Eine Frage treibt die Biologin Carolin Dittrich momentan um: War es nur „ein schlechter Frühling“ für den Feuersalamander im Steigerwald oder hat sich auch hier bereits die Salamanderpest ausgebreitet? Wenn in der Tat der mit Importtieren aus Asien eingeschleppte hochansteckende und tödliche Salamanderfresser-Hautpilz der Grund dafür wäre, dass in diesem Jahr bisher so wenige Tiere gesichtet worden sind, dann hätte dem „Lurch des Jahres 2016“ wohl das letzte Stündlein im Steigerwald geschlagen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, setzt die Wissenschaftlerin am Museum für Naturkunde und Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung in Berlin nun im besonderen Maße auf Beobachtungen von Waldbesuchern.
Was viele nicht wissen: Eines der größten Vorkommen des Feuersalamanders in Deutschland liegt im nördlichen Steigerwald und hier wiederum in den Wäldern, die unter der Obhut des staatlichen Forstbetriebs in Ebrach stehen. Allein in über 40 Bächen zwischen dem Tal der Rauhen Ebrach und dem Nordrand des Steigerwaldes wurden die possierlichen Tierchen im Rahmen einer Studienarbeit nachgewiesen.
Wie für den Lurch gemacht
Der Steigerwald ist wie gemacht für den Lurch. Hier findet er genau das, was er sucht und braucht. Das sind zum einen naturnahe, nicht allzu tiefe Bachläufe im Quellbereich für die Larven, damit diese nicht wie in tieferen Gewässern von Fischarten wie der Bachforelle gefressen werden. Zum anderen sind es die fränkischen Laubwälder mit hinreichend Totholzbestand als Refugium und Jagdrevier für die ausgewachsenen Tiere.
Was Carolin Dittrich momentan so sehr beschäftigt, ja richtig beunruhigt, ist der Umstand, dass sie trotz intensiver Absuche der Umgebung während ihres Aufenthaltes im Frühjahr in der Ökologischen Forschungsstation in Fabrikschleichach nur ein einziges Tier finden konnte. Dazu hatten sie im ersten Quartal nur drei weitere Meldungen zu entdeckten Salamandern erreicht. Zwei kamen von Thomas Köhler von der Initiative Artenschutz in Franken, ein weiterer von einer Absolventin eines Freiwilligen Ökologischen Jahres am Forstbetrieb Ebrach der Bayerischen Staatsforsten.
Geht es also dem wegen seines auffälligen schwarz-gelben Rückenmusters größten Sympathieträger unter den Lurchen im Steigerwald an den Kragen?
Die „Amphibien Task Force Steigerwald“
Carolin Dittrich ist eine der profundesten Kennerinnen des Salamanders im Steigerwald. Bei ihr laufen die Fäden der hiesigen „Amphibien Task Force“, wie sich die Einsatzgruppe nennt, zusammen. Das Bürgerwissenschaftsprojekt (www.buergerschaffenwissen.de/projekt/amphibien-taskforce) war gemeinsam mit dem Staatlichen Forstbetrieb in Ebrach auf den Weg gebracht worden. Unter dem neudeutschen Begriff „Citizen Science“, also Bürgerwissenschaft, werden die von Bürgern gesammelten Daten für die Wissenschaft geführt. Im Herbst 2016 hatte die Diplombiologin erste Erfolge vermelden können.
Um die einheimische Lurche künftig besser verstehen zu können, aber eben auch um auftretende Gefahren wie den Salamanderpilz frühzeitig zu erkennen, hofft die Wissenschaft durch die Meldung entdeckter Exemplare unter der E-Mail-Adresse salamander@mfn.berlin anhand der beigefügten Bilder und näheren Angaben zum Fundort mehr über den Feuersalamander im Steigerwald herauszufinden.
Auch Totfunde sollen gemeldet werden
Da sowohl sie selbst als auch etwa Thomas Köhler von Artenschutz in Franken in diesem Frühjahr kaum Feuersalamander zu Gesicht bekommen haben, wäre es in den Augen von Carolin Dittrich wichtiger denn je, die Augen nach Salamandern offen zu halten und diese ihr zu melden. Auch Meldungen aus der Bevölkerung zu tot aufgefundenen Tieren, die ohne erkennbare äußere Einwirkung verstorben sind, wären von größtem Interesse.
Erkennbar ist der Pilz nach Aussage von Carolin Dittrich an Schädigungen, Verletzungen oder anderen untypischen Veränderungen der Haut. Die Pilzinfektion beginnt damit, dass sich die Tiere häufig häuten und die abgestoßene Haut teils noch am Tier erkennbar ist. Mit steigendem Infektionsgrad bilden sich Löcher oder auch Geschwüre in der Haut, weshalb der Pilz auch Salamanderfresser genannt wird.
Falls Spaziergänger tote oder lebende Tiere finden, sollten diese fotografiert werden und Ort, Datum, Uhrzeit sowie Anzahl der Tiere notiert werden, so Carolin Dittrich. Die Mitteilungen können direkt per E-Mail unter salamander@mfn.berlin an das Naturkundemuseum geschickt werden. Wenn nötig, werden sie von dort an die Nationale Meldestelle an der Universität Trier weitergeleitet.
Um eventuell mehr Meldungen zu bekommen und abschätzen zu können, was hinter dem drastischen Rückgang an gesichteten Salamandern steckt, will Carolin Dittrich persönlich nochmals beim Tag der offenen Tür an der Ökologischen Station in Fabrikschleichach am Sonntag, 17. Juni, für das Bürgerwissenschaftsprojekt werben.
Der tödliche Salamanderfresser-Pilz
Der tödliche Hautpilz mit dem wissenschaftlichen Namen Batrachochytrium salamandrivorans, kurz Bsal, verursacht starke Schäden an der Haut des Feuersalamanders in Form von Löchern und Geschwulsten, indem er die Haut regelrecht zerfrisst. So führt die Infektion mit dem heimtückischen Erreger in der Regel innerhalb weniger Tage zum Tod des Tieres.
In den Niederlanden hat der tödliche Erreger den Feuersalamander bereits fast ausgerottet, in Belgien ist die Population ebenfalls völlig eingebrochen. In Deutschland brodelte der Infektionsherd bisher in der Eifel. Doch nun sind weitere infizierte Tiere in Essen nachgewiesen worden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Ausbreitung, wie der Fall aus dem Ruhrgebiet zeigt, ganz Deutschland erfassen kann, solange Salamander und Molche weiter aus Asien eingeführt und über den Handel verkauft werden.
Inzwischen gibt es erste Ansätze für eine Schadensbegrenzung. Dazu zählt eine neu gegründete Forschergruppe, an der sieben europäische Staaten beteiligt sind. Sie hat ein Animationsvideo zu dem Pilz gedreht. Der Link auf YouTube lautet: youtu.be
Helfen Waldbesucher das Rätsel zu lösen?
Die aktuelle Situation ist wegen des nicht abzusehenden Ausmaßes der Infektionswelle und dem damit einhergehenden Massensterben nach Ansicht von Carolin Dittrich „definitiv besorgniserregend.“ Wegen der im Frühjahr nur sporadisch gesichteten Salamander im Steigerwald alarmiert, hofft sie nun umso mehr auf die Mithilfe der Bevölkerung, in dem Fall vor allem der Waldbesucher, um so Gewissheit über den wahren Grund zu bekommen. Feuersalamander sind übrigens an ihrem individuellen Muster auf dem Rücken zweifelsfrei zu identifizieren, so wie der Mensch am Fingerabdruck. Schon ein Bild von einem Teil des Rückens reicht, um ein bereits erfasstes Tier in der Datei wiederzufinden. Auch sein Alter lässt sich damit bestimmen.
Darüber, dass sich der Forstbetrieb Ebrach hier wieder mal über alle Maßen profiliert, wird man, da bereits gewohnt, gelinde hinwegsehen...
Möglicherweise ist es eine Fluktuation der Population im natürlichen Rahmen oder eben doch ein Hinweis darauf, dass die Forstwirtschaft des Forstbetriebs Ebrach für die fragilen Populationen schädlich ist.
Kein Trittsteinkonzept der Welt kann deswegen den Nationalpark im Steigerwald ersetzen!
Hallo lieber Rebnik,
wenn ich GWM richtig verstanden habe, sind Gutmenschen wie ihr es seid und die von der Natur keine Ahnung haben dafür verantwortlich, dass der Salamander auf grausame Weise vom Aussterben bedroht ist.
Wann lieber Rebnik wacht ihr mal auf und seht ein, dass alles was ihr anpackt einfach Eingriffe in der Natur sind, die mit unserer heimischen Umgebung und unserer Umwelt nichts zu tun haben.
Gruß
Irgendwie verstehe ich die Welt nicht mehr.
Wie kann es sein, dass sich ein Schädling aus Asien im Steigerwald verirrt?
Ich hoffe, dass diese Frage geklärt werden kann damit wir etwas dagegen unternehmen können.
Also sehr geehrte Frau Dittrich, gibt es dafür eine Erklärung?
Gruß
Die heimischen Salamander haben dem Pilz nichts entgegen zu setzen und verenden.
Es gibt leider noch genug Menschen, die exotische Tiere, wenn lästig geworden, im Wald aussetzen...