Andreas Engert ist ein beeindruckender Mensch. Der Hambacher hat sich einer lebenslangen Aufgabe verschrieben: Er betreut seinen behinderten Sohn Joachim. Seit über 50 Jahren, und seit dem Tod von Ehefrau Hilde 2003 alleine. Erst seit ein paar Jahren hilft Enkel Michel mit, der ausgebildeter Pfleger ist. Denn Andreas Engert ist inzwischen in einem Alter, wo andere selbst pflegebedürftig sind. Er feierte am 1. Januar seinen 95. Geburtstag.
"Natürlich wohnt Joachim noch bei mir", sagt Andreas Engert am Telefon. Für den 95-Jährigen ist die Betreuung des inzwischen 63-jährigen Sohnes eine Selbstverständlichkeit. Und ein Versprechen, das er seiner Frau gegeben hat.
Joachim Engert war zehn Jahre alt, als ihn die zweite Ehefrau von Andreas Engert mit in die Ehe brachte. Aufgrund von Sauerstoffmangel bei der Geburt hat er eine geistige Behinderung. Mit 28 Jahren kam eine Diabetes hinzu. Und seit einer Herzoperation braucht Joachim eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Tagsüber arbeitet er in der Werkstatt der Lebenshilfe, die Versorgung zuhause übernimmt der 95-Jährige. Bis zum heutigen Tag. Auch wenn er selbst nach einem Schlaganfall gesundheitlich nicht mehr ganz auf der Höhe ist.
Mit 17 Jahren im Kriegseinsatz
Andreas Engert ist ein positiver Mensch. Er wurde am 1. Januar 1928 in Handthal geboren und ist dort mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Als er ins Gymnasium nach Schweinfurt kam, begann der Krieg. Die jungen Gymnasiasten wurden beim Bau des Westwalls eingesetzt. Andreas Engert hat 22 Wochen lang Panzergräben vor Völklingen an der Saar ausgehoben. Danach kamen vier Wochen Wehrertüchtigung in Wildflecken, sechs Wochen Reichsarbeitsdienst in der Fränkischen Schweiz und schließlich der Kriegseinsatz bis Mai 1945 mit kurzer Gefangenschaft in Ochsenfurt. "Da war ich erst 17 Jahre alt."
Der Krieg hat in gewisser Weise die Berufswahl von Andreas Engert beeinflusst. "Mein Onkel sagte, lerne Maurer, da wirst du nicht arbeitslos, bei den vielen kaputten Häusern", erzählt der 95-Jährige schmunzelnd. Der junge Handthaler wurde Maurer, ging nach der Gesellenprüfung 1949 aber nach Frankfurt, um dort noch Bauingenieurwesen zu studieren.
In seiner beruflichen Karriere gab es viele Stationen. Engert war unter anderem am Bau der ersten 380-Kilovolt-Leitung von Brauweiler nach Bad Kreuznach beteiligt, war beim Bau der Staustufe Schweinfurt im Einsatz und federführend bei der Hochwasserfreilegung der oberen Lahn tätig. 1967 kam Engert dann in den Landkreis Bad Kissingen. Hier war er bis Anfang der 1990er-Jahre als Leiter der Hochbauverwaltung des Landratsamtes tätig.
Unter seiner Regie entstanden Großprojekte wie das Schulzentrum im Bad Brückenau, die Fachakademie in Münnerstadt oder das Berufsschulzentrum und die Realschule in Bad Kissingen. 1990 ging er in Pension, ließ sich dann aber ein Jahr später noch einmal reaktivieren, wegen eines personellen Engpasses am Landratsamt Bad Kissingen. Stolz zeigt der 95-Jährige ein persönliches Dankschreiben des damaligen Landrats Herbert Neder.
Auch privat hat Engert viel gebaut. Ein Haus für sich und seine Familie in Hambach, später dann Häuser für seine Kinder. Aus erster Ehe hat der 95-Jährige einen Sohn und eine Tochter, aus zweiter Ehe einen weiteren Sohn, der gemeinsam mit Joachim aufgewachsen ist. Zur Familie gehören inzwischen auch Enkel und Urenkel.
Hohe Auszeichnungen für ehrenamtliches Engagement
Trotz der vielen Verpflichtungen fand Andreas Engert Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Er war langjähriger Kassier des SPD-Ortsvereins, der ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Vom 1. FC 05 Schweinfurt erhielt er eine Ehrennadel für sein Engagement bei der Förderung der Jugendarbeit. Über 30 Jahre war Engert zudem Vorsitzender des Behinderten- und Versehrtensportvereins Dittelbrunn. Für seine Verdienste für die Allgemeinheit und das Gemeindewohl bekam er 2015 die Bürgermedaille der Gemeinde Dittelbrunn.
Auf eine Auszeichnung ist der 95-Jährige besonders stolz: Es ist ein vergoldetes achtstrahliges Malteserkreuz, umgeben von einem grünen Lorbeerkranz und einem Mittelmedaillon mit dem weißblauen Rautenwappen. Auf der Umschrift steht "Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten". 2019 hat Andreas Engert diese hohe Auszeichnung erhalten, die nur für "hervorragende ehrenamtliche Tätigkeit" verliehen wird. Ministerpräsident Söder würdigte damit das ehrenamtliche soziale Engagement des Hambachers, vor allem das lebenslange für seinen Sohn Joachim.
auch nachträglich zu Ihrem halb-runden Geburtstag alles Gute, besonders Gesundheit und Zufriedenheit. Zu ihren 100. oder 105.-Geburtstag kommen wir dann alle und gratulieren Ihnen persönlich!! 🍾🥂