Es lebe der Sport, er ist gesund und macht uns "hort", sang einst der Austria-Liedermacher Fendrich mit seinem Wiener Schmäh. Da stimmen wir ihm natürlich zu, auch wenn er eigentlich die TV-Sportgucker anprangerte, die sich an spektakulären Crashs bei Ski- und Autorennen erfreuen.
Wenn nicht übertrieben, ist die Leibesertüchtigung eine schöne Sache, auch wenn sie eine schweißtreibende Qual sein kann. Heute sind solche Wortschöpfungen "von gestern". Stattdessen geht man zum Fitness, Work-out, Indoor-Cycling oder zu Kursen mit so furchteinflößenden Bezeichnungen wie "Bauchkiller" oder "Kangoo Running". Wer hier wieder heil herauskommt, der ist mehr als hart.
Komplizierte Sache: Sport in den eigenen vier Wänden
Manche gehen lieber auf Nummer sicher und bleiben zum Sport im trauten Heim. Das dachte sich scheinbar auch ein Bauherr aus Gerolzhofen, über dessen Tekturantrag der Stadtrat zu entscheiden hatte. Er möchte einen Anbau an seine Garage errichten, für seine privaten Fitnessräume samt Sauna. Da freut sich nicht nur der Sportive, der es sich leisten kann, sondern sicher auch seine Krankenkasse.
Weniger damit einverstanden waren allerdings einige Stadtratsmitglieder, die bereits zum dritten Mal zu diesem Objekt einen Beschluss treffen mussten. So kam etwa der Verdacht auf, dass diese Räume später weniger für Sport, eher fürs Wohnen genutzt werden. Nun könnte man meinen: Wohn- oder Fitnessraum, wo ist da der Unterschied?
Nun, der Bauantrag sah ursprünglich einen Wohnraum in dem Anbau vor. Beide Male hatte der Rat das Ansinnen zwar befürwortet, das Landratsamt aber nicht genehmigt, weil es vom Bebauungsplan abwich. Beim neuerlichen Tekturantrag stand zur Überraschung einiger Räte nicht mehr Wohnnutzung auf der Tagesordnung, sondern private Fitnessräume.
Fitness ist nicht gleich wohnen
Christoph Rosentritt wollte es genauer wissen und fragte, ob ein privater Fitnessraum auch Wohnraum sei. Stadtrat, Medienvertreter und Zuhörerschar erfuhren Interessantes von der Stadtbaumeisterin: Nur Wohn-, Schlaf- und Essensräume zählen zur Wohnnutzung. Fitnessräume, privat genutzt, sind weder Wohn- noch Gewerbefläche.
Es ist also quasi so ein Mischding, was ja ganz gut zu einem, baurechtlich gesehen, "Mischgebiet" passt. Acht Stadträte ließen sich davon nicht überzeugen. Ihr Nein konnte die knappe Mehrheit pro Fitness jedoch nicht verhindern.
So darf sich der Bauherr über seine neue Sportmöglichkeit freuen. Wer Zweifel hat, ob dort gewohnt oder gesportelt wird, der stellt womöglich seine Lauscher auf, ob lautes Geschnaufe und Gestöhne, ausgelöst durch Power-Workout (oder was auch immer) zu hören ist. Aber, wie meinte ein Stadtrat abschließend so schön: "Was drinnen passiert, erfahren wir nicht. Wir können ja nicht reinschauen." Und ganz ehrlich: Das ist auch gut so! Privates sollte privat bleiben.