
Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt hat die Ermittlungen gegen Verantwortliche der Gemeinschaft "Go&Change", die das ehemalige Kloster Maria Schnee in Lülsfeld bei Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt) bewohnt, eingestellt. Das teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Axel Weihprecht gegenüber dieser Redaktion mit.
Drogenfund konnte niemandem zugeordnet werden
Die Behörde hatte vor mehr als einem Jahr die Ermittlungen aufgenommen. Anlass war ein Bericht dieser Redaktion, in dem ehemalige Mitglieder unter anderem von sexualisierter Gewalt und Drogenkonsum bei "Go&Change" berichteten. Im Februar hatte die Polizei mit einem Großaufgebot den früheren Klosterkomplex durchsucht.
Zwar sei bei der Razzia Marihuana gefunden worden, allerdings sei es trotz eines DNA-Gutachtens nicht gelungen, das Rauschgift einer "konkreten Person zuzuordnen", so Weihprecht. Das Fazit des Staatsanwalts: "Nach umfangreichen Ermittlungen, insbesondere Vernehmungen von ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der Gemeinschaft, konnten Straftaten innerhalb der Gemeinschaft zum Nachteil anderer Gruppenmitglieder nicht festgestellt werden."
Zeugen bestätigten Recherchen dieser Redaktion
Eine Art "Persilschein" für "Go&Change" ist dieser juristische Ausgang jedoch nicht. Laut Weihprecht schilderten Zeugen, "dass gegenüber Gemeinschaftsmitgliedern zur Erreichung bestimmter Verhaltensweisen ein gewisser psychischer Druck aufgebaut worden sei, der darin bestand, dass den Mitgliedern nahegelegt wurde, die Gruppe zu verlassen, wenn sie sich aus Sicht der Gemeinschaft außerhalb der Gemeinschaftsregeln bewegten". Aber: "Solche Einwirkungen sind strafrechtlich nicht relevant."
Deutlicher wurden in Gesprächen mit dieser Redaktion der Weltanschauungsbeauftragte der Diözese Würzburg, Jürgen Lohmayer, und sein evangelischer Kollege, der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen Matthias Pöhlmann. Sie sehen "Go&Change" sehr kritisch. Die Gemeinschaft sei eine "konfliktträchtige Psychogruppe mit erheblichen Risiken und Nebenwirkungen", hatten sie bereits im vergangenen Jahr nach einem Besuch des ehemaligen Klosters erklärt.
Es erscheint mir sehr skurril und absurd, in diesem Fall überhaupt Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche zu befragen und ernst zu nehmen!