
Manchmal sind sie sich einig, die AfD und der Freistaat. Was das Gendern betrifft, zum Beispiel. Böse, böse Sache, die verboten werden muss. Bayern zog durch und verhängte ein Genderverbot für seine staatlichen Einrichtungen. Behörden und Schulen sind Doppelpunkte, Sternchen oder ähnliches strengstens untersagt. Doch was machen die freien Städte und Kommunen, die sich selbst verwalten und eigene Entscheidungen treffen können?
Freigeistig wie manche von ihnen sind, schloss man sich dem Genderverbot des Freistaats nicht immer an, obwohl der eine Empfehlung gab. Nein, es soll sogar "trotzdem zum Gendern gekommen sein". Sprach Richard Graupner, Bezirksvorsitzender der AfD und Stadtrat in Schweinfurt. Um wenigstens diese Stadt sauber zu halten, hatte seine Fraktion einen Antrag gestellt: Genderverbot in Schweinfurts Verwaltung, in offiziellen Schreiben – an die Bürger:innen. Kleiner Spaß, das musste an dieser Stelle sein. Das mit dem Doppelpunkt stand nicht im Antrag.
Zurück zur AfD: Sie kam schlicht und einfach zu spät. Weshalb Adi Schön (Freie Wähler) auch gar keine Notwendigkeit dafür sah, dass der Stadtrat über den überflüssigen Antrag abstimmte. Doch der war gestellt – und deshalb habe die Fraktion den Anspruch, dass er behandelt werde, urteilte Oberbürgermeister Sebastian Remelé.
Schweinfurt war schon im Sommer 2023 soweit
Richtig. Trotzdem war das, was dann kam, ein wenig peinlich für die AfD. Sie rannte mit dem verlangten Genderverbot nicht nur offene Türen ein – die Türen standen schon lange, lange offen. Seit Sommer 2023, um genau zu sein. Schon damals hatte man sich laut Werner Duske, Pressereferent und Leiter des Büros des Oberbürgermeisters, in Sachen Gendern Gedanken gemacht.
Dabei sei man in der Stadtverwaltung zu dem Entschluss gekommen: Statt uneinheitlicher Nutzung von Sternchen und Doppelpunkt wollte man eine einheitliche, lesbare und verständliche Sprache, die der deutschen Rechtschreibung entspreche. Als man hörte, dass der Freistaat sich der Sache annehmen will, habe man einfach mal abgewartet. Ziemlich lange, aber immerhin, im Frühjahr 2024 kam das freistaatliche Genderverbot. Jetzt will auch die Stadt Schweinfurt ihre Regelung umsetzen. Kein Gendern im behördlichen Schriftverkehr. Der Stadtrat stimmte zu.
Geht es beim Genderverbot wirklich um die Sache oder etwas anderes?
Antrag erledigt? Ja, sagt Graupner. Und muss dann aber doch eines nachsetzen: Ob das umgesetzt wird, "werden wir beobachten". Oha, die Stadtverwaltung wird observiert. Und wehe, wehe, wenn denn eines dieser unsäglichen Sternchen oder Doppelpunkte auftaucht. Wir zittern mit und wollen nur kurz einmal daran erinnern: Das Gendern scheint denjenigen als Thema wichtiger zu sein, die es ablehnen, als denen, die es einfach tun, weil sie es für richtig halten. Oder geht's am Ende doch nur darum, auf etwas herumzureiten, das ganz offensichtlich viele auf die Palme bringt und damit Wählerstimmen?
Es wird alles grammatikalisch einfach nur falsch, unlesbar und absurd!