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Gerolzhofen
Feuerwehr plant "First-Responder"-Gruppe: Eine Optimierung des Rettungsdienstes in Gerolzhofen
Bei medizinischen Notfällen zählt für den Patienten manchmal jede Minute. Ehrenamtliche Helfer überbrücken die Zeit, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Die Ersthelfer einer 'First Responder'-Gruppe (hier bei der Ausbildung) können bei medizinischen Notfällen die Zeit überbrücken, bis die hauptamtlichen Rettungskräfte eintreffen. 
Foto: Symbolbild Eva-Maria Schorno  | Die Ersthelfer einer "First Responder"-Gruppe (hier bei der Ausbildung) können bei medizinischen Notfällen die Zeit überbrücken, bis die hauptamtlichen Rettungskräfte eintreffen. 
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 13.02.2024 02:20 Uhr

Die Region im südlichen Landkreis Schweinfurt ist für medizinische Notfälle bislang schon sehr gut gerüstet. In der Jahnstraße in Gerolzhofen gibt es die ständig besetzte BRK-Wache und mehrere Ärzte teilen sich den Notarzt-Dienst an 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. Zur weiteren Optimierung der Notfall-Versorgung hat die Feuerwehr Gerolzhofen nun mit der Gründung einer Einsatzgruppe "First Responder" begonnen.

Unter dem englischen Fachbegriff "First Responder" versteht man ehrenamtliche Frauen und Männer, die mit einer notfall-medizinischen Grundausbildung als sogenannte Helfer vor Ort – manchmal werden sie auch als Ersthelfer, Voraus-Helfer oder Notfallhelfer bezeichnet – zuerst bei einem medizinischen Notfall eintreffen und schon mal mit der Versorgung des Patienten beginnen, bis der eigentliche Rettungsdienst übernimmt.

Keine Konkurrenz

Die neue Einsatzgruppe der Feuerwehr ist selbstverständlich nicht als Konkurrenz zu den etablierten Rettungsdiensten gedacht. Die "First Responder" werden auch niemals alleine zu einem Notfall geschickt, sondern immer nur zusätzlich zum Rettungsdienst. Die neue Einheit wird nur dann von der Integrierten Leitstelle Schweinfurt alarmiert, wenn die normalerweise in Gerolzhofen stationierten Rettungskräfte und Rettungsfahrzeuge bereits anderweitig belegt und nicht in angemessener Zeit verfügbar sind.

Und dies passiert überraschend oft. Die Auswertung der Einsatzstatistik bei medizinischen Notfällen habe ergeben, dass es zwischen 60 bis 80 Mal im Jahr vorkommt, dass ein zusätzlicher Ernstfall gemeldet wird, während die Stammbesatzungen der Gerolzhöfer BRK-Rettungswache bereits auf Einsatz unterwegs sind, sagt der Feuerwehrkommandant, Martin Zink.

Retter von außerhalb

Ein Einsatz der hauptamtlichen Retter aus der Gerolzhöfer Rettungswache kann mitunter auch länger dauern, wenn zum Beispiel ein Patient mit dem Rettungstransportwagen (RTW) in eine Klinik nach Schweinfurt oder gar nach Würzburg in die Uni-Klinik gefahren werden muss. Ereignet sich dann während der Abwesenheit der Gerolzhöfer Retter ein weiterer Notfall, so schickt die Leitstelle eine RTW-Besatzung aus den benachbarten Rettungswachen in Schweinfurt, Volkach, Untersteinbach oder Wiesentheid los.

Es dauert dann natürlich länger als sonst, bis von dort ein RTW beim Patienten in Gerolzhofen eintrifft. Dieser zwangsläufig entstehende Zeitverlust soll künftig überbrückt werden, indem die Rettungsleitstelle zu Notarzt-Einsätzen zusätzlich zur auswärtigen RTW-Besatzung den "First Responder" aus Gerolzhofen losschickt. Der Effekt laut Kommandant Zink: "Das versorgungsfreie Intervall beim Patienten bis zum Eintreffen des nächstgelegenen Rettungsdienstfahrzeuges wird minimiert."

Jede Minute zählt

Bei medizinischen Notfällen kann es auf jede Minute ankommen. Beispielsweise im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstands kann schnelle und qualifizierte Erste Hilfe überlebenswichtig sein. Durch das schnelle Eintreffen der First-Responder-Helfer wird bereits nach wenigen Minuten mit fachlich qualifizierten lebensrettenden Maßnahmen begonnen, um die Erfolgsaussichten für die nachfolgende Behandlung des Patienten zu verbessern. Die Ersthelfer führen lebenserhaltende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch und betreuen die Patienten. Der danach eintreffende Rettungsdienst setzt die bereits begonnene Behandlung fort.

Für die neue Ersthelfergruppe hat die Feuerwehr Gerolzhofen bereits ein Einsatzfahrzeug gekauft. Man hat für 14.000 Euro einen Audi Q 5 vom Deutschen Roten Kreuz Eisenach erwerben können, der im Wartburgkreis in Thüringen als Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) im Einsatz war. Das neun Jahre alte Fahrzeug – mit Austauschmotor und Automatikgetriebe – hat bereits technische Einbauten, die für den Notfall-Einsatz benötigt werden, zum Beispiel die Sondersignale, Funkvorbereitung, Ladeerhaltung und eine Motorweiterlaufschaltung.

Zwölf-Stunden-Schichten

Das Fahrzeug ist aber nicht am Gerolzhöfer Feuerwehrhaus stationiert, sondern wird künftig vom jeweils diensthabenden Ersthelfer "mit nach Hause genommen", damit der First Responder bei Alarm ohne Zeitverlust von seinem Wohnort direkt zum Einsatzort starten kann. Der Audi Q 5 soll ehrenamtlich in Zwölf-Stunden-Schichten besetzt werden.

Die VR-Bank Gerolzhofen engagiert sich für den Aufbau einer 'First Responder'-Einsatzgruppe bei der Feuerwehr Gerolzhofen mit einer Spende in Höhe von 5000 Euro. Bei der Spendenübergabe vor dem künftigen Einsatzfahrzeug (von links): Direktor Klaus Henneberger, Kommandant Martin Zink und Direktor Hubert Zinkl.
Foto: Klaus Vogt | Die VR-Bank Gerolzhofen engagiert sich für den Aufbau einer "First Responder"-Einsatzgruppe bei der Feuerwehr Gerolzhofen mit einer Spende in Höhe von 5000 Euro.

Der Kostenaufwand für die Einrichtung der neuen Einsatzgruppe liegt laut Kommandant Martin Zink – inklusive Fahrzeug – bei rund 30.000 Euro. Der Einsatzwagen, der bereits in Gerolzhofen angekommen ist, benötigt noch die medizinische Ausrüstung wie Defibrillator, Absaugpumpe, EKG und die Möglichkeit zur Sauerstoffapplikation, um in lebensbedrohlichen Fällen schnell helfen zu können. Dazu werden im Kofferraum des Audi von Mitgliedern der Feuerwehr in Eigenleistung noch die entsprechenden Einbauten vorgenommen.

80 Stunden Ausbildung

Außerdem müssen die Freiwilligen, die dieses Fahrzeug künftig besetzen werden, noch eine fundierte Ausbildung bekommen, die ebenfalls Geld kostet. Es gibt bereits zwölf Mitglieder der Feuerwehr, die eine Ausbildung zum Sanitäter haben. Elf weitere Feuerwehrmänner und -frauen haben sich bereits gemeldet, um sich ebenfalls der 80-stündigen medizinischen Ausbildung zu unterziehen. Hinzu kommen dann noch Übungsstunden in einem speziellen Fahrsicherheitstraining, um für die Einsatzfahrt mit Blaulicht und Martinshorn vorbereitet zu sein.

Im Gegensatz zum Brandschutz handelt es sich bei der First-Responder-Gruppe um keine Pflichtaufgabe der Stadt Gerolzhofen, sondern um eine freiwillige Zusatzleistung. "Das gesamte Projekt soll durch Spenden finanziert werden", erklärt Kommandant Zink. Er bittet deshalb die Geschäftswelt und Privatleute um Spenden.

Großspende der VR-Bank

Eine Großspende hat die Feuerwehr bereits von der VR-Bank Gerolzhofen erhalten. Die Bankdirektoren Klaus Henneberger und Hubert Zinkl überreichten vor wenigen Tagen am Feuerwehrhaus einen Scheck über 5000 Euro an den Feuerwehrkommandanten. Das Geld stammt aus den Erlösen der Stiftung der VR-Bank. Die Vertreter der Bank bezeichneten die geplante neue Einsatzgruppe als "ganz hervorragende Sache", die man gerne finanziell unterstütze.

Wer ebenfalls für die "First Responder" spenden möchte, kann sich per E-Mail an den Feuerwehrkommandanten wenden unter: martin.zink@feuerwehr-gerolzhofen.de

 
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  • G. E.
    Wow ! Finde ich eine sehr gute Idee. Auch dass es bereits Sanitäter in den Reihen der Wehr gibt und sich weitere Menschen bereits bereit erklärt haben, die notwendige Ausbildung absolvieren zu wollen. Kann man nur den allergrößten Respekt zollen. Vielleicht braucht man ja irgendwann mal selbst einen "First Responder" und ist dann froh, wenn einem schnell geholfen wird. Macht weiter so !
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