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Grafenrheinfeld
Grafenrheinfeld macht den Naturbadesee fit für den Sommer
An manchen Tagen würden die Temperaturen schon passen – und theoretisch ist der See nach einem Mähboot-Einsatz für den Badespaß bereit. Doch noch gilt Badeverbot.
Kaum im Wasser, senkt Jürgen Sepp den Mähbalken und das Boot beginnt mit seiner Arbeit. In wenigen Stunden ist der ganze Badebereich gesäubert, die Algen gekürzt.
Foto: Herbert Markert | Kaum im Wasser, senkt Jürgen Sepp den Mähbalken und das Boot beginnt mit seiner Arbeit. In wenigen Stunden ist der ganze Badebereich gesäubert, die Algen gekürzt.
Herbert Markert
 |  aktualisiert: 10.02.2024 06:14 Uhr

Die Anlage im Nordosten des Dorfes, gelegen an den Windungen des Altmains, mit ihrem Sandstrand und den weitläufigen Liegeflächen, liegt noch brach. Auch wenn das Wetter in den nächsten Tagen noch so schön sein mag, die Anlage – anders als beispielsweise der Schweinfurter Baggersee oder der Ellertshäuser See – bleibt vorerst zu. Der Naturbadesee wird – wie die Schwimmbäder – vom Landratsamt als Badeanlage eingestuft und unterliegt noch den Beschränkungen der Rechtsverordnungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Bürgermeister Christian Keller hofft bei weiter günstigem Infektionsverlauf aber auf weitere Lockerungen. Und die stehen jetzt auch in Aussicht. Ab 8. Juni sollen auch in Bayern die Freibäder wieder öffnen dürfen - und damit auch Badeseen wie der in Grafenrheinfeld oder Sennfeld.

"Täglich erreichen mich Anrufe, wann unser Naturbadesee wieder geöffnet wird. Der Pächter steht bereit. Wir stimmen uns eng mit dem Landratsamt ab", versichert er. Die Voraussetzungen für einen umbeschwerten Badesommer hat die Gemeinde vor kurzem geschaffen. Ein Mähboot war im Einsatz, um die Wasserpflanzen in dem See zu kürzen. Die Wasserqualität sei ausgezeichnet. Das hat laut Keller 2018 auch ein Gutachten attestiert. Damit es auch so bleibe, sei es mit der Pflege der Anlagen aber nicht getan. Auch die Wasserqualität müsse weiterhin regelmäßig überprüft werden. Die Wasserpflanzen seien aber gleichzeitig Segen und Fluch zugleich. Einerseits reinigten sie das Wasser, andererseits behinderten sie die Badenutzung.

Mitarbeiter des Bauhofs säubern derzeit die Strände und Liegeflächen. Die Verwaltung beauftragte eine Firma aus dem schwäbischen Scheppach im Landkreis Günzburg mit der Gewässerpflege. Jürgen Sepp, der Inhaber, kennt den See. Er war in den vergangenen Jahren schon regelmäßig zur Gewässerpflege hier. Er kam jetzt höchstpersönlich mit einem Mitarbeiter und zwei Amphibienfahrzeugen, Truxor genannt. "Das neue", sagte er, "hat noch keinen Tropfen Wasser gesehen."

Die Fahrzeuge können die Unterwasserpflanzen bis zu einer Tiefe von 2,2 Metern abmähen, mit einem Spezialaufbau aber auch bis in eine Tiefe von drei Metern Schlamm ausbaggern. Das sei ausreichend in dem bis zu fünf Meter tiefen See, sagt der Unternehmer. Es gehe darum, die Pflanzen nicht auszureißen, sondern abzumähen, damit ihre natürliche Reinigungsfunktion erhalten bleibe. Keller, der sich den Einsatz der Amphibienfahrzeuge nicht entgehen ließ, stellte klar, dass die Pflanzen durch das Abmähen nicht dauerhaft geschädigt werden. Durch das Mähen werde sichergestellt, dass nur die oberen Triebe entfernt werden, um den Badebetrieb nicht zu beeinträchtigen. Wenn Schwimmer damit in Berührung kommen, könne sonst leicht eine Panikreaktion zu einer lebensbedrohlichen Lage führen.

Jürgen Sepp hält ein Bündel der eben abgemähten Pflanzen in der Hand. Der See muss gesäubert werden, die 'Ernte' abgefischt, damit die Wasserqualität nicht leidet. Theoretisch könnte jetzt gebadet werden, doch der See ist wegen der Corona-bedingten Beschränkungen weiter gesperrt.
Foto: Herbert Markert | Jürgen Sepp hält ein Bündel der eben abgemähten Pflanzen in der Hand. Der See muss gesäubert werden, die "Ernte" abgefischt, damit die Wasserqualität nicht leidet.

Der Einsatz der vielseitigen Fahrzeuge ist ein Erlebnis. Langsam steuern Sepp und sein Mitarbeiter die Amphibienboote über den Strand. Sie sind so leicht, dass ihre gummigelagerten Antriebsketten fast keine Spuren hinterlassen. Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, gleiten sie auf die Wasseroberfläche und die Mähwerke senken sich auf Arbeitstiefe. In wenigen Stunden fahren die Boote den gesamten Badebereich ab und mähen auch noch eine Arbeitsbreite in den abgesperrten Bereich hinein, um eine kleine Pufferzone zu schaffen.

Die Gemeinde lässt sich den Naturbadesee einiges kosten. Allein die Gewässerpflege schlägt nach den Worten von Bauamtsleiter Michael Niklaus jedes Jahr mit 10 000 bis 12 000 Euro zu Buche. Die Pflege der Ufer und Liegeflächen sei da noch gar nicht berücksichtigt. Mit Leonhard Rosentritt, dem Leiter des Schweinfurter Wasserwirtschaftsamtes, fand sich ein weiterer interessierter Beobachter ein. "Schließlich haben wir mit vielen weiteren Baggerseen entlang des Mains ähnliche Voraussetzungen wie hier", sagt Rosentritt. Er achtete darauf, dass nur der Badebereich abgemäht wurde und die weitaus größere Seefläche, die der Natur vorbehalten ist, unversehrt geblieben ist. "Es geht darum, insbesondere im Badebereich die Wasserpflanzen zurück zu schneiden. Aber ein gesunder See braucht Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen. Freizeitnutzung und Natur geht zusammen", ergänzte Keller.     

 
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