
Eigentlich passte das Wetter am Sonntag ganz gut zur Großwetterlage, der sich die christlichen Kirchen ausgesetzt sehen: Es regnete stundenlang ordentlich vom Himmel. Und es "funkt dazwischen, die Kirche befindet sich im freien Fall", wie Gerolzhofens Pfarrer Stefan Mai während des Eröffnungsgottesdienstes des Glaubensmarktes in der Stadtpfarrkirche feststellte. Die Hoffnung auf eitel Sonnenschein und einen frühlingshaften Tag hat sich nicht erfüllt.
So war am Samstagabend kurzfristig entschieden worden, die groß angelegte und aufwändig vorbereitete Veranstaltung nicht unter freiem Himmel stattfinden zu lassen, sondern in Innenräume zu verlegen. Das war sicherlich eine gute Entscheidung, zumal nachmittags, kurz vor Abschluss des Glaubensmarkts die Sonne dann doch noch vom Himmel lachte.
Es ging dabei nicht ausschließlich um die investierten Mühen und die viele Zeit, die die Verantwortlichen der Pfarreiengemeinschaft "St. Franziskus am Steigerwald" im Vorfeld aufgewandt hatten. Wichtiger war ihnen die Botschaft, die dieser Tag ausstrahlen sollte: "Wir genieren uns nicht als Christen, unseren Glauben ins Gespräch zu bringen." So brachte es Pfarrer Mai auf den Punkt.
Botschaften mit Potenzial
Eindrucksvoll unterstrichen dies während des Gottesdienstes Akteurinnen und Akteure des Kleinen Stadttheaters Gerolzhofen. Diese entfalteten zu Beginn der Predigt Banner mit Werbeslogans großer Unternehmen, die fast jedem geläufig sind. Nur ein Beispiel: "Nichts ist unmöglich ...". Dann folgten Banner mit Worten Jesu – die viel blasser und schlichter wirkten. Doch ihre Botschaft hätte mindestens ebenso viel Potenzial, Menschen zu fesseln, was allein in dem Versprechen deutlich wird: "Ich bin bei euch aller Tage, bis zum Ende der Welt."
Doch so inhaltsvoll die Botschaften Jesu auch sein mögen: Auf dem Marktplatz der Möglichkeiten und dem Rummel der Marktschreier spielen sie heute kaum noch eine Rolle, machte Mai deutlich. "Meist sind sie nur in der Kirche zu hören, und auch dort werden sie nicht immer ernst genommen."

Der Glaubensmarkt sollte hierzu eine echte Alternative bieten und Menschen Antworten des Christentums präsentieren auf die großen Fragen nach einem erfüllten und sinnhaften Leben. Es ging darum, sich vorzustellen, wie Menschen und Gruppen aus der Pfarreiengemeinschaft als Christen leben und sich eben nicht verkriechen oder sich fernhalten von Fragen, wie menschliches Miteinander gelingt.
Marktplatz der Angebote
Verteilt auf die Stadtpfarrkirche, das Pfarrer-Hersam-Haus, die Johanniskapelle, die Spitalkirche, den Eine-Welt-Laden, das Altstadtbüro, das Bürgerspital und das Beisel-Gebäude in der Spitalstraße präsentierten 25 Gruppierungen und Einrichtungen aus der Pfarreiengemeinschaft ihre Antworten auf die Frage, was Glauben ausmacht und wie sich Glauben leben lässt. Zugleich luden sie die Besucherinnen und Besucher des Glaubensmarktes ein, sich selbst der Frage zu stellen: Woran glaube ich und wie lebe ich meinen Glauben?
Karin Härder vom Begrüßungsdienst der katholischen Pfarrgemeinde berichtete beispielsweise davon, wie sie zusammen mit Klara Frico zugezogene Katholiken besucht. "Meistens werden wir sehr freundlich empfangen, von Jung und Alt", sagte Härder.

Die Pfadfinder saßen in der Spitalstraße um ein Lagerfeuer und boten Stockbrot an. Die Katholische junge Gemeinde sorgte mit Lagerfeuerliedern für Musik und bastelte Freundschaftsbändchen. Die Ministranten ließen den Duft von vier Weihrauchsorten erraten.
Auf Wurzeln kommt es an
Die Kinderhäuser St. Martin und St. Regiswind stellten ihren Jahreskreis vor und machten sich Gedanken darüber, welche Wurzeln ein Mensch hat und was es braucht, um diese zu entfalten. Hierzu konnten Kinder Hafersamen pflanzen und einen Blumenstecker basteln.
Die Tauf- und Kommunionkatecheten luden ein, auf einem symbolischen Fluss eigene Glaubenserlebnisse – gute wie schlechte – festzuhalten. Wallfahrtsführer berichteten in der Johanniskapelle von den drei großen Wallfahrten, die es in der Pfarreiengemeinschaft gibt: nach Vierzehnheiligen, Dettelbach und Gößweinstein.
Am Stand der ebenfalls vertretenen evangelischen Kirchengemeinde waren die Besucherinnen und Besucher eingeladen, Gottes Wort in kunstvoller Form niederzuschreiben und mitzunehmen. Ein Stockwerk höher im Pfarrer-Hersam-Haus führten die Küster und die Verantwortlichen für den Kirchenschmuck in die Arbeit in den Sakristeien ein. Wer wollte, erfuhr etwa, dass Ziborium keine orientalische Pflanze ist, sondern ein Speisekelch mit Deckel.
Über Belastendes sprechen
Ein Alleinstellungsmerkmal kam Martin Spackmüller zu. Der evangelische Lektor stand mutterseelenallein unter einem Schirm in der Spitalstraße und lud Passanten ein zum Gebet und Gespräch. "Viele kommen vorbei, wenige sprechen mit mir", fasste er seine Erlebnisse zusammen. "Ganz schlimm wäre es, wenn keiner sprechen wollte", sagte er. Der Unterstützer des Friedensgebets meinte, dass Menschen im Alltag oft keine Gelegenheit hätten, über Belastendes zu sprechen.

Auch wenn der Zustrom zum Glaubensmarkt wetterbedingt nicht alle Erwartungen erfüllt hat, lautet die zufriedene Bilanz von Kerstin Oppermann als Vertreterin des Gerolzhöfer Pfarrgemeindeteams: "Eines haben wir auf jeden Fall erreicht: Wir haben uns und die Angebote innerhalb der Pfarreiengemeinschaft besser kennengelernt und sind zusammengewachsen." Und Kirche habe nach außen hin gezeigt, dass sie offen ist – und was sie Menschen alles bietet.
Natürlich ist eine eindimensionale Sichtweise fehl am Platze. Total gegenseitige Meinungen was manchen Themen betreffen wirken aber auch nicht einladend.
Verbände, Vereine und Organisationen sind dann stark wenn möglichst alle an einem Strang ziehen und gleiche Werte, Sichtweisen und Ziele teilen. "Die Kirche" zieht zwar auch an einem Strang, leider aber von verschiedenen Enden.
Nicht nur für Kirchenmitglieder sondern gerade auch für Außenstehende dürfte das ziemlich abschreckend wirken.