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Gerolzhofen
Grüne Jugend: Gründung des Kreisverbands Gerolzhofen-Schweinfurt beeindruckt Parteiprominenz
Die jungen Aktivisten wollen sich politisch einmischen und die Gesellschaft verändern. Ihre Gründungsversammlung zeigt, wie ernst sie es meinen.
Der Grünen-Politiker Ludwig Hartmann, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, ermutigt die Jugendlichen, ihre Ideen und Werte mehrheitsfähig zu machen.
Foto: Anand Anders | Der Grünen-Politiker Ludwig Hartmann, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, ermutigt die Jugendlichen, ihre Ideen und Werte mehrheitsfähig zu machen.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 20.07.2024 02:39 Uhr

Soziale und sexuelle Diskriminierung, Rassismus, Klimawandel und zerstörte Ökosysteme. Die Themen, die die jungen Menschen anfangs in den Raum stellen, möchten irgendwie nicht zum Rest passen. Zum Mitbring-Buffet, das aufgebaut ist, zu den Sonnenblumen in den Vasen, zu dem fröhlichen Lachen, mit dem sich die Anwesenden gerade noch begrüßt haben.

Für den gewählten "ziemlich ernsten Einstieg" entschuldigt sich Paul Winkelmann sicherheitshalber gleich mal. Doch es seien eben Themen, für die er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter gesehen werden möchten. "Wir wollen nicht mehr nur stillsitzen, sondern selber etwas tun", sagt der 19-Jährige aus Gerolzhofen. Dieser Satz könnte zugleich die Überschrift liefern für die Gründung des Kreisverbands Gerolzhofen-Schweinfurt der Grünen Jugend. Ein gutes Dutzend Jugendlicher ist dazu am Samstagmittag in Gerolzhofen zusammengekommen.

Sie möchten sich politisch engagieren, nicht nur unter sich debattieren, sondern sich einmischen in die Gesellschaft, unter dem Dach einer Partei. Dass es sich hierbei um die Grünen handelt, die Partei, die zurzeit viele Prügel einsteckt, mag in der Außenwelt manche wundern. Hier, bei der Gründungsversammlung, spielt das keine Rolle. Die Jugendlichen lassen keine Zweifel aufkommen: Keine andere Partei vertritt in ihren Augen die Werte einer menschenfreundlichen Gesellschaft, von Gleichberechtigung und den Schutz von Natur und Klima konsequenter und besser als diejenige, die sie fortan vertreten werden.

Die Gründungsveranstaltung des Kreisverbands Gerolzhofen-Schweinfurt der Grünen Jugend fand in Gerolzhofen statt.
Foto: Anand Anders | Die Gründungsveranstaltung des Kreisverbands Gerolzhofen-Schweinfurt der Grünen Jugend fand in Gerolzhofen statt.

Ludwig Hartmann wird pathetisch

Sie stehen damit nicht allein. Parteiprominenz stärkt ihnen heute den Rücken. Ludwig Hartmann ist nach Gerolzhofen gekommen. Dem Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags ist anzumerken: Der Geburtsstunde der hiesigen Grünen Jugend beizuwohnen, das tut auch einem Politprofi wie ihm gut. Er klingt fast etwas pathetisch, wenn er behauptet: "Ihr seid die Menschen, auf die sich unsere Demokratie verlassen kann." Ein Satz, wie gemacht fürs Stammbuch des jungen Kreisverbands.

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Hartmann macht den jungen Frauen und Männern Mut: Um in der Politik etwas zu bewirken, brauche es nicht immer großen Zuspruch. Auch wenige könnten etwas bewirken. "Demokratie lebt davon, gute Ideen mehrheitsfähig zu machen", sagt Hartmann. Jetzt hört sich der 45-Jährigen schon beinahe altersweise an.

Was soll da erst Paul Knoblach sagen. Der Abgeordnete der Grünen aus Garstadt wird im September 70. Alterspräsident des Landtags ist er bereits. Auch ihn berührt die Gründung des Grüne-Jugend-Kreisverbands. Er verspüre ein erhebendes Gefühl, sagt Knoblach. "Ich mache mir keine Sorgen um die Zukunft. Ihr werdet unsere Ideen weitertragen."

Nazis und rechtsradikalen Meinungen entschieden gegenüberzutreten, gehört zu den entschiedenen Zielen der Grünen Jugend.
Foto: Anand Anders | Nazis und rechtsradikalen Meinungen entschieden gegenüberzutreten, gehört zu den entschiedenen Zielen der Grünen Jugend.

Und auch Knoblach hat eine Bemerkung fürs Stammbuch parat: Die jungen Grünen sollten Rechtsradikalen und Nazis die Stirn bieten, und diesen vor allem auch in den Sozialen Medien Paroli bieten.

Angebot der Vernetzung

Während Knoblach mit Blick aufs Alter leicht der Großvater der jungen Grünen sein könnte, dürfte sich Manuela Rottmann als Mutter fühlen. Die Bundestagsabgeordnete erinnert sich an die Zeit, als sie vor 30 Jahren Sprecherin der Grünen Jugend im Bundesvorstand wurde. Sie bot den jungen Grünen ihre Hilfe an, wenn diese sich bei bestimmten Themen vernetzen möchten mit Macherinnen und Machern in der Region. Und auch sie schüttelt eine Binse aus dem Ärmel: Politik verlange es von einem, ständig zu lernen und neugierig zu sein. Noch so ein Satz fürs Stammbuch.

Nachdem die eigentlich für April geplante Gründungsversammlung der Grünen Jugend Gerolzhofen-Schweinfurt sich wegen eines Formfehlers um drei Monate verschoben hat, läuft die Wahl des Vorstands jetzt reibungslos. Die acht Stimmberechtigten im Saal wählen aus ihren Reihen Nele Wirth (20) aus Würzburg und Justus Zink (17) aus Rügshofen zu ihren Sprechern (Vorsitzenden). Marie Thaler (20) aus Obervolkach wird Schatzmeisterin. Paul Winkelmann (19) aus Gerolzhofen ist fortan politischer Geschäftsführer der Grünen Jugend und Klara Döpfner (19) aus Gerolzhofen vervollständigt den Vorstand als Beisitzerin. Alle werden einstimmig in ihre Ämter gewählt.

Den Vorstand des neu gegründeten Kreisverbandss der Grünen Jugend Gerolzhofen-Schweinfurt bilden: Justus Zink (ab Zweiter von links), Marie Thaler, Paul Winkelmann, Nele Wirth und Klara Döpfner. Mit im Bild sind Landtagsabgeordneter Paul Knoblach (links), Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann (ab Dritte von rechts), der Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Ludwig Hartmann, und stellvertretender Landrat Thomas Vizl zu sehen.
Foto: Anand Anders | Den Vorstand des neu gegründeten Kreisverbandss der Grünen Jugend Gerolzhofen-Schweinfurt bilden: Justus Zink (ab Zweiter von links), Marie Thaler, Paul Winkelmann, Nele Wirth und Klara Döpfner.

Demos, Kinder- und Jugendarbeit

Um als junge Grüne unter Gleichaltrigen wahrgenommen zu werden, plant der Kreisverband der Grünen Jugend beispielsweise Demonstrationen, um die Werte, für die sie eintreten, öffentlich deutlich zu machen, kündigt Paul Winkelmann an. Auch Kinder- und Jugendarbeit und andere Freizeitaktivitäten möchten sie ihm zufolge anbieten.

Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit der Grünen Jugend Gerolzhofen-Schweinfurt, sagt der Vorsitzende des Schweinfurter Kreisverbands der Grünen, Nicolas Lommatzsch. "Es ist phänomenal, was ihr hier geschafft habt."

 
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  • Manfred Englert
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  • Lutz Saubert
    Whataboutismus ist vor allem ein linker Kampfbegriff, der die eigene Einseitigkeit relativieren soll.
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  • Hiltrud Erhard
    Man muss doch eigentlich froh sein, wenn sich junge Menschen politisch interessieren.
    Mich würde doch die Einstellung gegen den linken Extremismus aber auch interessieren. Wir dem auch begegnet oder sich dem entgegengestellt? Wird man Recht und Ordnung achten? Die Polizei und den Staat, das Eigentum respektieren?
    Gegen Rechtsextremismus tritt ja sozusagen mittlerweile fast jeder ein, aber was ist mit der Gefahr von Links?

    Und Abschussfrage: warum werden Sie in der Überschrift als Aktivisten bezeichnet? Was zeichnet so jemanden aus und was muss man Leisten um so bezeichnet zu werden?
    Der Begriff wird so inflationär missbraucht und spiegelt eine Negative Besetzung wider!
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  • Niklas Keilholz
    "Whataboutism oder Whataboutismus ist eine rhetorische Figur, um einen Missstand durch den Verweis auf einen anderen zu relativieren bzw. vom eigentlichen Thema abzulenken."

    Und zu Ihrer zweiten Frage:
    "Als Aktivist wird eine Person bezeichnet, die mit Taten Ziele fördert."

    So beides auf Wikipedia zu lesen
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  • Hiltrud Erhard
    Was wollen Sie mit diese Wikipedia Aussagen bewirken?
    Es sind beides keine Antworten auf meine klaren Fragen!
    Und zu ihren Taten: um welche Taten handelt es sich? Was zeichnet Sie aus?
    Der Begriff Aktivist wird nicht positiv besetzt sondern gleichgesetzt mit Kleben, Behindern, zerstören!
    Wo sind die Urgrünen Werte geblieben, als man aktiv sich um Tiere, Chemie oder Atomare Bedrohung gekümmert hat bzw um solche Themen. Da hat man sie noch ernst genommen. "Aktivist ist Kriminell?"

    Und mit Whataboutismus haben die Fragen rein gar nichts zu tun.
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