstandsimmobilien in der Innenstadt, einschließlich Sanierungsobjekten, stehen derzeit in Herrmanns Liste. Einige befinden sich auch in Randlagen, doch viele Geschäftsflächen sind seit längerer Zeit in bester Lage ungenutzt, wie in der Spitalstraße.

Hässlicher Leerstand wertet ab

Der Citymanager sieht eine Reihe von Aufgaben vor sich. Einerseits gelte es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die Menschen nicht eine lebendige, bunte Einkaufsvielfalt in der Innenstadt erwarten könnten, wenn sie selbst nur noch online oder auf den grünen Wiese einkauften. Zum anderen müsse der Handel das Seine dazu tun: Service, Beratung, Freundlichkeit, im Netz wenigstens auffindbar sein mit Bild, Adresse, Öffnungszeiten. Das alles müsse stimmen, sagte Herrmann dieser Redaktion bereits in einem Gespräch zu seinen Plänen im Januar.

Vorher: Hässlicher Leerstand - in der Spitalstraße
Foto: Stefan Sauer | Vorher: Hässlicher Leerstand - in der Spitalstraße

Ein Thema war dabei der nicht selten unschöne Anblick leer stehender Läden. Wenigstens deren Schaufenster sollten attraktiv gestaltet sein, etwa mit Hinweisen auf Veranstaltungen oder Parkmöglichkeiten, sagte Herrmann damals. Würden sie einfach lieblos zugeklebt, werte dies auch die Umgebung ab. Auf die nebeneinander liegenden Leerstände Spitalstraße 22 und 24 traf das lange Zeit zu: einfach mit Papierbahnen verhängt. Generell seien die Hauseigentümer in der Verantwortung, was das Aussehen der Gebäude betrifft, meinte Herrmann – auch in den oberen Stockwerken, die nicht als Läden vermietet seien. Herrmanns Vorgängerin Svenja Melchert hat leere Schaufenster auch schon mit Kunst gefüllt.

Schöne Folien kaschieren auch

Inzwischen sind die Schaufenster dieser beiden Geschäfte in der Spitalstraße mit bunter Werbung beklebt, in Hochglanz - das sieht auch noch gut aus. Es sind die einzigen bislang, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion. Weitere seien in Planung. Man müsse dabei unterscheiden zwischen aktuellen Leerständen, die sofort vermietbar seien und Leerständen, die aufgrund ihres baulichen Zustands nicht wieder vermietbar seien, beziehungsweise bei denen dringend Handlungsbedarf bestehe. "Schaufensterfolierung kaschiert und täuscht eventuell über den Leerstand hinweg, löst das Problem des Leerstands aber nicht", so Herrmann.

Was kostet das und wer bezahlt es - die Immobilieneigentümer oder die Stadt? Das komme auf die zu beklebende Fläche und Art der Folie an, heißt es. Für dauerhaften Sichtschutz werde eine qualitativ höherwertige Folie verwendet, bei welcher der Quadratmeter rund 50 Euro koste. Es müsse eine transparente Folie plus Deckfolie angebracht werden, zusätzlich kämen Kosten für Design und die Reinigung der Flächen dazu: "Kurzfristige Lösungen sind selbstverständlich günstiger. Je nach Leerstand wird mit den Eigentümern besprochen, wer die Kosten und in welcher Höhe übernimmt." Eine hochwertige Beklebung sei nur sinnvoll, wenn der bauliche Zustand der Häuser sich nicht kurzfristig ändert. Für kurzfristige Schaufensterfolierung entwickle die Stadt gerade ein anderes Modell, mit dem sie an die Eigentümer beziehungsweise Vermieter herantreten wolle.

Extrem verschiedene Vorstellungen

Wo sieht der Citymanager in seiner relativ kurzen Zeit in Schweinfurt die dicksten Brocken auf dem Weg zur Bekämpfung des Leerstands? Gibt es Bremser? "Die größte Herausforderung ist, dass Mieter und Vermieter zueinander finden und sich einig werden", schreibt Herrmann: "Auf beiden Seiten weichen die Vorstellungen oftmals extrem ab." Hier müsse die Stadt unterstützend, etwa in Form durch Kontaktherstellung, tätig werden.

Nach einem Jahr, Ende 2019, will Thomas Herrmann eine "erste Zwischenbilanz ziehen und schauen, welche Aktionen effektiv waren oder warum manches nicht funktioniert hat". Auf einem der Schaufenster in der Spitalstraße wird das Landesturnfest beworben, das seit gut vier Wochen Geschichte ist. Wird diese Werbung ersetzt? Noch wirke das Landesturnfest positiv nach, aber selbstverständlich werde diese Werbung sinnvoll ersetzt. Herrmann hat sich ein konkretes Ziel gesetzt: Er will den Leerstand innerhalb von drei Jahren halbieren.

 
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  • Michael Fischer
    Den Leerstand halbieren ist eine Träumerei. Der wird sich noch vergrößern wenn so langsam die Konjunktur einbricht.
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