
Engpässe kennt der verwöhnte Deutsche seit Corona: Dass es irgendwas nicht gibt oder nur in festgelegten Stückzahlen – Klopapier oder Nudeln. Erinnerungen kommen hoch. Was für Zeiten! Doch beschleicht uns heute noch eine klitzekleine Spur Dankbarkeit, dass wir längst wieder in Toilettenpapier regelrecht baden könnten, wieder wählen müssen zwischen öko-braun oder zartem Rosa? Nein! Vorbei, vergessen, verdrängt. Was selten ist, wird wertvoll. In Schweinfurt scheinen es die Gelben Säcke zu sein.
Immer wieder gibt es Engpässe, erst vor Monaten, jetzt schon wieder, monierte Werner Christoffel (CSU) im Bauausschuss des Stadtrats am Donnerstag. Warum nur? Die Frage ist leicht zu beantworten, hört man Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé und seinen Umwelt- und Ordnungsreferenten Jan von Lackum. Die Gelben Säcke würden "zweckentfremdet".
Nicht wenige Schweinfurterinnen und Schweinfurter würden den Gelben Sack, der eigentlich für Verpackungsmüll bestimmt ist, einfach so mir nichts, dir nichts als Müllsack missbrauchen. Ein echtes Ärgernis. Denn kaum sind Gelbe Säcke da, sind sie auch fast schon wieder weg. Mal ganz davon abgesehen, dass die Ausgabe der begehrten Teile an sich Sache des DSD ist, des Dualen System Deutschland, beziehungsweise seiner Subunternehmer, wie von Lackum betont hat.
Beim Gelben Sack klappt es auch in Sachen Abholung regelmäßig nicht
Die packen auch die Abholung nicht so, wie es sich die Stadt wünschen würde. Regelmäßig, sagt Schweinfurts oberster Ordnungsmann, funktioniere die Abholung nicht, blieben die Gelben Säcke liegen.
Was also tun, um dem verdammt-die-Gelben-Säcke-sind-schon-wieder-weg-Problem entgegenzutreten? Vielleicht sollte man die Abholung etwas schwerer machen, die Säcke nicht mehr im Bürgerservice ausgeben, sondern nur noch am Wertstoffhof? Dann würde sich mancher Missbrauch als gemeiner Müllsack vielleicht verhindern lassen. Das schon. Aber ärgern würden sich auch einige. Also belässt man's dabei und zeigt dem verzweifelten Bürger eine Alternative auf: Wer keinen Gelben Sack hat, kann einen durchsichtigen Müllbeutel verwenden. Stehen die, mit Verpackungsmüll gefüllt, an der Straße, würden auch sie mitgenommen.
Was sind wir erleichtert! So einfach ist die Lösung, zumindest beim Gelben Sack. Bei einem anderen Punkt dürfte es schwierig werden, denn da fordert der OB nichts weniger als ein "gesellschaftliches Umdenken". Um was es geht? Um Müll, Dreck, Unrat, den viele einfach dort fallen lassen, wo sie gehen und stehen. Nicht nur, aber auch in Schweinfurt.
Dass die Stadt zusätzliche Mülleimer aufstellen will, beispielsweise in der Rückertstraße, wird nach Ansicht Remelés vielleicht auch nichts bringen. Man müsse dafür werben, für eine saubere Umwelt, ein sauberes Schweinfurt, sagt er. Also: bleiben Sie sauber!