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Schweinfurt
"Großes Sicherheitsproblem": Das Silvana-Freibad in Schweinfurt will gegen jugendliche Unruhestifter vorgehen
"Gratismentalität" und Anfeindungen – Die Stadtwerke wollen gegen einige jugendliche Ferienpassnutzer vorgehen. Der Stadtrat lehnte den Antrag ab. Was das Problem ist.
Die Stadtwerke Schweinfurt machten in diesem Sommer vermehrt jugendliche Nutzerinnen und Nutzer des Ferienpasses für Vorfälle im Freibad verantwortlich. Ein Maßnahmenvorschlag wurde im Stadtrat nun abgelehnt.
Foto: Jens Schwinn | Die Stadtwerke Schweinfurt machten in diesem Sommer vermehrt jugendliche Nutzerinnen und Nutzer des Ferienpasses für Vorfälle im Freibad verantwortlich. Ein Maßnahmenvorschlag wurde im Stadtrat nun abgelehnt.
Désirée Schneider
 |  aktualisiert: 25.10.2024 02:40 Uhr

Aus vielen deutschen Städten war es im vergangenen Sommern zu hören: Immer häufiger würden Gruppen Jugendlicher in Freibädern zum Problem. Statt friedlich Bahnen zu ziehen oder in der Sonne zu liegen, käme es immer wieder zu verbalen und mitunter gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen Gruppen. Ein Verhalten, das bei anderen Badegästen zunehmend für Verunsicherung und Unbehagen sorge, beklagen die Bäder.

Dass dieses Problem spätestens seit diesem Sommer auch in Schweinfurt angekommen zu sein scheint, war jüngst Thema in der Sitzung des städtischen Jugendhilfeausschusses. Thorsten Schubert, Leiter des Stadtjugendamtes, sprach von einem "großen Sicherheitsproblem vor Ort", mit dem sich das Silvana konfrontiert sehe. Die Stadtwerke Schweinfurt als Betreiber hätten sich deshalb vor dem Hintergrund sich häufender Zwischenfälle Hilfe suchend an das Stadtjugendamt und das städtische Sozialreferat gewandt.

Dabei sei die Rede gewesen von "unangemessenem Verhalten" einiger Jugendlicher sowie Anfeindungen gegenüber dem Schwimmbadpersonal und dem Sicherheitsdienst, berichtete Schubert. Auch eine Vernachlässigung der Aufsichtpflicht vieler Eltern gegenüber ihren Kindern, die zum Teil noch nicht schwimmen könnten, würde zunehmend zum Sicherheitsproblem. So habe es in dieser Badesaison wohl mehrere Rettungsmaßnahmen und Einsätze der Schwimmmeister gegeben, rekapitulierte Schubert.

Sind vor allem Jugendlichen mit Ferienpass die "Störenfriede"?

"Das ist unschön", machte der Jugendamtsleiter den anwesenden Stadträtinnen und Stadträten klar. Man befürchte, dass es über kurz oder lang zu ernsthaften Vorfällen kommen könnte. Als Kern des Problems sähen die Stadtwerke vor allem jugendliche Nutzerinnen und Nutzer des Schweinfurter Ferienpasses. Für eine einmalige Gebühr von 20 Euro können Kinder und Jugendliche damit in den Pfingst- und in den Sommerferien unter anderem kostenlos Stadtbus fahren und das Silvana Freizeitbad besuchen. Für Minderjährige aus einkommensschwachen Familien kostet der Pass zehn Euro.

Ein Angebot, das laut Schubert gut angenommen wird. 541 solcher Pässe seien 2024 in Umlauf gebracht worden. Doch genau der niedrige Preis sei auch das Problem, befürchten Verantwortliche der Stadtwerke. Infolge des quasi freien Eintritts "entstünde bei einzelnen Personen der Eindruck, dass einfache Verhaltensregeln oder die Badeordnung nicht zu beachten wären", heißt es in der Beschlussvorlage, die Schubert dem Stadtrat vorlegte.

Gemeinsam mit den Stadtwerken habe die Jugendverwaltung deshalb zwei Maßnahmenvorschläge erarbeitet, die helfen sollen, "Gruppen, die über die Stränge schlagen, zu disziplinieren und dieser Gratismentalität entgegenzuwirken", so Schubert. So plane man im Silvana zum einen künftig die mit einem Lichtbild versehenen Ferienpässe am Eingang für die Dauer des Aufenthalts einzubehalten. Man erhoffe sich dadurch, die "Störenfriede" in Zukunft leichter identifizieren und Fehlverhalten etwa durch Einkassieren des Ferienpasses sanktionieren zu können. "Hierdurch erwarten sich die Stadtwerke eine Disziplinierung möglicher Unruhestifter", heißt es in der Antragsschrift.

Mit "symbolischem Eintrittspreis" der "Gratismentalität" entgegenwirken

Dem Ausschuss zur Abstimmung legte Schubert den zweiten Maßnahmenvorschlag vor. Dieser sehe vor, in Zukunft von allen Besucherinnen und Besuchern über zwölf Jahren, die den Ferienpass nutzen, einen "symbolischen Eintrittspreis" von einem Euro zu erheben. Ein Betrag, der nach Ansicht der Antragsstellenden auch einkommensschwachen Familien zuzumuten sei. Das Vorgehen solle zunächst befristet auf die Badesaison 2025 getestet werden.

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Im Ausschuss stieß der Beschlussvorschlag auf starken Gegenwind. In etlichen Wortmeldungen verliehen Stadtratsmitglieder ihrer Ablehnung Ausdruck. "Man sollte nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen", kritisierte etwa Kathi Petersen (SPD). Ihrer Ansicht nach bräuchte es eher mehr Personal, das Eltern auf ihre Aufsichtspflicht und Jugendliche auf Verhaltensregeln aufmerksam mache. Auch befürchte sie, dass gerade einkommensschwache Familien durch den zusätzlichen Eintrittspreis erneut von der Teilhabe ausgeschlossen würden.

"Damit diskriminieren wir die, die eh nichts haben."
Adi Schön (Freie Wähler), Stadtrat

Adi Schön (Freie Wähler) sprach sich ebenfalls dagegen aus, den "versteckten Eintrittspreis für die Stadtwerke" zu verabschieden. "Ich sehe nicht ein, die Stadtwerke dadurch nochmal zu subventionieren", sagte er und warnte: "Damit diskriminieren wir die, die eh nichts haben". Zusätzlich stellte er infrage, ob denn überhaupt geklärt sei, dass die Störenfriede wirklich überwiegend Ferienpassnutzende seien.

Oliver Schulte (CSU) mahnte in Vertretung für Maurice Breitkopf (CSU), man müsse das Silvana für alle Badegäste attraktiv halten. Seiner Ansicht nach sei ein "Kipppunkt erreicht, wenn die Leute, die wirklich Schwimmen gehen möchten, nicht mehr kommen, weil sie sich unwohl fühlen". Thorsten Schubert versuchte zu beschwichtigen. Auch er glaube nicht, dass es sich bei der Maßnahme um ein "Allheilmittel" handele. Man könne es jedoch zumindest einmal testen.

In der anschließenden Abstimmung lehnte der Ausschuss den Beschlussvorschlag einstimmig ab.

 
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  • Pascal Hedrich
    2025 macht das Schwimmbad zu, weil das Security Team zu teuer ist und die Mitarbeiter keine Lust mehr haben so zu behandelt zu werden und dort keiner mehr arbeiten will... Weitermachen beim "weg schauen" sehr gut.
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  • Rico Schmidt
    "...Infolge des quasi freien Eintritts "entstünde bei einzelnen Personen der Eindruck, dass einfache Verhaltensregeln oder die Badeordnung nicht zu beachten wären", heißt es in der Beschlussvorlage, die Schubert dem Stadtrat vorlegte...." Leute, das kann doch nicht euer Ernst sein? Für wie dumm haltet ihr die Bevölkerung? Und dann wundert ihr euch über 20+x % für die extremen Ränder?
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Immer das Gleiche

    weil niemand was dagegen unternehmen will, dass ein paar Unbelehrbare "sich aufführen", sollen alle anderen das tolerieren.

    OK, danke für die Warnung, ein weiterer Ort, wo ich mich tunlichst nicht aufhalten werde.

    Vielleicht werden ja die Verantwortlichen schlau daraus, wenn am Ende niemand mehr den vollen Eintrittspreis zahlen will, um dafür mit (ungestraften) Unverschämtheiten rechnen zu müssen.
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  • Lionel Bachelart
    Es irritiert mich doch sehr, wieviele rassistische Vorverurteilungen in diesem Kommentaren stattfinden. Sicher haben Sie sich in Ihrer Kindheit jederzeit vorbildlich verhalten und sind nur ins Freibad gegangen, um Ihre 20 Bahnen zu schwimmen und wieder nach Hause zu gehen…
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  • Michael Greger
    Warum wird immer das Thema Rassismus hervorgehoben.
    Es gibt diese Problematik, egal von wem aus die gehen. Heute darf man keine Meinung mehr vertreten, man wird gleich in die Rassismus Schiene geschoben.
    Auch wir waren jung und haben uns nicht immer vorbildlich verhalten, da gab es noch ganz andere maß Regelungen! Aber wir hatten noch Respekt!! unserem Gegenüber.
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  • Susanne Roos
    Rassismus ist widerwärtig und verachtenswert.
    Zu Ihrer Anmerkung: Als kleines Mädchen habe ich im Nichtschwimmerbecker gespielt und auch gerne die Rutsche benutzt; als Jugendliche ging ich tatsächlich ins Schwimmbad, um zu schwimmen und mich zu sonnen. Mit Freunden habe ich mich dort auch getroffen und schon damals nervten mich die halbwüchsigen Idioten, die uns Mädchen belästigt haben.
    Ja, ich selbst habe mich tatsächlich immer an die Regeln gehalten und mich gefreut, wenn von Seiten der Bademeister oder anderer Aufsichtspersonen eingeschritten wurde, um den testosterongesteuerten Schwachmaten Einhalt zu gebieten.
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  • Erich Spiegel
    Meiner Meinung nach ist bekannt aus welcher Ecke die "Problemgäste" kommen. Leider wird aus gut gemeinten Gründen dazu nichts veröffentlicht, um nicht alle unter Generalverdacht zu stellen. Die erste und wichtige Maßnahme wäre die Probleme offen zu benennen und nichts unter den Teppich zu kehren. Erst dann sind sinnvolle Lösungen möglich. Es wird aber wie immer weggeschaut. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
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  • Thomas Hemmerich
    Völlig daneben die Aussage von Fr. Kathi Petersen SPD). Ihrer Ansicht nach Bedarf es mehr Personal. Warum bitte mehr Personal, dass dann der Normalbürger mitbezahlen muss, nur weil sich Jugendliche die nichts oder nur wenig zahlen sich nicht benehmen können oder wollen.
    Zudem, hat Fr. Petersen schon mal was von Arbeitskräftemangel gehört? Ich glaube nicht, dass die angebotenen Arbeitsplätze so attraktiv sind, dass sich überhaupt Personal finden lässt.
    Aber vielleicht wäre ja Fr. Petersen ehrenamtlich dazu bereit, hier gerade an den Wochenenden mal ein Zeichen zu setzen. Auf ihr werden die Jugendlichen bestimmt hören.
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  • Otto Hartig
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  • Otto Hartig
    Sicherheitspersonal aufstocken und sofort bei kriminellen Handlungen eingreifen. Stadtradsgequatsche hilft da nicht weiter.
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  • Stefan Fuchs
    Hr.Hartig mit Verlaub , von welchem Sicherheitspersonal reden Sie denn?!

    Das normale Handwerk hat schon maximale Probleme Nachwuchs zu
    bekommen.

    Die meisten Jungen wollen studieren, oder Influencer werden.
    Aber da können wir im Sommerbad wahrscheinlich als" Rentner in Uniform " nochmal richtig unser Ego aufpolieren für Recht und Sicherheit.
    In welcher Welt leben Sie?
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  • Andreas Neinhardt
    Stellt ich nur die Frage wer die Störenfriede sind......
    Der Max ,Lukas,.... oder doch eher anderes Klientel......
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  • Stefan Fuchs
    Oh Hr.Neinhardt, jetzt begeben Sie sich aber in einer fraglichen politischen Nische hinein.
    Seit 28 Jahren fahre ich fasst täglich ÖPNV.
    Und es sind nicht nur die" kleinen Sultane" die Stress verursachen.
    Da gibt es auch genug Max und Moritz dabei.
    Also erst Mal vor der eigene Türe kehren.

    Schöner Gruß
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  • Andreas Neinhardt
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  • Hans-Peter Mark
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  • Stefan Krug
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  • Frank Benner
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  • Peter Fischer
    Kennt man denn die Problem-"Gäste"?
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  • Dominik Temming
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  • Doris Hauptmann
    Es gibt einige Bürger, die inzwischen vom Silvana nach Bad Königshofen ins Schwimmbad gewechselt sind. Ursache waren keine Jugendlichen sondern bestimmte Familienclans, die gegenüber weiblichen Schwimmband-Nutzerinnen sehr aggressiv waren. Die Bademeister haben großzügig weggeschaut und der SIcherheitsdienst wurde erst gar nicht eingeschaltet. Im Silvana scheint es wirklich ein großes Sicherheitsproblem zu geben.
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