Auf ein ausgesprochen großes Publikumsinteresse stießen am Sonntag die beiden Tage der offenen Tür, die zeitgleich bei der Feuerwehr und beim Technischen Hilfswerk in Gerolzhofen stattfanden. Beide Großveranstaltungen an der Andreas-Hippler-Straße und am Spielsee waren mit einem kostenlosen "Blaulicht-Shuttle" miteinander verbunden: Die "Lok Adler" pendelte alle 30 Minuten. Ihr Waggon war stets vollbesetzt.
Der große Besucherandrang mag auch darauf zurückzuführen sein, dass beide Events als Ausflugstipp für das Wochenende in der Gesamtausgabe der Main-Post angekündigt worden waren. Auffallend waren die vielen jungen Familien mit kleinen Kindern unter den Besuchern. Und für die Buben und Mädchen war es das Größte, einmal in die großen Einsatzfahrzeuge klettern zu dürfen und dort Feuerwehrmann zu spielen.
Seit Sonntagvormittag ist die neue First-Responder-Einheit der Feuerwehr einsatzbereit. Um 10 Uhr meldete der Gerolzhöfer Kommandant Martin Zink das Fahrzeug bei der Leitstelle in Schweinfurt an. Unter dem englischen Fachbegriff "First Responder" versteht man ein Helferteam, das eine notfall-medizinische Grundausbildung absolviert hat und mit der Versorgung eines Patienten beginnt, bis der eigentliche Rettungsdienst eintrifft und die Behandlung weiter übernimmt.
Keine Konkurrenz
Die Einheit der Feuerwehr ist keine Konkurrenz zu den etablierten Rettungsdiensten. Sie wird auch nur dann von der Leitstelle gerufen, wenn die in Gerolzhofen stationierten BRK-Retter bereits durch einen anderen Einsatz belegt sind und die Leitstelle deshalb umliegende Rettungswachen (Haßfurt, Volkach, Untersteinbach, Wiesentheid) alarmieren muss. In so einem Fall dauert es natürlich länger, bis die hauptberufliche Hilfe vor Ort eintrifft. Diese Zeitspanne wird nun von der First-Responder-Einheit überbrückt. Mit anderen Worten: Das versorgungsfreie Intervall beim Patienten bis zum Eintreffen des nächstgelegenen Rettungsdienstfahrzeuges wird so minimiert. Dies kann Leben retten.
16 Männer und Frauen der Feuerwehr haben inzwischen die Ausbildung zum First Responder durchlaufen und die Prüfung bestanden. Weitere kommen hinzu, so dass die Mannschaft am Ende dann laut Martin Zink 23 Personen umfassen wird. Das Einsatzfahrzeug, ein Audi Q 5, sowie die komplette Notfallausstattung und die Ausbildung wurden zu 100 Prozent durch Spenden von Geschäftsleuten und Privatpersonen finanziert. Der Audi Q 5 wird ab sofort ehrenamtlich in Zwölf-Stunden-Schichten besetzt und steht vor der Haustür des jeweils Diensthabenden, damit beim Alarm sofort zum Einsatzort gestartet werden kann.
Zahlreiche Anmeldungen für Kinderfeuerwehr
Auf großes Interesse stieß am Sonntag ein weiteres neues Projekt, das die Feuerwehrführung angeschoben hat: die Gründung einer Kinderfeuerwehr. Es sind zwei verschiedene Gruppen geplant, einmal für Kinder zwischen sechs und acht Jahren (die "Wassersalamander") und für Buben und Mädchen im Alter zwischen neun und elf Jahren (die "Feuersalamander"). Zahlreiche Eltern informierten sich bei Claudia Reichert und Hanna Gürsching, die die beiden Gruppen leiten werden, über das Angebot und meldeten ihre Kinder bereits an. Geplant ist, die Gruppenstunden alle zwei Wochen anzubieten, immer mittwochs. Gruppen- oder Mitgliedsbeiträge fallen nicht an.
Aufklärungsarbeit der Polizei
Der Verkehrssachbearbeiter der Polizeiinspektion Gerolzhofen, Hubert Kimmel, wies an seinem Informationsstand auf die Wichtigkeit hin, dass Kinder im Auto stets mit Kindersitz und Gurt gesichert sein sollten. Anschaulich dargestellt wurde dies mit einer Puppe, die im Kindersitz sitzend eine Rampe hinunter rauschte und unten mit einer vergleichsweisen geringen Geschwindigkeit von nur 10 km/h gegen ein Hindernis prallte. Ebenso warb Kimmel, dass Radfahrer und Radfahrerinnen immer mit Helm unterwegs sein sollten.
Während es sich die Besucherinnen und Besucher beim Speisen- und Getränkeangebot in der großen Fahrzeughalle gutgehen ließen, sorgten Mitglieder für eine abwechslungsreiche Kinderunterhaltung. Drei Schauübungen – ein Brandeinsatz, eine Übung der Jugendfeuerwehr und eine technische Hilfeleistung nach einem Verkehrsunfall – hatten zahlreiche Zuschauer.
Beim simulierten Brandeinsatz in der Andreas-Hippler-Straße sorgte ein Rauchgenerator dafür, dass aus dem Obergeschoss des Feuerwehrhauses dichter Qualm aufstieg. Zwei Personen wurden vermisst. Die Männer des Löschzugs (Einsatzleitfahrzeug, Tanklöschfahrzeug und Drehleiter) drangen unter schwerem Atemschutz in das Gebäude vor. Eine Kamera übertrug das Geschehen im Inneren des Hauses auf einen großen Bildschirm, abwechselnd im "normalen" Bildformat und im Wärmebild-Modus.
Über die Drehleiter wurde eine hilferufende Person am Fenster gerettet und dem First-Responder-Team übergeben. Die andere vermisste Person wurde über das Treppenhaus gerettet. Kommandant Martin Zink kommentierte über Lautsprecher den Einsatzablauf und erklärte die verschiedenen Schritte seiner Mannschaft. Die zahlreichen Zuschauer zeigten sich beeindruckt.