
Fugit irreparabile Tempus – die Zeit flieht unwiederbringlich. Vielleicht haben manche der Damen und Herren im Gerolzhöfer Stadtrat diese berühmt gewordene Sentenz einst selbst im Latein-Unterricht übersetzen dürfen. Aber ob sie auch wirklich verstanden haben, was der römische Dichter Vergil damit vor gut 2000 Jahren ausdrücken wollte?
Es darf zumindest bezweifelt werden. Denn die Aussprache zum Bau eines weiteren Kindergartens für Gerolzhofen hat diesen Eindruck nicht erweckt. Denn anstatt endlich auf die Tube zu drücken und möglichst wenig Zeit verstreichen zu lassen, um wenigstens einen Standort für eine wie auch immer aussehende Lösung für einen Kindergarten festzulegen, verschoben die Stadtratsmitglieder die Entscheidung auf die kommende Sitzung. Und diese wird erst Ende April sein.
Die Physik lehrt uns, sich zu beeilen
Es scheint fast so zu sein, dass manche der Stadtratsmitglieder auch im Physik-Unterricht nicht ganz aufmerksam gewesen sind. Denn dort war sicherlich auch mal von Albert Einsteins Relativitätstheorie die Rede. Ohne sämtliche Details zu wissen, so hätte man sich doch eine Erkenntnis des Physiker-Genies merken können: Je schneller sich ein Objekt bewegt, desto langsamer vergeht für dieses die Zeit.
Daraus ließe sich in einfache Worte übersetzt ableiten: Wer sich ganz arg beeilt, hat am Ende mehr Zeit, um etwas auf die Reihe zu bringen. Klar, das ist wissenschaftlich sicherlich nicht ganz korrekt ausgedrückt. Aber viele Situationen im Leben, in denen Menschen zum Schlendrian neigen, würden sich dadurch von vornherein vermeiden lassen.
Und noch ein Schul-Fach lässt sich mit der Kindergarten-Diskussion leicht in Verbindung bringen: der Religionsunterricht. Denn es dürfte den Vertreterinnen und Vertretern des Stadtrats sicherlich nicht schaden, sicherheitshalber mal ein Stoßgebet Richtung Himmel zu schicken. Auch eine Bittprozession würde nicht schaden, ebenso wenig das Entzünden einer Reihe von Opferkerzen am Bittaltar.
Weshalb? Ganz einfach: Falls alle Eltern, deren Kinder im Herbst in Gerolzhofen ohne Platz in einer Krippe oder im Kindergarten dastehen dürften, ihren Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung gegenüber der Stadt einklagen werden ... dann gnad' Gott.
Ernthaft? König Charles besucht Gerolzhofen
In diesem Fall dürfte auch der englische König Charles III. kaum Beistand leisten können. Denn dieser soll – wie die Tourist-Information der Stadt aus "gut informierten Kreisen" erfahren erhaben soll – am Sonntag zum Frühlingsfest nach Gerolzhofen kommen. Er hätte Interesse, den Bürgermeister und die Gerolzhöfer Weinprinzessin kennenzulernen. Doch Vorsicht, liebe Fans der britischen Royals: Ob diese Ankündigung so ganz ernst gemeint, darf mit Blick auf den Kalender (Stichwort: 1. April) bezweifelt werden. Die Leiterin der Tourist-Information, Beate Glotzmann, von der die Meldung stammt, antwortet auf ihre selbst aufgeworfenen Fragen sicherheitshalber schon mal mit: "kein Kommentar". Zwinker-Smiley.