
Beginnen wir die Glosse mit einem Dank. An die Mitglieder des städtischen Bauausschusses, jener Quelle der Inspiration für Glossen jeder Art. Schade, dass diese nach rund 100 Zeilen ein natürliches Ende hat, die Ausklapp-Zeitung ist noch nicht erfunden.
Wie man in Schweinfurt aus leidvoller Erfahrung weiß, muss man sich vor dem Spott des Komikers Mario Barth in Acht nehmen. Der unternahm – natürlich völlig ungerechtfertigt – schon vor Jahren Schweinfurt-Bashing, als er sich bundesweit darüber lustig machte, dass die hiesige Verwaltung die Maxbrücke sanieren ließ, die damals noch für 2023 zum Abriss und Neubau vorgesehen war. Es kam bekanntlich anders, nicht vor 2027 steht der Abriss auf dem Programm und insofern war es ziemlich schlau, die Brücke zu sanieren und eine Art Seismographen dran zu hängen.
Nachdem Ruhe an der Mario-Barth-Front eingekehrt war und der Komiker sich anderen komischen Dingen in dieser Republik zuwandte, herrscht nun wieder die nackte Angst in der Verwaltung.
125 Parkplätze für Fußball-Fans: Warum die Grünen dagegen sind
Warum? Weil laut CSU und SPD ein Schildbürgerstreich epischen Ausmaßes droht, nämlich der Nicht-Bau von 125 Parkplätzen an der Willi-Kaidel-Straße für Auswärts-Fans bei Heimspielen des FC 05 Schweinfurt. Ökologie versus Fußball-Mafia DFB, der vorgeblich Schweinfurts ganzem Stolz den Aufstieg in die Dritte Liga verweigern könnte, weil die Auswärts-Fans nicht fast direkt neben dem Stadion parken könnten. Da kommt man ins Grübeln.
Eine "typisch deutsche Debatte" nannte der OB die Diskussion und hatte Recht: Gestritten wird über Parkplätze, wo man doch das große Ganze sehen muss, nämlich den "Klimaleuchtturm" Kessler Field, jenes herausragend vorbildliche Baugebiet im Rahmen der Konversion, das zumindest die süddeutschen Architekten in Scharen nach Schweinfurt pilgern lassen soll, staunend über so viel tolle Einfälle, wie man in einem einzigen Baugebiet das Klima schonen kann. Mal ganz davon abgesehen, dass der FC 05 erstmal aufsteigen muss.
Warum Laufen auch für Fußball-Fans gesund ist
In der DFB-Zentrale in Frankfurt weiß man zwar, dass man nicht zu den beliebtesten Verbänden Deutschlands gehört. Man dürfte sich aber die Augen reiben, wie man es geschafft hat, Bösewicht einer Diskussion zu sein über einen möglichen Parkplatz am Rande eines Baugebietes einer fränkischen Kleinstadt, in der ein ambitionierter Regionalligist lediglich vom Profifußball träumt.
Der Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka wies, sachlich richtig, mit seinem ökologischen Herzen darauf hin, dass, wo ein Auto steht, kein Baum stehen könne. Und mit seiner großstädtisch geprägten Lebenserfahrung fügte er ebenfalls sachlich richtig an, dass es Fußball-Fans zuzumuten sei, länger zu laufen, um ans Ziel ihrer Wünsche zu kommen. Er als Bayern-Fan müsse ja auch eineinhalb Kilometer von der U-Bahn zur Allianz-Arena laufen, da könne man in Schweinfurt auch verlangen, vom Icedome-Parkplatz zum Stadion zu laufen.
Aber zu beachten gilt eine Weisheit des Baureferenten Ralf Brettin: "Die Fans des Gegners konsumieren nicht nur stilles Mineralwasser, kassieren eine krachende Niederlage gegen den FC 05 und gehen still nach Hause." Mal schauen, was der Verwaltung liebster Komiker dazu sagt.