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Gerolzhofen
Glosse zur Woche: Gerolzhofen rettet die Weltmeere und lindert bald auch noch Rückenschmerzen
Umweltschutz kann recht einfach sein. Aber welche Rolle spielen dabei Waschen und Schneiden beim Friseur? Was Daniel Düsentrieb dazu beiträgt.
Mit Haaren kann man Meere reinigen. Im Haarstudio Scherenschnitt in Gerolzhofen landen die Haarreste deshalb nicht mehr im Abfall, sondern in den Ozeanen und in der Kanalisation.
Foto: Anand Anders | Mit Haaren kann man Meere reinigen. Im Haarstudio Scherenschnitt in Gerolzhofen landen die Haarreste deshalb nicht mehr im Abfall, sondern in den Ozeanen und in der Kanalisation.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 27.04.2023 02:36 Uhr

Auf manche Ideen muss man erst einmal kommen. Wobei sie, im Nachhinein betrachtet, meist ziemlich simpel erscheinen. Und man sich ernsthaft fragt, ob man darauf nicht schon lange selbst hätte stoßen können. Nun gut, so einfach läuft es natürlich nicht im Leben. Die einen sind einfach etwas schlauer als die anderen.

So wie Marvin Erhard. Der Student aus Gerolzhofen will Wärmegurte mit seinem Start-up herstellen. Eine derartige Erfindung ist längst überfällig, sagen bestimmt nicht wenige, die sich noch gut an ihren letzten Hexenschuss erinnern. Und daran, dass Wärmflasche oder Kirschkernkissen dauernd verrutschte.

Plastikmüll im Wärmegurt

Als der kluge Kopf von den Klagen des Vaters seines Kommilitonen hörte, traf ihn ein Geistesblitz wie jenen Supererfinder Daniel Düsentrieb aus Disneys Lustigen Taschenbüchern: Ein Wärmekissengurt muss her, der die wohltuende Wärme dort hält, wo Linderung nötig ist. Gesagt, getan! Dass Erhard zur Herstellung seines Gurts überwiegend recycelten Plastikmüll aus dem Meer verwenden möchte, macht die Geschichte umso schöner.

Apropos Meeresverschmutzung: In diesen Tagen könnte man meinen, Gerolzhofen wird zum Retter der Weltmeere. „Waschen, Schneiden, Legen“, die altbekannte Weisheit aus deutschen Salons, wird bei Martina Menth umgedeutet zu „Waschen, Schneiden, Meer reinigen!“ Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn wer von uns – Hand aufs Herz – hat jemals daran gedacht, dass man mit Haaren ein Vielfaches an Öl und Fett aufsaugen kann? Vermutlich nur der Ideengeber, ein Figaro aus dem hohen Norden der Republik.

Die Gerolzhöfer Friseurin jedenfalls sammelt Haarreste, die später in Nylonstrümpfe gestopft und zu Rollen gebunden werden. Fertig ist der Öl- und Fettsauger für Meere, Flüsse, Seen und sogar Kanalisation. Auch das muss an dieser Stelle erwähnt werden: Über so manches Küchenspülbecken landen Bratreste aus Pfannen im städtischen Untergrund, wo die fettige Brühe wirklich unschöne Spuren hinterlässt. Mit verfilzten Haarmatten kann man hier immerhin etwas Abhilfe schaffen.

Auch kurze Härchen helfen

Wer sich jetzt seine kaum mehr vorhandenen Stoppeln oder Kurzhaarfrisur rauft, weil er oder sie glaubt, diese sind womöglich zu kurz zum Meerretten, dem sei gesagt: Auch Ihr, liebe Damen und Herren, könnt gerne eure Härlein lassen. Die Länge ist nicht entscheidend.

Ziemlich einfach machen es sich auch so manche Zeitgenossen, wenn sie ihren Unrat fallen lassen, wo sie gehen und stehen. Auf so eine Idee muss man auch erst kommen! Zum Glück gibt es Vernünftige, die bereit sind, den Dreck der anderen wieder einzusammeln. Zum Beispiel bei der Müllsammelaktion der Stadt Gerolzhofen an diesem Samstag. Allen fleißigen Helferinnen und Helfern gebührt deshalb ein großes Dankeschön. Das wollen wir an dieser Stelle einfach einmal loswerden.

 
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