zurück
Schweinfurt
Glosse Zeug gibt's: Die Schweinfurter Schlachtschüssel wird in Nürnberg gefeiert
Warum die Verleihung der Urkunde für das immaterielle Kulturerbe für großes Mitfiebern in Schweinfurt sorgt.
Die Original Schweinfurter Schlachtschüssel ist jetzt immaterielles Kulturerbe. Am 18. Juli wurde die Urkunde übergeben.
Foto: Chris Payr | Die Original Schweinfurter Schlachtschüssel ist jetzt immaterielles Kulturerbe. Am 18. Juli wurde die Urkunde übergeben.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 23.07.2024 02:40 Uhr

Was haben der Windsbacher Knabenchor und der Leonhardi-Ritt in Kreuth mit der Original Schweinfurter Schlachtschüssel zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten sehr viel. Denn sie alle sind seit diesem Jahr neu auf der Liste des immateriellen Kulturerbes des Freistaats. 82 Brauchtümer und Traditionen sind dort gelistet, unter anderem natürlich auch die Kirchweihen in Gochsheim und Sennfeld.

Im Grunde genommen war es ein jahrzehntelanger Affront, dass die Original Schweinfurter Schlachtschüssel, bei der nach strengen Regeln das gekochte Fleisch eines Schweins verzehrt wird, nicht schon längst immaterielles Kulturerbe geworden ist, sondern bis 2024 warten musste. Aber sei es wie es sei, jetzt ist es gelungen und dass es sich hier nicht bloß um das gedankenlose Futtern eines Schweines und schon gleich gar nicht nur um ein profanes Kesselfleisch-Essen, sondern echtes Kulturgut handelt, das haben die Kollegen der Genussreichstadt-Schweinfurt bei der Verleihung des Preises in Nürnberg natürlich jedem Gast mehr als klargemacht. Sie brachten auch gleich eine Mini-Schlachtschüssel für die Bühne mit und natürlich Wein und Schnaps, damit diese Nürnberger Biertrinker gleich mal wissen, wie Schlachtschüssel wirklich geht.

Ob der OB mit nach Nürnberg fuhr, hat die Stadt bisher nicht vermeldet. Bekanntlich ist er ein großer Schlachtschüssel-Fan, insbesondere wenn es um die von der Schweinfurter Richterschaft veranstalteten geht.

Klar ist darüber hinaus auch, dass sich mindestens ein Stadtrat wie ein Schnitzel gefreut hat, um im Bild zu bleiben: Dass die Schweinfurter Schlachtschüssel in der Nürnberger Dependance des bayerischen Heimatministeriums zu solchen Ehren kam, ist auch Georg Wiederers Hartnäckigkeit zu verdanken. Der ist als altehrwürdiger Stadtrat nicht nur ein echtes FDP-Original und als großer Kämpfer für die Schweinfurter Innnenstadt bekannt, sondern als früherer Metzger natürlich vom Fach.

Denn auch wenn die Entscheidung pro Schlachtschüssel als immaterielles Kulturerbe letztlich schneller fiel als erwartet, musste die Stadtverwaltung sagen wir mal ein bisschen zum Jagen getragen werden. Den Antrag samt Begründung zu stellen, nahm sehr viel Zeit in Anspruch.

So geht Schlachtschüssel: Das Fleisch wird direkt vom Holzbrett gegessen.
Foto: Chris Payr | So geht Schlachtschüssel: Das Fleisch wird direkt vom Holzbrett gegessen.

Chris Payr, der Vorsitzende von Genussreichstadt-Schweinfurt, ist sicher nach der Preisverleihung beseelt aus Frankens Hauptstadt zurückgekommen. Und es bleibt zu hoffen, dass er die ihm vorschwebenden Projekte zum Thema Schlachtschüssel so schnell wie möglich umsetzt: Neuauflage des vergriffenen Buchs von Karl-Heinz Hennig über die Geschichte der Schlachtschüssel und, das fänden wir noch viel besser, eine Wiederholung der Rekord-Schlachtschüssel von 1991, als 1200 Menschen gekochtes Schweinefleisch im Schlachtschüssel-Ritus verzehrt haben. Natürlich nicht im Sommer: Wie Fachfrau und Fachmann wissen, gibt's Schlachtschüssel nur zwischen September und April.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Oliver Schikora
Karl-Heinz Hennig
Schnitzel
Stadt Schweinfurt
Stadtverwaltung Schweinfurt
Windsbacher Knabenchor
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top