zurück
Schweinfurt
Glosse Zeug gibt's: Eine Philantropin namens Schaeffler
In Schweinfurt finden sich in den letzten Tagen rätselhafte E-Mails. Was es damit auf sich hat und warum der Millionensegen wohl ausbleiben wird.
Das Schaeffler Werk in Schweinfurt.
Foto: Anand Anders | Das Schaeffler Werk in Schweinfurt.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:22 Uhr

Ach, was soll man sagen angesichts des grauen Herbstwetters, der fast schon kahlen Bäume, dieses furchtbar novembrigen Nieselregens und der Kälte. Noch dazu dieser Blick aus unserem Bürofenster. Unten die viel befahrene Schultesstraße, gegenüber der kahle Schillerplatz, dahinter die Baustelle des neuen Justitzzentrums. Ja, es gäbe sicher tollere Aussichten, keine Frage.

So im sonnigen Süden, dolce vita am Meer, ein wenig Rotwein, Baguette, guter Schinken und Käse, ein schönes Buch, nette Begleitung (im Idealfall die Ehefrau oder der Ehemann). Wäre da nicht das liebe Geld, das uns doch immer wieder mehr zum Arbeiten im derzeit tristen Unterfranken animiert als zum Beine hochlegen in bella Italia.

Aber die Lösung naht, nur einen Mausklick am Computer entfernt. Maria Elisabeth Schaeffler hat sich am 25. Oktober gemeldet, "eine deutsche Wirtschaftsmagnatin, Investorin und Philantropin", wie sie sich in ihrer Mail einführt. Hmm, denkt man sich, Schaeffler, etwa die Frau Schaeffler, die gemeinsam mit ihrem Sohn den Automobilzulieferer Schaeffler führt, der vor 20 Jahren FAG gekauft hat?

Warum sollte diese Person auch nicht auf die Idee kommen, mir zu schreiben, weil sie 25 Prozent ihres persönlichen Vermögens wohltätigen Zwecken zukommen lassen will? Uns geht's nicht schlecht, keine Sorge, aber wenn man uns jetzt partout 1,5 Millionen Euro – 150 000 000 Cent, weil's so schön ausschaut – schenken möchte, sagen wir jetzt nicht nein.

Na ja gut, sagen wir doch, denn auf den Link zu klicken ist ein wenig sehr offensichtlich dumm. Selbst mit dem Risiko, dass das wunderbare Satiremagazin "Der Postillion" Recht hat: Die hatten kürzlich erst eine Geschichte darüber, dass die russische Schönheit, deren ernst gemeinten Avancen niemand Glauben schenken wollte, sich mit dem nigerianischen Prinzen, dessen Vermögen niemand in Deutschland annehmen wollte, vermählt habe. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Während wir so über die Frage philosophierten, was wir mit dem Millionensegen anfangen sollen und ob die heimische Badewanne es aushalten würde, wenn wir uns das Geld nicht überweisen, sondern vom Geldboten in Ein-Cent-Münzen bringen lassen würden und darin Dagobert-Duck-mäßig badeten, kam uns auch das blaue Hochhaus in Schweinfurt in den Sinn.

Gibt ja angeblich eh nix mehr fürs Geld auf dem Girokonto, also wären Immobilien doch eine gute Alternative. Könnte man es einfach kaufen? Reichen 1,5 Millionen Euro dafür? Wir würden auch mit einem Stockwerk Vorlieb nehmen, am liebsten ganz oben.

Dann könnten wir nämlich auch gleich die Frage klären, in welchem Stadtteil das Hochhaus eigentlich steht? Deutschhof, wie wir neulich schrieben, scheint nicht zu stimmen, es liegt ja bekanntlich links der Staatsstraße Richtung Stadtlauringen. Ist es Hochfeld? Ist es Steinberg? Hat Wikipedia mit seinem salomonischen Urteil Hochfeld/Steinberg Recht? Oder wäre es nicht grundsätzlich besser, wir nähmen Maria-Elisabeth Schaefflers Millionen-Geschenk und kauften uns ein Ferienhaus am Meer in Italien? Die Wahrscheinlichkeit, dass wir auch nächste Woche noch Glossen für den Broterwerb schreiben, liegt leider deutlich höher.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Oliver Schikora
E-Mail
Ehefrauen
Ehegatten
Maria-Elisabeth Schaeffler
Millionen Euro
Söhne
Wikipedia
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top