Der Dreispitz war sein Markenzeichen. Liedli spielen und Gschichtli erzählen seine Leidenschaft. Viele werden Robert Gießübel, Ehrenbürger und Altbürgermeister von Grafenrheinfeld, so in Erinnerung haben: Dreispitz auf dem Kopf, ein verschmitztes Lächeln im Gesicht, immer ein paar Anekdötli parat –und ständig am machen. Mit 76 ist Gießübel am Dienstag, 14. Juni, gestorben.
Auch das Miteinander im Ort ist Robert Gießübel am Herzen gelegen
Robert Gießübel hat viel bewegt in Grafenrheinfeld, in seinen 24 Jahren als Bürgermeister. "Er hat die Gemeinde nachhaltig geprägt", sagt Bürgermeister Christian Keller. Brauchtum und Volksmusik waren ihm wichtig. Er spielte Tenorhorn und hat etwa bei den Maintal-Musikanten und der Rafelder Brotzeitmusik mitgespielt. Musikverein, den Arbeitskreis Heimat-, Kultur- und Brauchtumspflege und die Malteser hat er gegründet. "Neben der Musik und der Familie gehört auch die Kirche zu den Eckpfeilern seines Lebens", hieß es in einem Artikel über ihn.
In der letzten Zeit ließ es Gießübel langsamer angehen. Gästeführungen hat er aber noch immer gerne gemacht. Wer mal mit ihm unterwegs war in der "Schatzkammer" erinnert sich sicher an einen Mann mit Humor und Charme und einem grandiosen Wissen.
"Man kann nicht versuchen, es jedem recht zu machen", hat er vergangenes Jahr im Artikel zu seinem 75. Geburtstag gesagt. Das war ein Leitsatz seiner Amtszeit. Wichtig war ihm aber auch, das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Ansehen der Gemeinde zu fördern. Zum Beispiel mit Veranstaltungen wie der Vierzehnheiligen-Wallfahrt, die er ins Leben gerufen hat, oder mit der Kirchweih. Identitätsstiftend war für ihn die Kirchweih.
Robert Gießübel hat viele Veränderungen erlebt. Er ist noch mit dem Kuhgespann aufs Feld gefahren. Er war dabei, als das Kernkraftwerk in Betrieb ging. Gießübel ist wahrscheinlich auch der einzige Rafelder, der Fotos von sich mit zwei Bundespräsidenten (Carstens und Gauck) und einem Papst (Johannes Paul II.) hat. Das hat einen Ehrenplatz im Wohnzimmer.
In die Infrastruktur des Ortes investiert
Seine 24-jährige Amtszeit fällt in die Phase, als Millionen aus der Gewerbesteuer des Atomkraftwerks fließen. Gießübel und der Gemeinderat investieren vor allem in die Infrastruktur des einst von der Landwirtschaft geprägten Orts: in den Kirchplatz mit der Bibliothek, in das alte Brauhaus mit dem Museum „Schatzkammer“, in die Alte Amtsvogtei, in das Rathaus, in die Naherholungsanlage Altmainschleife.
Es entstand ein Bildungs- und Kulturzentrum mit Sporthalle, Kulturhalle und neuer Grundschule. Viele Vereine profitierten nicht nur vom Wohlstand der Gemeinde, sondern auch vom Ideenreichtum Robert Gießübels. 2002 schied Gießübel aus dem Amt aus. Über viele Jahre gehörte er auch dem Kreistag an.
Für Bürgermeister Christian Keller war Gießübel eine herausragende und beeindruckende Persönlichkeit, ein Geschenk für die Grafenrheinfelder. "Er war Zeit seines Lebens ein mitreißender Botschafter seiner Heimatgemeinde. Wir Rafelder sind dankbar, dass wir ihn hatten."
Die Beerdigung ist am Samstag, 18. Juni, in Grafenrheinfeld. Um 10 Uhr Rosenkranz in der Pfarrkirche, um 10.30 Uhr Requiem und Ansprachen, anschließend gemeinsamer Trauerzug zum Fronsee-Friedhof. Die Gemeinde rechnet mit sehr vielen Besuchern. Empfehlung: Bei der Kulturhalle, an der Altmainsporthalle oder am Reiter-Parkplatz parken.