Fast „überfallartig“ wurde Altbügermeister Robert Gießübel beim Neujahrsempfang mit der überraschenden Bekanntgabe konfrontiert, dass er am 7. März die Ehrenbürgerwürde erhalten solle. Eine seltene Ehre, diese höchste gemeindliche Auszeichnung, die bis jetzt erst dreimal verliehen wurde und den neuen, vierten Ehrenbürger„tief berührt“. Berührend war auch die Verleihung mit vielen Freunden, Weggefährten und Überraschungsgästen. Ein Bildervortrag von Ludwig Weth und Richard Riegler und das Lied der Kinder und Enkelkinder vermittelten schöne Eindrücke vom Menschen Robert Gießübel, passend umrahmt von den Klängen „seiner“ Brotzeitmusik.
Einstimmig hatte der Gemeinderat im September beschlossen, das Lebenswerk des engagierten Grafenrheinfelders gebührend zu würdigen. Als einer der jüngsten Bürgermeister im Landkreis wurde Gießübel 1978 mit knapp 32 Jahren gewählt, 24 Jahre prägte er die Entwicklung Grafenrheinfelds maßgeblich mit. Eng mit dem Namen Gießübel ist, so Bürgermeisterin Sabine Lutz, der gemeindliche Strukturwandel verbunden, entwickelte sich die ehemals bäuerliche Gemeinde in seiner 24-jährigen Amtszeit doch zu einem äußerst attraktiven, „liebens- und lebenswerten“ Wohnort mit hervorragenden wirtschaftlichen, kulturellen und freizeitgestalterischen Möglichkeiten.
Die Liste der Vereine, die er mitbegründete, und seiner Ehrenämter aufzuzeigen würde jeden Rahmen sprengen und reicht vom Kreisrat, über Museumsbetreuer bis hin zum Wallfahrtsführer. Ehrenmitgliedschaften bei den Maltesern, der ARGE Volksmusik und der Freiwilligen Feuerwehr, die Verleihung des goldenen Bundeswehrehrenkreuz, der Grafenrheinfelder Bürgermedaille, des Bayrischen Staatspreis und der Bronzemedaille des Bayrischen Innenministeriums sind nur einige Anerkennungen seines breitgefächertes Engagement.
In vielen Bereichen bewies Gießübel vorausschauenden Weitblick, eckte aber mit seiner Meinung auch des Öfteren an, wie vergangene, aus seiner Sicht verlorene Bürgerentscheide zeigen. Wie kein zweiter konnte er „knüppelhart diskutieren“ - so Landrat Harald Leitherer als persönlicher Freund und langjähriger Wegbegleiter schmunzelnd - „wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte“. „Zwei Schritte voran, dann ist man selbst beim Zurückpfiff noch einen voraus“ lautete sein Motto als Bürgermeister und hatte stets das Beste für seinen Heimatort im Sinn.
Ein besonderes Wort richtet er in seiner Dankesrede an Ehefrau Rita und seine drei Kinder Martina, Andreas und Karin, die bei einem solch unruhigen Menschen vieles mittragen, aber auch „ertragen“ mussten, gleichzeitig aber das Vorgelebte mit eigenem politischen und ehrenamtlichem Engagement selbst längst verinnerlicht haben. Die Liebe zur Familie, der christliche Glauben und die damit verbundenen Werte, die Pflege von Traditionen und Brauchtum und die Musik in allen Facetten bestimmten das Wirken Gießübels. Mit Bürgernähe, einer gehörigen Portion Willenstärke, Durchhaltevermögen und Humor hat er die doch oft schwierigen, vom politischen Gegenwind umtosenden Klippen genommen und als Motor das gemeindliche Leben nicht nur auf kommunalpolitischer Ebene, sondern auch im gesellschaftlichen Bereich neu gestaltet. Und so ist es auch, wie CSU-Ortsvorsitzender Walter Weinig betonte, ein schönes Zeichen, das der Gemeinderatsbeschluss eine „einstimmige, fraktionsübergreifende Wertschätzung“ für den Politiker und Menschen Robert Gießübel ausdrückt und auch im Dorf auf uneingeschränkte Zustimmung gestoßen ist.
Momentan macht der neue Ehrenbürger erstmal etwas langsamer, nach einer schweren Erkrankung im vergangenen Jahr hat der 62-Jährige schweren Herzens einen Großteil seiner vielen Ehrenämter und Verpflichtungen abgegeben, aktiv bleibt er aber als Museumsbetreuer und Gästeführer, Wallfahrtsleiter und Kirchenmusiker, mehr erlaubt ihm seine Ehefrau Rita vorerst nicht, wie der frischgebackene Ehrenbürger augenzwinkernd verriet.