Es bahnt sich Großes an, bei den Floriansjüngern. Schon auf der Niederwerrner Straße fällt die Kolonne roter Feuerwehrfahrzeuge ins Auge, die an diesem Samstagvormittag mit Anhängern unterwegs ist: Es soll eine Ölsperre ausgelegt werden, auf dem Main vor dem Jugendgästehaus, als gemeinsame Übung mehrerer Feuerwehren und Rettungsdienste, aus Stadt und Landkreis gleichermaßen.
Es ist ein ungewöhnliches Einsatzszenario, auch wenn der Main, der an diesem Tag behäbig und glitzernd durch Schweinfurt fließt, eine viel befahrene Wasserstraße ist. Mal gleiten hier große Flusskreuzfahrtschiffe dahin, mal Tanker voller Mineralöl. Eine Kollision mit einem Brückenpfeiler – Stichwort Baltimore – würde der Beton wohl eher aushalten als der Frachter, vermutet ein Feuerwehrmann. In Mainfranken hat es schon kleinere und größere solcher Touchierungen gegeben. An diesem Tag soll es um den berühmten Tropfen Öl gehen, der hunderte Liter Frischwasser verseuchen kann.
Viele Helferinnen und Helfer aus mehreren Organisationen im Einsatz
Rund 80 Einsatzkräfte nehmen an der Mainlände Aufstellung, wo die Boote ins Wasser gehoben werden. Mit dabei sind die Feuerwehren aus Stammheim, Schonungen und der Stadt, dazu gesellen sich Wasserwacht, die DLRG Gochsheim und Schonungen, ebenso Wasserschutzpolizei und Katastrophenschutz.
Zeit für das Briefing: "Der Main kennt keine Landkreis-Stadt-Grenzen", sagt Stadtbrandrat Frank Limbach, Kommandant der Schweinfurter Feuerwehr. Angenommen wird der Zusammenstoß zweier Schiffe auf Höhe Mainberg. Ein Ölteppich treibt auf den Stadtrand zu, insbesondere auf das Naturschutzgebiet Saumain. Das grüne Idyll gleich neben der City muss in erster Linie gesichert werden.
Ordnungsreferent Jan von Lackum überzeugt sich persönlich davon, dass im Ernstfall die Zusammenarbeit klappen würde. Manuel Rumpel beschreibt für die Schweinfurter Wehr die Teilübungen: Der schwarze Teppich soll mit der ausgelegten Ölsperre zurückgehalten und das Öl mittels "Skimmer", einer Art großer Wasserstaubsauger, abgepumpt werden, in einen 10-Kubikmeter-Tank, der an einen Gartenpool erinnert.
Unterstützung durch Drohne und Computermodell
Es geht um die Koordination von Fahrzeugen und Booten, die im Ernstfall womöglich Helfer retten müssten, die über Bord gehen. Schwimmwesten sind auf dem Wasser Pflicht. Über allem kreisen zwei Drohnen, die ihre Daten und Fotos auf einen Bildschirm senden: Ein Computerprogramm misst aus, welche Längen und Winkel bei der Ölsperre benötigt werden, die aus zahlreichen Einzelsegmenten zusammengesetzt wird.
Am Ende soll noch schnell feucht durchgewischt werden, Methode Wischmopp. Da Öl unter der orangefarbenen Plaste-Sperre hindurchfließen oder darüber hinweg schwappen könnte, gibt es den Mopmatic-Wringer: Der bewegt hinter der Sperre noch eine "Ölmagnetkordel", die wie ein schlangenähnlicher Boa-Pelzschal vornehmer Damen Anfang des vorigen Jahrhunderts aussieht.
Die aufschwimmende Kordel saugt sich mit verschmutztem Wasser voll, wird in Endlosschleife eingezogen und ausgewrungen. Am Ende würde der Tankwagen einer Privatfirma vorfahren und den separierten Brennstoff aufnehmen – der, so Frank Limbach, mit etwas Glück sogar wiederverwertbar sein könnte.
"Der Platz hier ist ideal", sagt der Erste Kommandant. An der Mainlände gibt es viel Bewegungsspielraum, für Fuhrpark und Einsatzleitung. Das Ausbringen einer Sperre längs über den Fluss ist auch angewandte Geometrie, die Maße müssen stimmen. Anfangs ist sie ein paar Meter zu lang, sie beult sich aus wie ein Fischernetz.
Zwischendurch wird eine rasante Bootsfahrt für die anwesenden Medienvertreter angeboten: Bei dieser Übung weht ein frischer Wind. Aber die milde Strömung und das sonnige Wetter passen. Bei den Feuerwehren geht es derweil um Technikeinsatz, Know-how und Erfahrungsgewinn, unter den Augen vieler Schaulustiger. Um die Mittagszeit liegt die Sperre in einer perfekten Linie auf dem Wasser.