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Die Schlachtschüssel-Königin liebt das Bauchfleisch besonders
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Schweinfurt (HH) Kein Landstrich in Deutschland dürfte über so viele Königinnen verfügen wie der fränkische Raum. Es gibt die fränkische Weinkönigin, eine Apfelkönigin, in Bad Kissingen eine Quellenkönigin, aus Oberlauringen stammen gleich drei Kartoffelköniginnen, wir kennen die Maiblütenkönigin und die auch eine fränkische Spargelkönigin.

Nicht ganz so bekannt ist, dass auch Schweinfurt seine Königin hat. Sie heißt Beate Bauriedl und wirbt für die Schlachtschüssel, die es im Original angeblich nur hier gibt - die Schlachtschüssel-Königin.

Wie das so ist im Leben: Der Zufall beschert der 47-Jährigen den Titel. Familie Bauriedl bewirtschaftet in der Anlage Alte Warte einen Kleingarten. Ehemann Mario Bauriedl ist dritter Vorsitzender der Kleingärtner. Allgemeiner Treffpunkt ist die Vereinsgaststätte Alte Warte, wo der Wirt Horst Schlotter regelmäßig eine zünftige Schlachtschüssel anbietet.

Auf der Suche nach einer Symbolfigur kommt dem Wirt Beate Bauriedl in den Sinn, und die Umworbene stimmt zu. "Wir kennen uns gut, ich feiere gerne und bin ein fröhlicher Mensch", bringt Beate Bauriedl die Voraussetzungen auf einen kurzen Nenner. Bei der närrischen Schlachtschüssel im Fasching 1997 wird Beate Bauriedl gekürt. Freilich nicht gleich als Königin, sondern zunächst als Prinzessin.

1999 läuft ihre zweijährige "Amtszeit" ab, Karin Fabian folgt ihr nach. 2002 soll wieder die 47-Jährige ran. Sie sagt nicht Nein, weil Schlotter mit dem Titel einer "unkündbaren Königin" lockt. Beate Bauriedl ist jetzt "auf Lebenszeit" Schlachtschüsselkönigin und "ehrlich gesagt auch ein bisschen stolz darauf".

Sie erinnert sich noch genau an die Inthronisation, als Schlotter ihr eine Schärpe um den Leib bindet und mit einer Krone zur Majestät macht. Ihre Aufgaben? Zu allererst die Schlachtschüssel-Gäste in der Alten Warte begrüßen.

Die Königin erklärt Neulingen bei Bedarf das Zeremoniell mit dem Schweine-Ringelschwänzchen oder weiht in die genau festgelegte Reihenfolge ein. Immer wieder wird sie nach ihrem Amt gefragt, mitunter singt sie gemeinsam mit Schlotter die passende lokale Hymne - das Schlachtschüssel-Lied. Beate Bauriedl bevorzugt das Bauchfleisch ("das Fett mach ich immer runter"), kann aber auf die Innereien am Ende der Völlerei verzichten. Wieviele Schlachtschüsseln hat sie Schlachtschüssel-Regentin schon mitgemacht? Beate Bauriedl lacht und schüttelt den Kopf.

Den unerfahrenen Teilnehmer macht die Königin sofort aus. Zuletzt erst wies sie einen jungen Mann darauf hin, dass er sich möglicherweise mit ein klein wenig zuviel Brot versorgt habe. "Wenn der das alles gegessen hätte, hätte der keinen Platz fürs Fleisch mehr gehabt." Zur Schlachtschüssel gehört ihrer Meinung ein Schorle oder ein Schoppen. Aber wenn einer ein Bier trinkt, "dann akzeptiere ich das auch".

Die zweifache Mutter und Hausfrau lacht während des Gespräches viel, ist gut gelaunt. Am Ende meint sie, dass die Original Schweinfurter Schlachtschüssel eigentlich ein Pfund sei, mit dem die Stadt wuchern sollte. Die Königin wäre als Symbolfigur jedenfalls mit im Boot: "Weil ich eine Schlachtschüssel selbst gern ess'."

 
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