Für die einen sind es Lassie, Flipper, Judy oder Fury gewesen, für andere war und ist es bis heute Lurchi, der Abenteuer-Comic-Held aus den Heften des schwäbischen Schuhherstellers Salamander. Nun ist der Feuersalamander von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zum „Lurch des Jahres“ 2016 gekürt worden. Was viele nicht wissen: Eines seiner größten Vorkommen in Deutschland ist vor unserer Haustür im Steigerwald.
Der Feuersalamander, der die feuchten Laubwälder mit klaren, sauerstoffreichen Gewässern liebt, kommt hier flächendeckend vor. Im Bereich des Staatsforstbetriebs Ebrach als Schwerpunktgebiet steht er deshalb schon länger unter besonderer wissenschaftlicher Beobachtung.
Doch das reicht der Forschung nicht. Im Rahmen einer „Amphibien-Taskforce“ sind nun auch Waldbesucher aufgefordert, die Wissenschaftler bei ihrer Forschungsarbeit zu unterstützen. „Wanted alive“ (lebendig gesucht“) lautet das Motto.
In über 40 Bächen nachgewiesen
Allein in über 40 Bächen im Bereich zwischen dem Tal der Rauhen Ebrach und dem Nordrand des Steigerwaldes wurden im Zuge einer Masterarbeit die schwarz-gelben Lurche nachgewiesen. Die meisten Vorkommen liegen im Bereich der Wälder, für die der Forstbetrieb Ebrach die Verantwortung trägt.
„Unklar ist noch, wie viele Tiere genau im Steigerwald leben und was ihre Population beeinflusst", stellte Privatdozent Mark-Oliver Rödel vom Naturkundemuseum Berlin bei einem Ortstermin der Ökologischen Station der Universität Würzburg in Fabrikschleichach fest. Deshalb habe das Naturkundemuseum mit dem Forstbetrieb Ebrach die „Amphibien-Taskforce“ auf den Weg gebracht.
Bei dem Projekt werden Feuersalamander und Gelbbauchunken fotografiert und in einer Datei erfasst, um durch Wiederholungsaufnahmen zu erkennen, wie groß das Streifgebiet der Tiere ist, wie alt die Tiere werden, wie weit sie wandern und wo die Schwerpunkte der Populationen liegen. Wie der Mensch an seinem Fingerabdruck, so ist jeder Feuersalamander an seinem individuellen schwarz-gelben Fleckenmuster auf dem Rücken zweifelsfrei zu identifizieren.
Die Fotos entdeckter Tiere sind bislang überwiegend von den besonders instruierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Forstbetriebs bei der Arbeit im Wald entstanden. Künftig setzt man eben auch auf die Mitarbeit von Waldbesuchern, egal ob nun Spaziergänger, Wanderer oder Jogger zum Beispiel. Sie sollen die Wälder jetzt natürlich nicht systematisch nach Feuersalamandern durchkämmen, sondern ihnen zufällig über den Weg laufende Exemplare mit dem Foto, Smartphone oder Handy fotografieren und mit einer möglichst genauen Angabe der Fundstelle an Carolin Dittrich mailen.
Die Biologin kommt wie Mark-Oliver Rödel vom Naturkundemuseum Berlin und wertet die erfassten Daten wissenschaftlich aus. „Das Sammeln von Daten durch die Beobachter aus der Bürgerschaft – neudeutsch Citizen-Science genannt – ist die einzige Möglichkeit, um mit vertretbarem Aufwand genügend Daten über das Vorkommen zu erheben, stellt die Forscherin fest.
Carolin Dittrich hat bereits 2009 im Steigerwald für ihre Diplomarbeit über den Grasfrosch geforscht. Mark-Oliver Rödel hat wiederum seine Doktorarbeit an der Universität Würzburg mit ihrer Ökologischen Station in Fabrikschleichach gemacht und hat hier auch mehrere Langzeitprojekte etwa zur Gelbbauchunke laufen. So kommen beide immer wieder gerne zurück in den Steigerwald.
„Wir vermuten, dass der Feuersalamander von unserem Totholzkonzept profitiert“, meint Ulrich Mergner, der Leiter des Forstbetriebs Ebrach. Hier könne sich der an Feuchtigkeit gebundene Lurch verstecken und längere Trockenperioden überbrücken.
Die Totholzanreicherung ist ein ganz wesentliches Instrument im Rahmen des vom Forstbetrieb praktizierten integrativen Naturschutzkonzeptes als Mittelweg zwischen der Holznutzung auf der einen sowie Arten- und Naturschutz auf der anderen Seite.
Qualität der Quellen und Bäche wichtig
Ein besonderes Augenmerk lege man zudem auf die Erhaltung und Qualität der Quellen und Bäche, um den guten Zustand für den Feuersalamander möglichst noch zu verbessern. Mergner erhofft sich so im Hinblick auf den Feuersalamander am Ende ein komplettes Bild, wie sich die Art im Wald verhält und was sie etwa auch an Totholz wo und in welchem Maß braucht.
„Der Forst hat den Anspruch, bei aller Holznutzung richtig Arten- und Naturschutz zu betreiben. Wir als Wissenschaftler sind an den biologischen Fragen interessiert und brauchen dazu die Daten. Mit anderen Worten: Der Forst will was von uns, wir vom Forst, so machen wir das auch hier beim Feuersalamander zusammen“, erklärt Amphibien-Forscher Mark-Oliver Rödel. Im gleichen Atemzug lobt er die Aufgeschlossenheit des Forstbetriebs Ebrach für solche Projekt als einmalig in ganz Deutschland.
Denn, so Rödel weiter: „Wir wissen auch in Deutschland von vielen Arten immer noch sehr wenig. Und so kennen wir manche Aspekte seiner Biologie beim Feuersalamander noch nicht.“ So kommt es im Steigerwald dazu, dass bei dem Projekt „Amphibien-Taskforce“ letztendlich Wissenschaft, Naturschutz, Forstwirtschaft und Bürger Hand in Hand arbeiten.
Feuersalamander sollen übrigens auf keinen Fall angefasst werden. Das bedeutet puren Stress für sie. Da die Kriechtiere nicht weglaufen und sehr langsam sind, lassen sie sich normalerweise gut fotografieren. Und für die Aufnahme in die Datei und eine eventuelle Wiedererkennung reicht schon ein Bild von einem Teil des Rückens mit der charakteristischen Farbzeichnung.
Meldungen von Salamandern aus dem Steigerwald mit Fotos und Ortsangabe an: carolin.dittrich@mfn-berlin.de